Miete zum Gruseln: Hier entsteht eine Wohnung für 6350 Euro kalt
„Hoch hinaus! Endstation Penthouse am Mühlenkamp“. Das ist der Titel einer Anzeige auf dem Online-Portal „Immowelt“ für eine Wohnung, die offenbar nicht nur bezüglich der Wohnlage ganz oben mitspielen möchte: Schwindelerregende 6350 Euro beträgt dort die Kaltmiete der Wohnung – für vier Zimmer.
„In einer der begehrtesten Adresslagen Hamburgs entsteht aktuell ein Wohn- und Geschäftshaus mit insgesamt 13 Wohneinheiten“, heißt es in der Online-Anzeige. Aktuell wird das Gebäude in der Straße Am Mühlenkamp noch vollständig von einem Baugerüst verdeckt. Interessierte können sich allerdings schon heute für eine Penthouse-Wohnung vormerken lassen.
Wohnen in Hamburg: Mieten-Wahnsinn am Mühlenkamp
Dabei handelt es sich um eine Maisonette-Penthouse-Wohnung, die sich über die letzten zwei Etagen des Gebäudes auf insgesamt 208 Quadratmetern erstreckt. Die Kaltmiete liegt laut dem Anbieter bei 6350 Euro, warm kommen noch einmal 575 Euro für Neben- und Heizkosten oben drauf, sodass der Endpreis bei 6925 Euro liegt.
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Umgerechnet sind das 30,53 Euro pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Im Hamburger Mietenspiegel von 2019 beträgt der Preis pro Quadratmeter bei einer Wohnung ab 131 Quadratmeter selbst bei einer guten Wohnlage im Durchschnitt 14,81 Euro. Das ist weniger als die Hälfte des hier veröffentlichten Angebots.
Wohnen in Hamburg: Deshalb greift hier die Mietpreisbremse nicht
Ist das noch erlaubt? Leider ja. „Rechtlich kommt der Vermieter damit durch“, erklärt Rechtsanwalt Marc Meyer von „Mieter helfen Mietern“ der MOPO. „Die Mietpreisbremse ist wegen der Ausnahme des Neubaus nicht anwendbar.“
Dem stimmt Siegmund Cychla, Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg, zu. „Ordnungsmäßig ist dort kaum was zu machen“, sagt er. Für ihn ist das Angebot allerdings ein weiteres Indiz dafür, dass der Wohnungsmarkt in Hamburg außer Kontrolle geraten ist. „Diese Wohnung liegt weder an der Alster, noch bietet sie einen Blick auf die Elbe“, so Chychla. „Das, was wir in Hamburg brauchen, ist bezahlbarer Wohnraum und nicht derartige Neubauten.“
Mieterverein: Hamburgs Wohnungsmarkt „außer Kontrolle“
Meyer fasst das Problem noch einmal zusammen: „Hamburg benötigt dringend Wohnraum, der den rasanten Schwund der öffentlich geförderten Sozialwohnungen ausgleicht und händeringend von vielen Stadtbewohner:innen gesucht wird“, so der Rechtsanwalt.
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In der Bezirkspolitik zeigt man sich entsetzt. „Preise von über 30 Euro pro Quadratmeter sind ein Ausreißer, der nicht zur Regel werden darf“, sagt Timo B. Kranz, Fraktionsvorsitzender der Grünen in Hamburg-Nord und stadtentwicklungspolitischer Sprecher. „Unser Ziel ist, dass Hamburg für alle Menschen bezahlbar bleibt.“
Daher setzten die Grünen weiterhin auf die Wohnungsbaustrategie des Senats: „Wir stärken dabei insbesondere den geförderten Wohnungsbau. Dessen Ausbau hat eine messbar dämpfende Wirkung auf die Preisentwicklung.“
Hamburg: Geförderter Wohnbau soll Preisen entgegenwirken
Dass sämtliche Wohnungen, die nach Oktober 2014 neu erbaut wurden, von der Mietpreisbremse ausgeschlossen sind, wird allerdings weiterhin als positiv beurteilt. „Das hat den Grund, den Wohnungsbau nicht abzuwürgen“, erklärt Andreas Schott, Fraktionsvorsitzender der CDU Hamburg-Nord.
Die MOPO fragte beim verantwortlichen Immobilien-Anbieter nach, wie sich der Preis von 6350 Euro Kaltmiete für die Wohnung zusammensetzt. Dieser antwortete allerdings auch nach einigen Tagen nicht. Die Anzeige selbst wurde inzwischen schon wieder offline genommen. Möglicherweise haben sich bereits genug Interessenten gemeldet.
So viele Wohnungen wurden 2020 in Hamburg fertiggestellt
Im Jahr 2020 wurden laut der der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen insgesamt 11.269 Wohnungen bezugsfertig. 3472 davon seien öffentlich geförderter Wohnraum. Das entspreche etwa 31 Prozent aller neugebauten Wohnungen und liege knapp über dem mit dem „Bündnis für das Wohnen“ vereinbarten Drittelmix.
Kritik gab es dazu aus der Linksfraktion, denn der hochgehaltene Drittelmix gehe an der Realität vorbei. Gut die Hälfte der Hamburger Haushalte sei berechtigt, eine geförderte Wohnung in Anspruch zu nehmen.