In der Ostsee ist auch die deutsche Energiewende explodiert
Die Idee war bestechend einfach: Wir schalten die Atom- und Kohlemeiler ab, bauen Wind- und Sonnenkraft aus – und wenn Flaute herrscht und die Sonne nicht scheint, verfeuern wir massenhaft billiges russisches Gas aus den zwei Ostseepipelines, um Industrie und Haushalte mit Strom und Wärme zu versorgen. Dieser Traum wurde spätestens mit Nord Stream 1 und 2 in die Luft gejagt. Aus der Energiewende, wie wir Deutschen sie uns so schön ausgemalt haben, wird erstmal nichts.
Je früher wir daher umsteuern, desto besser. Die Erneuerbaren müssen wir natürlich so schnell wie möglich ausbauen, dazu eine Wasserstoffinfrastruktur. Aber: Bis dahin wird importiertes Flüssiggas kaum Kohle UND Atomkraft ersetzen können, wenn die Industrie international wettbewerbsfähig bleiben soll – es ist schlicht zu teuer , zu knapp und schafft darüberhinaus neue Abhängigkeiten.
Energiekrise: Erste Betriebe legen Anlagen still
Ein Beispiel: Die Stahlkocher bei ArcelorMittal im Hamburger Hafen legen jetzt eine ganze Anlage für sechs Monate still – die Produktion ist angesichts der Strompreise unbezahlbar. Schon jetzt wird teilweise je nach Wetterlage gearbeitet. Weht viel Wind, ist der Strom günstig und die Öfen laufen. Weht er nicht, bleiben sie kalt. Dauerhaft ließe sich so die Produktion nicht in Deutschland halten, viele gut bezahlte Jobs sind in Gefahr – und das nicht nur hier.
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In Berlin kommt diese Erkenntnis nur langsam bei den Verantwortlichen an. Schön und gut, dass Habeck jetzt zumindest zwei Atommeiler in Süddeutschland ein paar Monate länger betreiben will. Doch niemand glaubt, dass Europas Energieprobleme im nächsten Herbst gelöst sein werden. Die Ampel braucht jetzt einen Plan, der sichere Versorgung, stabile Preise und Klimaschutz vereint. Das wird, auch bei einem beschleunigten Ausbau von Wind und Solar, kaum ohne die noch laufenden und gerade stillgelegten AKW und ohne die Erschließung neuer Gasquellen in Europa funktionieren.