Mehr Geld für Hafenarbeiter? Gewerkschaft spricht von „großer Enttäuschung“
Donnergrollen im Hamburger Hafen: Am Mittwoch wollen sich die Arbeiter auf den großen Containerterminals zu mehreren Pausen-Aktionen versammeln. Droht bald ein Streik?
Am Montag war die zweite Verhandlungsrunde zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem Arbeitgeberverband ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Seit Anfang Mai geht es um die Löhne und Gehälter von rund 12.000 Beschäftigten – etwa die Hälfte davon arbeiten in Hamburg. Der Rest in den bremischen und niedersächsischen Häfen.
Arbeitgeber bieten Lohnerhöhung in zwei Schritten an
Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) bot am Montagabend eine Lohnsteigerung in zwei Schritten. So soll es zum 1. Juni 3,2 Prozent mehr Geld geben. Ein Jahr später 2,8 Prozent mehr. Für die Beschäftigten in den Containerbetrieben bietet der ZDS darüber hinaus Einmalzahlungen von 600 Euro und eine Erhöhung der sogenannten A-Pauschale für Beschäftige in Containerbetrieben um 200 Euro an.
„Wir haben unseren Willen zu einer gemeinsamen Lösung heute mit einem sehr fairen Angebot bekräftigt“, erklärte ZDS-Verhandlungsführerin Ulrike Riedel. „Unser Vorschlag bewirkt im Zusammenspiel mit den Entlastungspaketen der Bundesregierung eine Reallohnsicherung für die Beschäftigten in den deutschen Seehafenbetrieben.“ Die Hafenwirtschaft sei durch die Pandemie und den Ukrainekrieg weiter Unsicherheiten ausgesetzt, weshalb die Lohntarifverhandlungen „besonnen“ geführt werden müssten.
Gewerkschaft Verdi bezeichnet Angebot als „große Enttäuschung“
Für Verdi ist das Angebot eine „große Enttäuschung“, wie es in einem Flugblatt an die Mitglieder heißt. Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung der Stundenlöhne um 1,20 Euro. Außerdem solle es einen realistischen Inflationsausgleich geben – im April lag die Inflation bei 7,4 Prozent. Darüber hinaus soll die sogenannte A-Pauschale von derzeit 3338 Euro um 1200 Euro angehoben werden. Dies begründet die Gewerkschaft mit der aktuell enormen Überstundenbelastung in den Containerbetrieben.
„Die Verdi-Tarifkommission hat ihre Enttäuschung den Arbeitgebern gegenüber deutlich zum Ausdruck gebracht und mitgeteilt, dass dies keine Grundlage für einen neuen Tarifvertrag ist“, heißt es in dem Flugblatt. Bei einer Inflationsrate von 7,4 Prozent bedeutet das Angebot einen klaren Reallohnverlust. „Die Arbeitgeber haben mit staatlichen Unterstützungsleistungen für die Beschäftigten argumentiert – damit würde ihr schlechtes Lohnangebot deutlich aufgewertet!“, so das Papier.
Verdi fordert Inflationsausgleich für die Hafenarbeiter
Verdi weist darauf hin, dass die Hafenarbeiter während der Corona-Zeit an ihre Belastungsgrenzen und mit vielen Überstunden sogar noch darüber hinaus gegangen seien. Dass die Arbeitgeber nun weniger als den Preisanstieg anbiete, ist für die Gewerkschaft nicht akzeptabel.
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Ein Hafenarbeiter der Lohngruppe 6, in der ein Großteil beschäftigt ist und an der sämtliche Berechnungen bei der jährlichen Lohnrunde festgemacht werden, hat ein Jahresgehalt zwischen 54.000 und 57.000 Euro. Für Überstunden, besondere Schichten, Sonn- und Feiertage gibt es Zuschläge.
Der aktuelle Tarifvertrag läuft zum 31. Mai aus. Dann endet auch die Friedenspflicht.