Rechtsruck in Italien: Diese Frau wirft mein Land um Jahrzehnte zurück
„Frei!!!“ titelt die rechtskonservative Zeitung „Libero“, feiert Giorgia Meloni als die Retterin der Demokratie, verhöhnt die nie einig gewesenen Rivalen, relativiert die wohl niedrigste Wahlbeteiligung der Nachkriegszeit – weniger als zwei Drittel. Das spiegelt die Spaltung eines Landes wider, das nun Populisten ausgeliefert ist. Die Fratelli d’Italia werden regieren, daran sind die Sozialdemokraten und die politische Achterbahnfahrt der letzten Jahre nicht ganz unschuldig. Doch inwiefern werden sie Italien befreien? Und vor allem: wovon?
Meloni selbst ist ein lebendes Paradoxon. Sie wird die erste Regierungschefin der italienischen Geschichte sein. Ein so fortschrittliches Ereignis und zur gleichen Zeit so reaktionär. Ausgerechnet eine Frau, die Politik gegen Frauen macht, Stichwort: Abtreibung; die mit einem Konfrontationskurs gegen Europa droht, nach dem Motto „Italiener zuerst“ – irgendwo habe ich das doch schon gehört …
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Italien kann jetzt die EU ins Wanken bringen
Italien strebt nach mehr nationaler Entscheidungsmacht, will Bedingungen stellen, nahm Europas (und Deutschlands) Geld aber immer gerne entgegen – leere Versprechungen als Gegenleistung inklusive. Gerade in Krisenzeiten sollten wir zusammenrücken, kompakt und entschlossen gegen Putin antreten. Stattdessen könnte ein EU-Gründungsmitglied die historische Union ins Wanken bringen.
Als gebürtiger Italiener durfte MOPO-Redakteur Ivan De Vincenzi auch bei der Parlamentswahl seine Stimme abgeben. Das politische Geschehen in seiner Heimat verfolgt er entsprechend intensiv, auch von Deutschland aus.
Und ausgerechnet eine Frau, die sich zu den Wurzeln ihrer Partei bekennt und den Faschismus nie gänzlich verurteilt hat, die Orbán und Trump als große Vorbilder hat, ist dafür mitverantwortlich. Giorgia Meloni wirft Italien um Jahrzehnte zurück.