Tschentscher Westhagemann Horsch
  • Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher im Jahr 2018 mit Michael Westhagemann (M.) und Frank Horch (r.)
  • Foto: Axel Heimken/ dpa

Die Zeit der „Industriekapitäne“ im Rathaus ist abgelaufen

Peter Tschentscher (SPD) stellt sein Team neu auf. Das allein ist nicht unerwartet: Dass Wirtschaftssenator Michael Westhagemann ausgetauscht wird, schrieb die MOPO bereits am Samstag. Und Dorothee Stapelfeldts Abgang war auch nur eine Frage der Zeit. Beide sind am Ende ihrer Lebensarbeitszeit, beide haben zuletzt nicht mehr viel vorangebracht. Und doch bietet der Senatsumbau einige überraschende Erkenntnisse. 

Die wohl größte ist, dass die SPD von ihrer Strategie abrückt, exponierte Köpfe aus der Wirtschaft zu Wirtschaftssenatoren zu machen. Olaf Scholz holte 2011 den Manager und Handelskammer-Präses Frank Horch in sein Wahlkampfteam – ein Coup, der der SPD ein wirtschaftsfreundliches Image verpassen sollte und, zumindest nach Überzeugung führender Genossen, entscheidenden Anteil am fulminanten Wahlsieg über die CDU hatte.

Die SPD holte Industrieführer als Wirtschaftssenatoren

Scholz‘ Nachfolger Peter Tschentscher blieb der Strategie treu und holte 2018 den Industrieverbands-Chef und Handelskammer-Vizepräses Michael Westhagemann in den Senat als Nachfolger von Horch. Ein bestens vernetzter ehemaliger Windkraftmanager von Siemens – das klang nach einer perfekten Besetzung für Rot-Grün. 

Nun, einige Jahre später lässt sich konstatieren: Die Strategie ist nicht aufgegangen. Der Hafen steht nach Jahren unter der Ägide der „Industriekapitäne“ schlechter da als 2011, die Konkurrenz ist enteilt, die Zukunft ungewiss und die Elbvertiefung ein einziger Schlamassel. Hinzu kommt der globale Gewittersturm aus explodierenden Energiepreisen und einer sich abschwächenden Globalisierung. 

Hamburger Hafen-Krise: Jetzt soll es Melanie Leonhard richten

Mit Melanie Leonhard soll es jetzt ausgerechnet eine ausgewiesene Sozialpolitikerin, promovierte Historikerin und Parteichefin richten. Melanie Leonhard gilt als Peter Tschentschers beste Frau im Team. Das allein zeigt, wie kritisch die Hafen-Lage im Rathaus eingeschätzt wird. Jetzt ist Durchsetzungsfähigkeit gefragt, jetzt müssen die wichtigen Weichen für die Zukunft gestellt.

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Immerhin: Mit maritimen Krisen kennt sich die Harburgerin aus. Ihre Doktorarbeit schrieb sie über die wechselvolle Geschichte der Schiffsbau- und Reederfamilie Rickmers.

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