Jogi Löw
  • Bundestrainer Jogi Löw hätte spätestens 2018 zurücktreten müssen. Doch die Kunst des selbstbestimmten Rückzugs beherrschen hierzulande nur noch die wenigsten.
  • Foto: picture alliance / Matthias Koch/POOL/nordphoto | Matthias Koch

Was Löw von Papst Benedikt hätte lernen müssen

Unser Aus bei der Fußball-EM hat ein Gutes: Es hat dem ganzen Land drastisch vor Augen geführt, was passiert, wenn Führungskräfte am Amt kleben, deren Zeit erkennbar abgelaufen ist. Jogi Löw hätte nach der WM 2018 zurücktreten müssen. Aber er ignorierte die Zeichen der Zeit und seine Umgebung ließ ihn gewähren.

Dabei hätte allen bewusst sein müssen: Ab einem gewissen Punkt tendieren alle Menschen in Machtpositionen dazu, sich abzunutzen. Sie hören auf die immer gleichen Einflüsterer, können keine neuen Impulse mehr setzen und schlittern langsam aber sicher mit ihren Organisationen in die Reformunfähigkeit. Das Ergebnis: Sie werden von anderen abgehängt.

Die letzten vier Jahre Kohl und Merkel: vertane Zeit

Das lässt sich auch in der Politik beobachten: Die letzten vier Regierungsjahre von Angela Merkel und Helmut Kohl gehörten jeweils sicher nicht zu ihren besten. Kohl hat und Merkel wird einen erheblichen Reformstau hinterlassen.

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Gegen derlei hilft oft nur eines: ein rechtzeitiger, halbwegs ehrenvoller Rücktritt. Leider steht diese Kunst hierzulande nicht mehr hoch im Kurs. Auch in den offensichtlichsten Fällen. Oder warum regiert uns noch immer ein Verkehrsminister, der mit der Lkw-Maut trotz aller Warnungen viele Milliarden Steuergeld verbrannt hat? Um nur ein Beispiel zu nennen.

Wenn die katholische Kirche zum Vorbild wird …

Einer der wenigen Lichtblicke in dieser Beziehung ist die katholische Kirche: Da bieten einzelne Bischöfe als Konsequenz aus Missbrauchsfällen bei Kindern wenigstens noch ihren Rücktritt an und gebrechliche Päpste wie Benedikt machen für Jüngere und Reformbereitere Platz. So weit ist es in Sport und Politik also bereits gekommen: Dass die katholische Kirche als Vorbild erstrahlt.

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