Mit Geld vom Bund: So soll die Verödung von Hamburgs City aufgehalten werden
Abgeklebte Schaufenster, geschlossene Geschäfte und leere Straßen am Abend: Die zunehmende Verödung der Innenstädte macht sich auch in Hamburg bemerkbar – und das nicht erst seit der Coronakrise. In einem Positionspapier beschreibt der Deutsche Städtetag jetzt, wie Citys vor dem weiteren Ausbluten gerettet werden sollen.
Direkt zu Beginn der Mönckebergerstraße haben mit Karstadt Sport und Galeria Kaufhof zwei große Player die Hamburger Innenstadt verlassen. Der Einzelhandel ist in Not: Die Kunden bestellen online vom Sofa aus, viele Läden haben den Dauer-Lockdown im Winter nicht überstanden. Die Folge: Immer mehr Leerstand trübt das Shoppingvergnügen, noch weniger Kunden kommen in die Innenstädte. Eine Spirale der Verödung. Dem soll jetzt ein „Förderprogramm Innenstadt“ entgegenwirken. 2,5 Milliarden Euro soll der Bund über fünf Jahre verteilt zur Verfügung stellen, fordert der Deutsche Städtetag. Mit dem Geld könnten Städte etwa leerstehende „Schlüsselimmobilien“ anmieten und günstig weitervermieten, an Künstler, Start Ups, kleine Ladenbetreiber.
Hamburger City verödet: Wie geht’s weiter?
Zentrales Problem: Gewerbemieten in den Innenstädten sind ein Traum für Investoren – und ein Albtraum für Ladenbetreiber. In dem Positionspapier „Zukunft der Innenstadt“ des Deutsche Städtetages, der rund 3400 Städte und Gemeinden in Deutschland repräsentiert, heißt es: „Bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich das Problem der häufig überhöhten Mieten und Pachten besonders in den Innenstadtlagen gezeigt.“ Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Städtetages, fasste das Positionspapier gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ einprägsam zusammen: „Mieten runter, Menschen rein.“
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Sterbende Innenstädte: Das fordert der Städtetag
Der Kommunalverband spricht sich dafür aus, die City nicht mehr nur als bloße Shopping-Meile zu sehen sondern auch als einen Ort der Vielfalt von Kultur, Co-Working-Spaces und vieles mehr. So könnte etwa eine Restaurantfläche morgens als Frühstücksbistro dienen und tagsüber als Co-Working-Space Büro-Arbeitsplätze anbieten. Vorteil: Mehrere Nutzer könnten sich die Miete teilen. Einen Mietendeckel für Gewerbemieten lehnt der Städtetag ab, setzt eher auf die Einsicht der Vermieter, dass Leerstand und Verödung des Umfelds durch Fantasie-Mieten nicht in ihrem Interesse sind.
Auch Hamburgs Citymanagerin Brigitte Engler forderte im April gegenüber der MOPO einen Sinneswandel: „Eine gute Innenstadt der Zukunft muss noch mehr ein Ort für Kommunikation und Begegnung werden. Durch Events wie Ausstellungen im öffentlichen Raum“, sagte sie damals.
Die Stadt Hamburg hat diesbezüglich schon den ersten Schritt gemacht. Leerstehende Verkaufsflächen sollen von Künstler:innen und Kreativen zwischengenutzt werden. Für sehr günstige Konditionen können Kulturschaffende sich einmieten und sollen so Hamburgs Quartiere damit bereichern. Neun Millionen Euro lässt die Stadt Hamburg dafür springen.