Kommentar: Begleitetes Trinken für Lobbyisten
Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), will den Zugang für Jugendliche zu Alkohol deutlich beschränken. Eine sehr gute und mehr als überfällige Idee, findet MOPO-Lokalchef Julian König.
Als 16-Jähriger war ich zum Austausch in den USA. Wir waren auf einer Party eingeladen. Bier wurde angekündigt. Mindestens. „Much of Alcohol“, so das launige Versprechen des Gastgebers. In Hamburg wäre das kein Problem, denn als Teenies haben wir nahezu alles bekommen in den Supermärkten und Kiosken der Stadt. Bier sowieso – das war ja erlaubt. Anders in Amerika. Die Party war Promille-technisch ein Desaster: Es gab Root Beer, also eine alkoholfreie Limonade und in meinen Augen zu Recht hierzulande unbedeutend, aber richtiges Bier, Schnaps oder zumindest „Mon Chéri“ suchten wir vergebens. Damals fand ich irre, dass die Amis so streng sind.
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Heute ist meine Sicht eine andere: Es ist erschütternd, wie lax wir mit dem Thema Alkohol umgehen. Jugendliche ab 14 Jahren dürfen in Begleitung ihrer Eltern trinken. Bier gilt als soft, dabei ist ein Rausch mit Hopfen, Malz und Gerste zügig hergestellt. An dieser Regelung kann man gut sehen, wie stark die Alkohol-Lobby in Deutschland ist. Anstatt die Kids zu schützen, wird so das Signal gesendet: alles halb so wild. Der Drogenbeauftragte der SPD fordert nun eine Bier-Freigabe ab 18 Jahren. Gut so. Die Verharmlosung muss gestoppt werden.