Andy Grote, der Mini-Söder von der Elbe
Was Bayern kann, kann Hamburg schon lange: Vor allem, wenn es darum geht, diese bösen Kiffer in ihre Schranken zu weisen. Weil Bayerns Markus Söder (CSU), heiliger Kämpfer für das Recht auf Komasaufen, einen härtestmöglichen Bußgeldkatalog gegen Cannabiskonsum hat, brauchte Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) auch einen. In dieser Woche wurde er veröffentlicht – natürlich alles im Sinne des Jugendschutzes. Ein ehrenwertes Anliegen, das allerdings die Gefahr birgt, sich lächerlich zu machen.
Abschreckung mit saftigen Strafen, darauf setzen die bekennenden Legalisierungs-Gegner Peter Tschentscher und Grote. Wer in Hamburg zum Beispiel vor Kindern und Jugendlichen Cannabis konsumiert, kassiert eine Strafe von 1000 Euro. In Sichtweite (gemeint sind 100 Meter) von Schulen, Kitas oder Spielplätzen ist ein Bußgeld von bis zu 500 Euro fällig, Gleiches gilt in Fußgängerzonen von 7 bis 20 Uhr.
Damit gehen die Genossen den Weg von Söder, der den ersten Kiffer-Katalog dieser Art vorstellte. Was die SPD in Bayern als „völlig unverhältnismäßig“ kritisiert, hat unseren SPD-Innensenator offenbar eher angestachelt.
Ich finde es gut, dass die Hamburger SPD endlich die Sicherheit von Kindern ernst nimmt. Als ich zur Schule ging, hing vor dem Kiosk neben dem Schultor immer eine feste Trinker-Clique ab, durch die man auf dem Weg zur S-Bahn gehen musste. Solche Auswüchse bekämpft Grote jetzt bestimmt auch, oder? Auch der Alkoholverkauf rund um Schulen sollte in diesem Sinne verboten und mit Maßband kontrolliert werden.
Dass es künftig deutlich teurer ist, 99 Meter neben einer Kita einen Joint zu rauchen, als mit 80 km/h durch die 30er-Zone dort zu rasen und ernsthaft Leib und Leben der Kleinen zu gefährden, ist natürlich schwer nachvollziehbar und wird von Grote bestimmt umgehend angegangen – man würde sich als Innensenator ja sonst lächerlich machen. Hamburgs Eltern freuen sich!
Vater Staat sollte mal einen Blick in Hamburgs private Weinregale werfen
Überhaupt: Da die „nicht ordnungsgemäße Lagerung von Cannabis“ (ergo: nicht eingeschlossen) jetzt mit 500 bis 750 Euro bestraft wird, sollte Vater Staat mal einen Blick in Hamburgs private Wein- und Spirituosenregale werfen. Wir hatten als Teenies unsere ersten Vollrausche mit geklautem Schnaps aus Papas Kellern, das wird Grote mit Sicherheit künftig unterbinden.
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Und wo wir schon beim Vollrausch sind: Jeder weiß ja, dass Alkohol die deutlich gefährlichere und bei Überdosierung sogar eine lebensgefährliche Droge ist. Aktuell müssen 18-Jährige 1000 Euro Bußgeld zahlen, wenn sie neben ihrem 17-jährigen Kumpel einen Joint im Park rauchen. Geben sie ihm was ab, ist das sogar eine Straftat. Wenn sich alle gemeinsam ins Koma saufen, ist das erlaubt – Grote, übernehmen Sie!
Vielleicht sollten Grote und Tschentscher, die offenbar noch an ihrer Niederlage im Kampf gegen das Cannabisgesetz nagen, einmal bei Horst Arnold, ehemaliger Staatsanwalt und aktuell Rechtsexperte der Bayerischen SPD-Fraktion, anrufen. „Auch Abschreckung sollte durchdacht sein und nicht auf vordergründig blinden Emotionen – wie bei der Staatsregierung – aufbauen“, sagt Arnold mit Blick auf Grote – äh nein, er meinte natürlich Söder …