Eisbärenmutter Victoria (20) mit ihrer am Montag getauften Tochter Anouk (geboren im Dezember 2022).
  • Eisbärenmutter Victoria (20) mit ihrer am Montag getauften Tochter Anouk (geboren im Dezember 2022).
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Kommentar: Hagenbecks zynische Eisbären-Show

Was für eine bizarre Show, diese Taufe des Eisbär-Mädchens bei Hagenbeck. Einen Rettungsring warf ihr Pate Sasha ins Wasser – eigentlich total passend, denn Hilfe könnte das geschundene Tier so dringend gebrauchen. Ein guter Tag für den Tier- und Artenschutz war es jedenfalls nicht. Freuen kann sich lediglich der Tierpark, denn der Nachwuchs des zweitgrößten Landraubtieres der Welt wird die Kasse klingeln lassen.

Eisbären gehören in die Arktis. Dort ist ihr Lebensraum mehrere Tausend Quadratkilometer groß, sie legen lange Strecken zurück, paaren sich zwischen März und Juni wenn sie es möchten, und jagen Robben – ihre Leibspeise. Nichts davon können sie in ihrem Mini-Gefängnis im Zoo machen.

Langeweile und Bewegungsmangel sind die Folge und führen bei vielen Tieren zu Verhaltensauffälligkeiten. Sichtbar wird dieses Leid in Gefangenschaft oft durch Stereotypen. Dann laufen sie unmotiviert von einer Ecke ihres Geheges zur anderen – oder wackeln mit dem Kopf. Deswegen sind andere Tierparks längst aus der Eisbär-Haltung ausgestiegen oder haben diesen Schritt beschlossen.

Viele Tierparks aus Eisbär-Haltung ausgestiegen – Hagenbeck nicht

Aber der Klimawandel gefährdet doch das Leben der Eisbären, hört man oft als Rechtfertigung für die Zoohaltung. Richtig, der Eisbär mahnt uns eindringlich wie kein anderes Tier, dafür zu sorgen, die Erderwärmung zu stoppen – damit ihm das Eis nicht weiter unter den Pfoten wegschmilzt.

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Die Klimakrise aber weiter zu befeuern und die Zoohaltung von Eisbären gutzuheißen, weil dieses imposante Raubtier sonst aussterben könnte, ist ziemlich zynisch. Auch, weil ein Zoo eben keine Arche Noah, sondern ganz profan ein kommerzielles Unterhaltungs-Unternehmen ist, das auf Kosten der Tiere Geld verdient.


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