Ein Blick auf das Werksgelände der Aurubis AG auf der Veddel in Hamburg. (Archivbild)
  • Ein Blick auf das Werksgelände der Aurubis AG auf der Veddel in Hamburg. (Archivbild)
  • Foto: dpa | Marcus Brandt

Millionenschaden durch Betrug mit Elektroschrott bei Aurubis: Drei Männer vor Gericht

Erst im Februar dieses Jahres wurden sechs Männer im Zusammenhang mit Metalldiebstahl verurteilt. Jetzt stehen erneut drei Männer (70, 63 und 45 Jahre) vor Gericht. Sie sollen den Konzern um rund 15 Millionen Euro erleichtert haben.

Die Hamburger Staatsanwaltschaft wirft dem Trio gemeinschaftlichen und gewerbsmäßigen Betrug in besonders schwerem Fall sowie Bestechung beziehungsweise Bestechlichkeit vor. Der 63-Jährige war zwischen April 2012 und August 2016 bei dem Unternehmen als Metallurge im Bereich Materialbewertung und Materialprüfung beschäftigt.

So soll der Betrug abgelaufen sein

Als solcher begutachtete er den edelmetallhaltigen Elektronikschrott, den der 70-Jährige und sein 45-jähriger Sohn regelmäßig an das Unternehmen lieferten. Die jeweiligen Proben zur Bestimmung des Edelmetallgehalts manipulierte er im Labor laut Anklage durch das Einstreuen von Gold- und Silberpulver – wodurch letztlich überhöhte Rechnungen an die Lieferanten bezahlt wurden.

An den dadurch erzielten Mehrerlösen soll der Aurubis-Angestellte durch Barzahlungen im jeweils fünfstelligen Bereich beteiligt worden sein. Bei mehreren konspirativen Treffen im Raum Osnabrück soll Bargeld in Höhe von insgesamt rund 103.550 Euro geflossen sein. Auch zwei Goldbarren wurden übergeben. Aurubis soll durch die Manipulation des angelieferten Materials ein Gesamtschaden in Höhe von circa 15 Mio. Euro entstanden sein.

Aurubis beliebtes Ziel von Kriminellen

Der Betrug war Ende August bei regelmäßigen Überprüfungen des Metallbestands aufgefallen. Es gab erhebliche Abweichungen vom Sollbestand sowie Abweichungen bei Sonderproben bestimmter Recycling-Lieferungen. Schon damals ging Aurubis davon aus, dass manipulierte Proben mit hohen Gehalten wertvoller Metalle abgegeben wurden, die Lieferungen dann aber deutlich weniger wertvolle Metalle enthielten.

Aurubis mit Sitz auf der Veddel ist eigenen Angaben zufolge ein führendes Unternehmen für das Recycling von Kupfer, Edelmetallen und anderen Nichteisenmetallen, die sich in den verschiedensten metallhaltigen Konsum- und Gebrauchsgütern wie elektronischen Geräten verbergen. Etwa eine Million Tonnen Recycling-Schrott werden pro Jahr verarbeitet. Neben Kupfer, Blei, Nickel und Zink fallen im Recycling beispielsweise auch Gold und Silber oder Platin und Palladium an.

Schon allein deshalb haben es Kriminelle auf das Unternehmen abgesehen. Erst im Februar wurden sechs Männer vor dem Landgericht wegen schweren Bandendiebstahls und gewerbsmäßiger Hehlerei zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, nachdem sie silber-und goldhaltige Zwischen- und Nebenprodukte im Wert von insgesamt elf Millionen Euro vom Firmengelände auf der Veddel transportiert hatten.

Millionen-Betrug bei Aurubis kommt vor Gericht

Nach den Diebstahl- und Betrugsfällen verzeichnete der Kupferkonzern einen satten Gewinneinbruch. Unter dem Strich sprach das Unternehmen im Dezember bei der Präsentation der Jahresergebnisse für 2022/23 (30. September) von einem Fehlbestand an Metallen von 169 Millionen Euro. Die lange unentdeckt gebliebenen Fälle von Diebstahl und Betrug sorgten für Kritik am Risikomanagement der Unternehmensführung. Vorstandschef Roland Harings, Finanzvorstand Rainer Verhoeven sowie Produktionsvorstand Heiko Arnold mussten ihre Posten daraufhin vorzeitig aufgeben.

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Der Prozess gegen die mutmaßlichen Betrüger sollte ursprünglich bereits am 13. Juni starten, der Beginn der Hauptverhandlung wurde jedoch kurzfristig aufgehoben. Jetzt beginnt das Verfahren ab Montag vor dem Hamburger Landgericht.

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