Unfall-Hotspot Waitzstraße – weil viele Senioren sich weigern, Bus zu fahren
Ein älterer Mann verwechselt offenbar Gas und Bremse. Nur ein Poller kann seinen tonnenschweren SUV einigermaßen aufhalten. Direkt dahinter: Außengastronomie. Es ist reines Glück, dass zu dem Unfallzeitpunkt niemand vor dem Lokal in der Waitzstraße gesessen hat und angefahren worden ist. Hätten wir Juli und nicht Dezember, es hätte möglicherweise Tote gegeben. Wann wird auf den Irrsinn in der Flottbeker Einkaufsstraße endlich reagiert?
Seit Jahren kann man die Uhr danach stellen, wann der nächste Senior einen Unfall baut, Gas und Bremse verwechselt, wie durch ein Wunder niemand zu Schaden kommt. Die Parkzonen wurden verändert, neue Poller gebaut, die einzig vernünftige Maßnahme wird aber nicht durchgesetzt: eine Sperrung dieser Unfallstraße!
Waitzstraße als Mikrokosmos des Verkehrsirrsinns
Wenn ich in der Waitzstraße unterwegs bin, dann sind zwei Sachen sicher: Es gibt Stau und die Leute parken kreuz und quer. Einparken, ausparken, vor, zurück, Blockade, ein Himmelfahrtskommando auf vier Rädern. Nichts funktioniert dort normal – und viele haben auch noch riesige Autos mit massig PS.
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Nun fordert Altonas Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne), dass es endlich regelmäßige Fahrtüchtigkeitsproben für Senior:innen geben müsse. Dem kann man nur zustimmen. Das allein sorgt zwar nicht dafür, dass die Waitzstraße eine unfallfreie Zone wird, es muss aber endlich eine Debatte darum geben, wann die Grenze der individuellen Freiheit erreicht ist, und die allgemeine Sicherheit vorgeht.
Die Frage, die ich mir darüber hinaus seit Jahren aber stelle, ist folgende: Wann wird die Waitzstraße endlich zur Fußgängerzone? Ein Politiker aus dem Bezirk hat mir mal gesagt, dass niemand dieses Eisen anfassen werde. Die Gründe: Man würde dort die Wähler verprellen, die überwiegend aufs Auto angewiesen seien. Außerdem wollen, so der Politiker, die Geschäftstreibenden den Autoverkehr.
Polizei muss Waitzstraße als Unfallschwerpunkt deklarieren
Und die haben auch deshalb so ein Gewicht, weil sie vor Jahren den Umbau der Einkaufsstraße im Rahmen eines BID (Business Improvement District) finanziert haben.
Fakt ist leider auch: Viele Senioren weigern sich, den ÖPNV zu nutzen. Im Falle der Waitzstraße ist die Anbindung sogar sehr gut. Es gibt diverse Busse sowie den S-Bahnhof Othmarschen. Auch einen Shuttle-Service könnte man einrichten, um die Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, zu den anliegenden Ärzten zu bringen.
Problem: Politisch gibt es keine Mehrheit für eine Umwidmung der Einkaufszone. Helfen könnte die Polizei. Diese müsste die Waitzstraße zu einem Unfallschwerpunkt erklären und dichtmachen. Bei 25 Schaufenster-Unfällen in wenigen Jahren eigentlich eine naheliegende Lösung. Es würde die Möglichkeit schaffen, einen Verkehrsversuch in der Waitzstraße zu starten.