Noch bis zum 8. August soll das Werbebanner der Bundeswehr den Zehn-Meter-Turm des Kaifu-Bads zieren.
  • Noch bis zum 8. August soll das Werbebanner der Bundeswehr den Zehn-Meter-Turm des Kaifu-Bads zieren.
  • Foto: Peter Gutzeit

Streit um Bundeswehr-Werbung im Kaifu-Bad: Geht’s noch?

Zum Glück darf man in Deutschland gegen das Militär demonstrieren. So richtig viel Sinn ergibt der Protest mit martialischen Worten und Vergleichen aber nicht.

Die Bundeswehr wirbt in einem Hamburger Freibad um Nachwuchs – und wenn man sich einige der Reaktionen anhört, könnte man meinen, gerade sei die allgemeine Mobilmachung befohlen worden: Vom „Fleischwolf der Bundeswehr“ ist da die Rede und davon, dass die Jugend „infiltriert und manipuliert“ werden solle, nicht einmal vor Vergleichen mit „totalitären Staaten“ schreckt man zurück.

Bundeswehr-Werbung im Kaifu-Bad: Die Bedrohung liegt woanders

Das Bemühen um den Frieden ist allerehrenwert – doch in einer Zeit, in der nur ein paar Flugstunden von Hamburg entfernt Wladimir Putin seit mehr als zwei Jahren einen unbarmherzigen Eroberungskrieg gegen die Ukraine führt, sollte man mit derartigen Vergleichen vielleicht doch lieber vorsichtig sein.

Der Text zum Thema: Vor dem Kaifu-Bad: Demo gegen Bundeswehr-Werbung

Nicht die Bundeswehr bedroht Frieden, Freiheit und Integrität Europas oder der deutschen Jugend – sondern die imperialen Träume eines Mannes, der sich nur noch deswegen Präsident nennt, weil die Krönung zum Zaren wahrscheinlich sogar in Russland mindestens zu Stirnrunzeln führen würde.

Zum Glück darf man hier gegen die Bundeswehr demonstrieren

Dass die Bundeswehr um Nachwuchs wirbt, das ist in Anbetracht der Lage in der Ukraine so folgerichtig wie die geplante Stationierung von US-Raketen in Deutschland. Der Versuch, Russland durch wirtschaftliche Zusammenarbeit als Teil des friedlichen Europas zu etablieren, er ist krachend gescheitert. Russland ist kein Partner Deutschlands. Wer das leugnet, der „infiltriert und manipuliert“ die Gesellschaft, nicht ein Plakat im Kaifu-Bad, das sprachlich etwas ungelenk „Marine kann Meer“ und einen „Karrieresprung“ verspricht.

Zum Glück darf man hier – so lächerlich der Anlass auch sein mag – auch gegen das Militär demonstrieren. Wer das in Russland versucht, findet sich sehr schnell in einer Zelle wieder. Und von dort aus ist der Weg dann nicht mehr weit in den echten Fleischwolf: die Front.

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