Kommentar zum Spiegel-Rücktritt: Ihr emotionales Statement sendete das falsche Signal
Erster Impuls eines Kollegen: „Wie kann es sein, dass Andreas Scheuer all das, was er in seiner Amtszeit verbockt hat, aussitzen konnte und Anne Spiegel gehen muss?“ Tja. Klar ist: Der sonntagabendliche Auftritt der grünen Familienministerin bei ihrer hastig einberufenen Pressekonferenz war als Befreiungsschlag gedacht zu den Vorwürfen rund um ihren Urlaub kurz nach der Flut in Rheinland-Pfalz, wo sie damals Umweltministerin war. Stattdessen brachte er sie endgültig in eine ausweglose Situation.
Ihr kranker Mann, der nicht mehr gekonnt habe. Ihre Kinder, die wegen Corona gelitten hätten. Ja, das war vermutlich ehrlich. Schmerzhaft, sogar für den Betrachter, in der Emotionalität, mit der sie es vortrug. Eine Familienministerin, die daran scheitert, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen.
Spiegel: Über eigene Fehler wird nicht geredet
Natürlich muss man als Spitzenpolitikerin Fehler machen, Schwäche zeigen können. Aber das Problem ist: Spiegels Vortrag ließ den Eindruck zu, sie drücke sich um Verantwortung. Er führte weg von der Frage, was sie selbst denn nun falsch gemacht hat. Warum sie die Unwahrheit gesagt hat. Und hängen blieb das Bild eines im Amt vielfach überforderten Menschen und der Eindruck, dass der Rücktritt nun für alle Beteiligten das Beste ist.