Hochbahn-Ausfall in Hamburg: Dieser Streik trifft die Falschen
Die Reichen: fahren Taxi. Die Autofahrer: fühlen sich bestätigt, dass ein Leben ohne Pkw eben doch nicht möglich ist. Die Sportlichen: treten in die Pedale. Wen also trifft der Arbeitskampf bei der Hochbahn?
Alle, die ihr Auto abgeschafft haben oder sich keins leisten können. Die nicht im Homeoffice bleiben können. Die zum Arzt müssen, deren Arbeit nicht auf die nächste Woche verschoben werden kann, die im Gesundheitssystem tätig sind oder im Supermarkt schuften.
Streik in Hamburg: Bewohner ganzer Stadtteile ihrer Mobilität beraubt
Durch den Streik werden die Bewohner ganzer Stadtteile ihrer Mobilität beraubt, und das trifft besonders die ärmeren Teile der Bevölkerung, die in den Großwohnsiedlungen in Steilshoop, Billstedt, Jenfeld, Kirchdorf-Süd oder Osdorf wohnen. Sie kommen da ohne Bus nicht weg.
Klar: Ein Streik, der nicht weh tut, bringt nichts. Doch anders als der Flughafenbetrieb, der ebenfalls bestreikt wird, gehören Bus und Bahn in einer Stadt zur Grundversorgung, weshalb sie auch von der Allgemeinheit subventioniert werden. Jetzt ganze Viertel davon abzuschneiden, ist keine gute Idee. Und das völlig unabhängig davon, ob man die Forderungen von Verdi gerechtfertigt findet oder der Meinung ist, dass das Angebot der Hochbahn mit bis zu fünf Wochen Extraurlaub nicht sehr entgegenkommend ist.
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Mit der Gewährleistung eines Notbetriebs, analog zum S-Bahnstreik, würde Verdi definitiv kein Zacken aus der Krone brechen, im Gegenteil. Die Gewerkschaft würde zeigen: Wir denken auch an die, die keine Alternative zu Bus und U-Bahn haben, die heute von A nach B kommen müssen. Nervig genug wäre der Streik ja dennoch. Und der gewünschte Effekt – nämlich deutlich machen, wie wichtig die Arbeit der Hochbahner ist – wäre ebenfalls erzielt.