• Katja Suding, bisherige Landesvorsitzende der FDP Hamburg, während des Online-Parteitags.
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„Menschliche Abgründe, grandiose Momente“: Tränen zum Abschied und ein neuer FDP-Chef

Ein gutes Jahr nach dem Ausscheiden aus der Hamburgischen Bürgerschaft wagt die FDP einen Neuanfang. Ein neuer Landesvorsitzender will die Elbliberalen in Bund und Stadt wieder zum Erfolg führen. Unterdessen hat sich die ehemalige Landtagsvorsitzende Katja Suding beim Parteitag am Sonntag unter Tränen verabschiedet.

Bei dem weitgehend online abgehaltenen Parteitag stimmten 207 Mitglieder für Michael Kruse als neuen Landtagsvorsitzenden der Hamburger FDP. Er war früher Co-Fraktionsvorsitzender in der Bürgerschaft. 

In der Kampfabstimmung setzte sich Kruse mit absoluter Mehrheit gegen den früheren Bürgerschaftsabgeordneten Daniel Oetzel durch, für den 127 Mitglieder stimmten. Weiter gab es in dem Wahlgang drei Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen. Die Abstimmung muss noch durch eine Briefwahl bestätigt werden. Das Ergebnis soll am 9. Mai vorliegen. 

FDP: Kruse auch Spitzenkandidat für Bundestagswahlen

Am Samstag war Kruse bereits zum Spitzenkandidaten der Elbliberalen für die Bundestagswahl bestimmt worden. In beiden Funktion wolle er Synergien heben, die sich aus der Kombination von Amt und Mandat ergäben, sagte er am Sonntag. Er wolle dafür sorgen, dass die FDP bei der Bundestagswahl im September die zwei Hamburger Mandate zumindest verteidigt und 2025 wieder mit einer starken Fraktion in die Bürgerschaft einzieht. Oetzel hatte zuvor vergeblich für eine Trennung von Amt und Mandat plädiert. 

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Vor der Abstimmung über ihren Nachfolger hatte sich Suding unter Tränen verabschiedet. „Ich gehe, weil ich noch andere Pläne für mein Leben habe“, sagte die 45-Jährige. In 15 Jahren FDP habe sie die „tiefsten menschliche Abgründe“, aber auch grandiose Momente und tiefe Freundschaften erlebt. Die stellvertretende Bundesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete hatte bereits im September angekündigt, aus der aktiven Politik ausscheiden zu wollen.  

Katja Sudings Abschiedsrede: Kritik an Corona-Politik  

Nach sieben Jahren an der Spitze der Elb-Liberalen zog sie eine positive Bilanz, trotz des Ausscheidens aus der Bürgerschaft im vergangenen Jahr. „Der Landesvorstand steht gut da, die Finanzen sind in Ordnung“, sagte Suding, die dem Parteitag online zugeschaltet wurde. „Wir haben so viele Mitglieder wie seit über 26 Jahren nicht mehr.“ Derzeit seien es mehr als 1600, Tendenz steigend.  

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Ihre Abschiedsrede nutze Suding aber auch für scharfe Kritik an der Corona-Politik der großen Koalition in Berlin. Es sei „unerträglich“, wie sehr die Grundrechte etwa durch Ausgangsbeschränkungen eingeschränkt würden, „zu einem – wie ich finde – geringen Gegenwert“. Deshalb klage sie gemeinsam mit anderen Abgeordneten der Bundestagsfraktion gegen die Bundes-Notbremse. Auch nach über einem Jahr der Pandemie gebe es keine schlüssigen Konzepte. „Ausgetragen wird das auf dem Rücken unserer Kinder. Und das muss ein Ende haben“, sagte Suding und forderte die Rückkehr von Kitas und Schulen in den Präsenzbetrieb. (fi/dpa) 

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