Fahrgäste warten am Hamburger Hauptbahnhof auf die Regional- oder Fernzüge.
  • Fahrgäste warten am Hamburger Hauptbahnhof auf die Regional- oder Fernzüge.
  • Foto: imago/Schöning

Mehr Platz für Regios am Hauptbahnhof? Schlechte Nachricht für Pendler

Der Hamburger Hauptbahnhof platzt schon lange aus allen Nähten: Übervolle Bahnsteige, ständige Verspätungen und Menschen, die sich in Regionalzüge quetschen, sind dort Alltag. Experten warnen schon länger, dass der proppenvolle Hauptbahnhof die Mobilitätswende auf lange Sicht sogar ausbremsen könnte. Jetzt ist auch noch einer langjährigen Hoffnung eine klare Absage erteilt worden.

Der Hamburger Hauptbahnhof ist mit seinen täglich 500.000 Nutzern der frequentierteste Bahnhof Deutschlands. „Wenn alles so bleibt wie es ist, wird er zur Bremse für die Mobilitätswende. Doppelt so viele Fahrgäste könnte der Bahnhof nicht mehr aufnehmen“, sagte Dennis Fiedel vom schleswig-holsteinischen Verkehrsunternehmen „NAH.SH“ bereits im Gespräch mit der MOPO.

Hauptbahnhof: Regionalzüge belegen zu viele Gleise

Dazu kommt das Problem, dass die Regionalzüge aus Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein alle am Hauptbahnhof enden und die Gleise belegen, bis sie wieder zurückfahren. „Das reduziert die Kapazität“, erklärte Verkehrsexperte Carsten Gerz von der TU Hamburg.

Alle drei Bundesländer und ihre Verkehrsunternehmen müssten sich auf ein gemeinsames Konzept und eine übergreifende Finanzierung einigen, um das zu ändern, schlug er vor. So könnten Züge zum Beispiel von Lüneburg bis nach Kiel durchfahren, anstatt in Hamburg umzudrehen. Das Konzept nennt sich „Durchbindung“.

Was wird aus dem erhofften Konzept der „Durchbindung“?

Bereits im Jahr 2020 hatte die Verkehrsbehörde von Anjes Tjarks (Grüne) dazu eine Untersuchung in Auftrag gegeben. Am Freitag stellten Vertreter der Deutschen Bahn das Gutachten endlich im Verkehrsausschuss vor. Das Ergebnis: So ein Konzept wäre nicht sinnvoll.

Laut NDR scheitert es auch daran, dass Hamburgs Nachbarländer unterschiedliche Gesellschaften mit dem Betrieb beauftragt hätten, die wiederum unterschiedlich lange Züge einsetzten. Fiedel von „NAH.SH“ hatte zudem bereits angemerkt, dass bei längeren Strecken die Wahrscheinlichkeiten für Zug-Verspätungen anstiegen. Die beste Lösung bleibe laut der Deutschen Bahn ein zusätzlicher Bahnsteig – aber der könne erst frühestens 2032 fertig werden.

Ein ernüchternder Ausblick. Und auch bei den anderen Lösungen ist nichts kurzfristiges in Sicht: Die neue S-Bahn-Linie S4 nach Bad Oldesloe soll ab 2029 den RB81 ersetzen und dadurch zwei Gleise freimachen. Und der vom Bund gewünschte neue S-Bahn-Tunnel zwischen Hauptbahnhof und Altona mit dem sperrigen Namen „Verbindungsbahnentlastungstunnel“ ist sogar erst für die 40er Jahre angepeilt. Auch er soll dann in weiter Zukunft zwei Gleise am Hauptbahnhof freimachen. Für die Pendler in der Gegenwart ist allerdings erst einmal weiterhin Quetschen und Warten angesagt.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp