• Hamburgs Kitas bleiben geschlossen.
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Kein Corona-Konzept für Kitas: Kommentar: Schenkt den Kleinsten endlich Aufmerksamkeit!

Es ist an der Zeit, ein kleines Dankeschön zu sagen. Mehrfach in jüngerer Vergangenheit habe ich bei den Grünen ein Kreuz hinterlassen, gleichwohl mir kein ernsthaftes Pro-Argument einfiel. Am Ende reichten die reine Existenz des Themas Klimaschutz im Parteiprogramm und die abschreckende Wirkung der anderen. Nun aber habe ich zumindest ein wenig das Gefühl gewonnen, mit meiner Entscheidung nicht völlig danebengelegen zu haben. Anna Gallina und Katja Husen sei Dank.

Schon nach der Publikation der jüngsten Leopoldina-Empfehlung in Sachen Corona bekam man als Eltern eines Kita-Kindes einen Hals bis nach Timbuktu. Auf 19 vollbeschriebenen Seiten wurden dem Kita-Thema schlanke sechs (!) Zeilen gewidmet mit der wahnsinnigen Quintessenz: Bis zu den Sommerferien zulassen. Nun zählten neben einer Bärbel und einer Claudia nur ein Dirk, ein Horst, ein Jürgen, noch ein Jürgen, ein Thomas, noch ein Jürgen, noch ein Thomas… In der Summe jedenfalls 24 Herren zum 26-köpfigen Gremium. Was einiges erklärt, aber nichts rechtfertigt.

Völlige Ignoranz der Kita-Thematik

Die Hoffnung darauf, dass Politik es empathischer angeht als Wissenschaft, zerschlug sich dann am Mittwochabend. Vermutlich war die Erziehung von Kleinkindern in der vierstündigen Debatte genauso Thema wie die mögliche Fortsetzung der Fußball-Bundesliga, also gar nicht. Es ist und bleibt uneingeschränkt richtig, die Älteren der Gesellschaft zu schützen! Aber das darf nicht komplett zu Lasten der Jüngsten gehen.

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Entscheidern fehlt es komplett an Zugang zur Problematik

Hat überhaupt einer der Entscheider eine Idee, wie es ist, einem knapp Dreijährigen über Wochen hinweg jeden Tag aufs Neue sagen zu müssen, dass die Kita zu, der Spielplatz abgesperrt und der Elefantenzoo geschlossen ist? Weiß irgendwer von denen, wie sich Homeoffice anfühlt bei zeitgleicher Dauerbespaßung eines Sonnenscheins, der voll steckt mit Energie und Fragen?

Vor allem Mütter, aber auch Väter betroffen

Das betrifft im Übrigen – einziger kleiner Widerspruch zu Anna Gallinas Beiträgen – Männer ebenso wie Frauen, wenngleich natürlich nicht zu gleichen Anteilen. Ansonsten bin ich komplett bei ihr, auch in ihrer drastischen Wortwahl. „Wir schicken die Kleinsten in die häusliche Isolation und gefährden das Kindeswohl“, schimpfte sie: „Wir leben in einer kinderfeindlichen Gesellschaft.“

Nahezu überall anders haben Kinder eine größere Bedeutung

Ist so. Nicht erst seit Corona. Es braucht nur einen Besuch in irgendeinem anderen Land, um zu diesem Schluss zu kommen. Dass die Bundesregierung die Kitas mit keinem Wort bedachte, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf völlig hinten anstellt, ist ein Zeitsprung rückwärts, aber mit Karacho. „Wir sind in den 50ern gelandet. Bloß ohne die Möglichkeit, unsere Kinder vor die Tür zu schicken“, brachte es Katja Husen auf den Punkt.

Schenkt den Kleinsten endlich Aufmerksamkeit

Die Grünen fordern nun „ein Corona-Elterngeld und Elternzeit inklusive eines Kündigungsschutzes“. Das ist richtig und würde viel helfen. Noch wichtiger aber wäre es, dass in den Köpfen der Regierenden das Wohl und Wehe der Kinder, der Zukunft dieser Welt, endlich einen angemessenen Stellenwert bekommt.

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