Ein Krahn steht in einem Hamburger Neubaugebiet.
  • Die vielen Neubauten sollee in Hamburg zur Stabilisierung der Mietpreise führen (Symbolbild).
  • Foto: (c) dpa

Mieten-Anstieg in Hamburg endlich ausgebremst?

Bauen, bauen, bauen: Seit elf Jahren will Hamburg so die Mietenkrise in den Griff kriegen. Mit der Genehmigung von rund 10.000 Wohnungen im Jahr soll das Angebot so groß werden, dass die Preise nicht mehr steigen – oder sogar sinken. Und zumindest nach Einschätzung des Immobilienportals „ImmoScout24“ rückt dieses Ziel jetzt in greifbare Nähe. Doch der Mieterverein bleibt skeptisch.

Wie aus dem „Wohnbarometer“ der Online-Plattform „ImmoScout24“ hervorgeht, sind die Mietpreise für Bestandswohnungen in Hamburg im zweiten Quartal 2021 nur noch um 0,3 Prozent gestiegen. Im ersten Quartal 2021 hatte der Preisanstieg in Hamburg noch 1,1 Prozent betragen. Auch im Vergleich zu den anderen deutschen Metropolen steht Hamburg damit gut da: In Köln und Berlin betrug der Anstieg im zweiten Quartal bei rund 1,5 Prozent.

Mieten-Anstieg in Hamburg gebremst

Auch in Zukunft sollen die Mietpreise in Hamburg am geringsten von allen Großstädten steigen. „ImmoScout24“ prognostiziert ein Plus von 2,7 Prozent in zwölf Monaten – und das läge, anders als in Vorjahren, nur etwas über der allgemeinen Inflationsentwicklung. Grund für den relativ geringen Anstieg laut den Experten des Portals: Der Wohnungsmarkt kommt wieder ins Gleichgewicht.

Das könnte Sie auch interessieren: So will die SAGA den Mietenwahnsinn stoppen

„Hamburg ist auf dem Weg zu einem ausgeglichen Mietmarkt, in dem Angebot und Nachfrage sich annähern, und erreicht dadurch die höchste Preisstabilität“, sagt Thomas Schroeter, Geschäftsführer von „ImmoScout24“. Als Hauptgrund sieht er die hohe und bundesweit mittlerweile als vorbildlich geltende Neubauquote.

Dass der Markt in Hamburg ausgeglichen sei, bestreitet jedoch der Mieterverein zu Hamburg. Der verhältnismäßig geringe Anstieg der Mieten habe verschiedene Gründe, erklärt der Vorsitzende Siegmund Chychla im Gespräch mit der MOPO. „Die Mietpreise sind nach wie vor sehr hoch, der geringe Anstieg der hohen Mieten ist überwiegend auf mehr Neubau und die Folgen der Pandemie zurückzuführen“, so Chychla. So habe es etwa pandemiebedingt weniger Zuzug nach Hamburg gegeben.

Wohnungspreise steigen nur langsam – Nachfrage weiterhin hoch

Auffällig: Besonders niedrig sind die Preissteigerungen bei Neubauten. Um 0,4 Prozent wuchsen die Mietpreise in diesem Segment in Hamburg, deutschlandweit sind es 1,5 Prozent. Dass Bestandswohnungen (wohl auch aufgrund der meist niedrigeren Mieten) deutlich nachgefragter sind, zeigen die Zahlen des Portals. 38 Anfragen gibt es in Hamburg laut der „ImmoScout24“-Erhebung pro Woche auf ein Inserat. Pro angebotener Neubauwohnung sind es hingegen nur acht Anfragen.

Für Chychla zeigt dies einmal mehr, dass der Hamburger Mietmarkt noch nicht ausgeglichen ist. Erst wenn das Angebot die Nachfrage leicht übersteige, könne man von einem ausgeglichenen Markt sprechen. In Hamburg gebe es derzeit noch so gut wie keinen Leerstand.

Bei den absoluten Mieten liegt Hamburg im Mittelfeld der deutschen Großstädte. ImmoScout24
Bei den absoluten Mieten liegt Hamburg im Mittelfeld der deutschen Großstädte.

Bei den absoluten Preisen liegt Hamburg indes im Mittelfeld der deutschen Großstädte. 11,66 Euro kostet in Hamburg der Quadratmeter bei den Bestandswohnungen. Im Vergleich dazu liegt der Quadratmeterpreis in München bei stolzen 16,25 Euro, in Berlin bei 10,39 Euro. Neubauwohnungen liegen in Hamburg bei 13,59 Euro pro Quadratmeter. Auch hier liegen andere deutsche Metropolen noch deutlich darüber – in Frankfurt kostet eine Neubauwohnung 14,50 Euro pro Quadratmeter, in München sogar 18,55 Euro.

Ob sich die Preise in Hamburg also tatsächlich wie prognostiziert stabilisieren werden, bleibt abzuwarten. „Wir sind gespannt auf den neuen Mietenspiegel“, meint Chychla. Der soll im November erscheinen. „Wir unterstützen den Wohnungsbau des Senats, aber das allein reicht nicht. Die Wohnungspolitik zeigt Wirkung, aber es muss weiter und günstiger gebaut werden.“

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp