Lindner und Porsche: Die hässliche Tradition der FDP
Die Politik hört sich auch die Argumente von Interessenvertretern wie Gewerkschaften, Unternehmen oder Nicht-Regierungsorganisationen an. Das ist per se nicht verwerflich und kann sogar sachdienlich sein. Voraussetzung: Am Ende entscheidet die Politik im Sinne der Allgemeinheit. Das ist ihr Job.
Im Fall von FDP-Chef Lindner und dem Porsche-Chef darf man aber zweifeln, ob dies der Fall war (und ist). Es sieht eher nach einer ungesunden Nähe aus. Wenn es wirklich stimmt, dass Lindner den Vorsitzenden seiner Lieblings-Automarke brühwarm über den Fortschritt der Koalitionsverhandlungen zum Verbrenner-Aus und den umstrittenen E-Fuels informiert hat, legt das nur einen Schluss nahe: Lindner hatte die Interessen Porsches im Hinterkopf, nicht die „res publica“.
Manches erscheint plötzlich in neuem Licht
Der Verdacht ist auch deshalb berechtigt, weil die FDP bereits eine hässliche Historie in dieser Beziehung hat. Das prominenteste Beispiel ist die Mövenpick-Affäre, als die Partei 2010 – nach üppigen Spenden eines Hoteliers – gegen großen Widerstand eine Steuererleichterung für diese Klientel durchdrückte.
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Auch die hartnäckige Weigerung Lindners, auf Autobahnen ein Tempolimit einzuführen oder mit dem 9-Euro-Ticket dauerhaft eine billige Alternative zum Auto zu schaffen, erscheint plötzlich in einem neuen Licht. Komplettiert wird das Bild durch den jahrelangen Kampf der FDP gegen ein Lobby-Register, das seinen Namen auch verdient. Wobei man zugeben muss: In diesem Punkt stehen auch andere Parteien auf der Bremse.
Lindner ist eigentlich ein Rücktritts-Kandidat
Porsche und Lindner konnten den Verdacht der Kungelei bisher nicht überzeugend ausräumen. Wenn Lindner da nicht nachbessert – oder es nicht kann – ist er ein Rücktrittskandidat.