Reich und rücksichtslos: Wie die angebliche Elite das Klima verheizt
Mal eben nach Palma de Mallorca, St. Moritz oder Sylt, ein schneller Termin in Bremen oder der Kurztrip in die Hauptstadt – sehr praktisch, wenn man einen Privatjet hat und nicht mit dem gemeinen Pöbel im Stau auf der Straße oder vor der Gepäckkontrolle steht oder – Gott bewahre – gar Bahn fahren muss. Privatjet-Flüge am Hamburger Flughafen boomen – und stehen damit sinnbildlich für all das, was derzeit schiefläuft beim Klimaschutz.
Die einen versuchen CO₂ einzusparen, wo es geht, vermeiden Flüge, verkaufen ihr Auto, verzichten auf Fleisch, essen und urlauben regional – während eine kleine, reiche Elite meint, nach Gutdünken die Atmosphäre vollblasen zu können, als ginge sie Klimaschutz nichts an.
Nichts ist so klimaschädlich wie ein Flug im Privatjet
10.000 Starts- und Landungen von Privatjets gab es in 15 Monaten am Hamburger Flughafen. Dabei ist keine Aktivität so klimaschädlich wie im Privatjet zu fliegen: Pro Passagier fallen darin laut Greenpeace je nach Modell fünf- bis 14-mal so viele Treibhausgase bei einem Flug an wie in einer Linienmaschine und 50-mal mehr als in einem Zug. Im vergangenen Jahr registrierte die deutsche Flugsicherung die Rekordzahl von 94.000 Privatflügen in Deutschland. Jeder neunte Flug in Europa soll bereits ein Privatflug sein, ganze Areale sind dafür an den großen Flughäfen sowie beliebten Urlaubsspots der Reichen reserviert. Der größte Witz dabei: Kleinere Anbieter von Privatjets sind dabei auch noch vom europäischen Emissionshandel in der Luftfahrt ausgenommen.
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Dass es in Hamburg auch nicht in erster Linie um wirtschaftlich relevante Flüge geht, zeigen die Lieblingsdestinationen: Westerland auf Sylt, Palma de Mallorca, St. Moritz und Ibiza. Und dass es nicht darum geht, besonders schwierig zu erreichende Orte anzufliegen, zeigen Ziele wie Bremen, Lübeck, Kiel, Hannover oder Berlin.
Braucht es ein Privatjet-Verbot am Hamburger Flughafen?
Die klitzekleine Klientel, die sich das erlaubt, belastet mit ihren beheizten Pools, großen Villen, Luxuskarossen, ständigen Fernreisen oder riesigen Yachten eh schon exzessiv die Umwelt. Da fragt man sich, warum weder Sozialdemokraten noch Grüne dem in Hamburg etwas entgegensetzen. Immerhin die „Letzte Generation“ hat erkannt, dass es womöglich zielführender ist, das rücksichtslose Luxusleben der Reichen anzuprangern anstatt Otto-Normalbürger mit Straßenblockaden gegen den Klimaschutz aufzubringen.
Amsterdam plant bereits ein Verbot der elitären Dreckschleudern an seinem Flughafen. Das wäre auch für Hamburg eine Option. Noch besser: Entweder exorbitant hohe Startgebühren, mit denen dann sinnvolle Klimaschutz-Projekte gefördert werden, oder eine verpflichtende und schnell steigende Quote für die Nutzung von E-Fuels – so könnte man das Geld der vermögenden Vielflieger nutzen, um der bislang noch sehr teuren Technik zur Marktreife zu verhelfen.