Wie Merkel muss man das erstmal hinkriegen
Diese Ruhe! Die war Fluch und Segen. Mit ihr schaukelte die Kanzlerin Merkel uns durch epochale Krisen, die für mehrere Leben gereicht hätten.
Mit grundsolider Seriosität und unerschütterlicher Drögheit ging es durch Bankenkrise, Euro-Krise, Flüchtlingskrise, islamistischen Terror und all das andere, was den Puls der Republik verlässlich im dauerhaft roten Bereich hielt.
Stoisch durch die Krisen
Das war gut, weil Merkels Stoizismus Vertrauen verströmte. Weil man sich einer Sache auch in unsichersten Zeiten immer sicher sein konnte: Die Merkel entscheidet rational. Ist frei von Allüren. Übermenschlich zäh. Und komplett integer. Das sagt noch nichts über die Qualität des Ergebnisses, aber es sind schon mal bessere Voraussetzungen, als sie die meisten Entscheidungsträger mitbringen.
Dynamik? Nö. Wandel? Raute
Die Kehrseite: Gleichzeitig erstarrte das Land in trutschiger Behäbigkeit. Dynamik? Nö. Wandel? Raute. Olaf Scholz, zu Gast beim Abschied seiner Vorgängerin, ist ihr ähnlich, aber muss schneller sein. Und lebendiger führen. Sonst wird das nix mit den gewaltig drängenden Herausforderungen der Gegenwart. Eines aber ist zum Schlussakkord nach 16 Jahren Rund-um-die Uhr-Einsatz für das Land an dieser Stelle noch fällig: Danke, Merkel!