Abschied von Merkel: „Auf die erste Kanzlerin reagierte ich sexistisch“
Als Angela Merkel bei der Bundestagswahl 2005 als Kanzlerkandidatin antrat, war ich 18 Jahre alt und durfte erstmals meine Stimme abgeben. Merkel bekam sie nicht. Und als die CDU-Politikerin schließlich im Bundestag vereidigt wurde, dominierte bei mir als Teenagerin von damals die Irritation. 16 Jahre sind seitdem vergangen – längst ist das anfängliche Fremdeln der Bewunderung gewichen. Zumindest teilweise.
Auf die erste Kanzlerin der Bundesrepublik reagierte ich ziemlich sexistisch. Diese Frisur, die verhuschte Art: DIE soll unser Land anführen? Ich konnte mir das nicht vorstellen. Wo war der Glanz, der Glamour, die Machtaura? In meinem Freundeskreis galt damals Gerhard Schröder als cool: dieses Machohafte, die Zigarren, der Schnaps. Ein bisschen poltern und protzen. Heute würden sich 18-Jährige vermutlich mit gerümpfter Nase wegdrehen. Aber die Zeiten waren noch nicht die der Political Correctness. Und nicht die der mächtigen Frauen in der deutschen Politik.
Doch dann war da plötzlich „Kohls Mädchen“. Die erste Frau an der Spitze, die jüngste Amtsinhaberin aller Zeiten, die erste Ostdeutsche im Kanzleramt. Allein: All das juckte mich nicht. Ich sah nur die Konservative, die für die CDU ein historisch schlechtes Wahlergebnis eingefahren hatte. Es galt: Wenn selbst der eigene Laden die nicht mag, wie sollten andere die neue Kanzlerin dann schätzen?
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