Schüler auf einem Schulhof (Symbolfoto).
  • Schüler auf einem Schulhof. Nicht in allen Stadtteilen haben die Kinder die gleichen Chancen auf Bildung (Symbolfoto).
  • Foto: picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON

Bildung in Hamburg braucht Investitionen in Personal, nicht nur in Steine

Eine Freundin von mir ist Lehrerin an einer Brennpunktschule. Sie hat Schülerinnen und Schüler aus zehn Nationen in ihrer Grundschulklasse. Viele leben in den angrenzenden Hochhausvierteln. Die Eltern arbeiten häufig in prekären Verhältnissen oder gar nicht. Die Kinder teilen sich nicht selten mit mehreren Geschwistern ein Zimmer. Beinahe täglich gibt es Schlägereien auf dem Schulhof. An manchen Tagen ist kein Unterricht möglich. Für diese Kinder ist der Weg zu einem höheren Schulabschluss schon fast verbaut, bevor es überhaupt richtig losgeht!

Neulich saßen wir zusammen. Sie hatte gerade die Zeugnisse für ihre Drittklässler fertig. Sie wirkte angespannt. Dann sprudelte es aus ihr heraus. Wahrscheinlich werden lediglich vier Kinder eine Gymnasialempfehlung bekommen, berichtete sie. Das entspricht 21 Prozent. Zum Vergleich: In Harvestehude gehen beinahe 80 Prozent aufs Gymnasium, in Steilshoop sind es knapp ein Viertel der Kinder.

Viele weitere hätten in ihrer Klasse durchaus das Zeug dazu, sagte sie, allerdings fehle es an Unterstützung. Die Eltern seien häufig überfordert, hätten selbst keine gute Schulbildung. In den Schulen fehle es zudem an Personal, berichtet sie. Selbst Inklusionsklassen seien unterbesetzt, die Fluktuation bei den Lehrkräften, Erziehern und Schulbegleitern hoch. Die Folge: Wer die Voraussetzungen für einen höheren Schulabschluss mitbringt, aber noch Förderbedarf hat, wird trotzdem nach der vierten Klasse aussortiert.

Armut erschwert die Chancen auf Bildung

Es ist eines der größten Probleme unserer Gesellschaft: Wer in Armut aufwächst, hat schlechtere Chancen auf einen guten Schulabschluss. Abzulesen u.a. an den diesjährigen Abinoten. Die Schulen, die hier am besten abschlossen, sind in Eppendorf, Winterhude oder Othmarschen. Nun ist es nicht so, dass sich Kinder an Stadtteilschulen nicht auch gut entwickeln. Ich war selbst auf einer und bin froh darüber. Natürlich braucht auch nicht jedes Kind das Abitur – es sollten nur alle die Möglichkeit bekommen.

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Hamburg investiert viele Millionen in die Infrastruktur von Schulen. Das ist gut. Fast noch wichtiger ist es aber, mehr qualifiziertes Personal an die Schulen zu bringen – vor allem in Billstedt, Steilshoop und Co. Sonst wird sich an der Situation nichts ändern. An dieser Stelle muss die Stadt bei den Prioritäten dringend nachjustieren.

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