• Ein Grün in den Büroräumen von Viewlicity in Ottensen.
  • Foto: Patrick Sun

Mit neuester Technologie: Hamburger Start-up macht Golfen mitten in der Stadt möglich

Ottensen –

Golf spielen mitten in der Stadt – aus Platzgründen ein schwieriges Unterfangen. Golferinnen vom Golfclub Hamburg-Holm haben sich daher eine Alternative für ihre Trainingseinheiten im Golfclub überlegt: Wöchentlich spielen sie im Showroom eines Start-Ups, in dem die perfekte Linie zwischen Golfball und Loch projiziert wird. 

Mitten in Ottensen treffen sich regelmäßig Golferinnen, um gemeinsam ein paar Bälle einzulochen. In einem Bürogebäude bietet ihnen das Jungunternehmen Viewlicity die Möglichkeit, ihre Putting-Skills auf einzigartige Weise zu verbessern. Auf beweglichen Grüns können die Frauen in den heiligen Hallen des Start-Ups einmal wöchentlich verschiedene reproduzierbare Situationen trainieren.

„Den Ball am Ende wirklich ins Loch zu bekommen, ist die größte Drucksituation beim Golf. Ob bei einem Wettkampf oder einer Wette um ein Bier mit Freunden“, betont Raphael Ehret, Mannschaftskapitän der Damenmannschaft Hamburg-Holm. Einmal in der Woche trifft er sich mit zwei Golferinnen der Mannschaft in Ottensen, damit die Spielerinnen dem Druck im Ernstfall standhalten „Da kommt es letztlich auf die Routine an, diese verleiht einem Sicherheit“, bestätigt Ehret.

Ein bewegliches Putting-Grün mitten in Hamburg 

Die Grünfläche rund um das Loch, das sogenannte Putting-Grün, wird mit vier Motoren unterhalb der Oberfläche bewegt. So kann jede individuelle Neigung eingestellt werden. Es gibt abertausende Einstellungsmöglichkeiten, da die vier Motoren jeweils nach links und rechts sowie bergauf und bergab gekippt werden können. 

Puttview Viewlicity

Ein Grün in den Büroräumen von Viewlicity in Ottensen.

Foto:

Patrick Sun

In 0,5-Grad-Schritten kann so in verschiedenen Winkeln gespielt werden. Die Gründeridee von Christoph Pregizer und Lukas Posniak entstand auf dem Golfplatz. Pregizer ist seit über 20 Jahren begeisterter Golfer. Bei einem seiner Trainings fragte sich der studierte Ingenieur: „Die perfekte Linie von Golfball zum Loch ist zu berechnen, warum kann sie nicht auch angezeigt werden?“, erzählt Posinak. So entstand das Start-Up Viewlicity unter dem Motto: visuell einfach lernen (view simplicity). Durch eine Software wird die perfekte Spiellinie auf das Grün über einen Beamer projiziert. So kann sich der Spieler orientieren.

Hamburg: Auf dem Grün entscheidet sich der Sieg

Es geht darum herauszufinden, wie die Ausrichtung des Spielers ist. Was drinnen trainiert wird, soll draußen Anwendung finden, um den Durchschnitt der Putts zu verbessern. „Die Linie, auf der der Ball auf dem Grün rollt, soll man sich intuitiv vorstellen können, dazu muss aber verstanden werden, wie das Grün funktioniert – die Ondulierungen sind entscheidend“, erklärt Ehret.

Puttview

Die Software Puttview der Firma Viewlicity projiziert die Ideal-Linie zwischen Golfball und Golfloch.

Foto:

Patrick Sun

„Auf herkömmliche Weise das Putten zu trainieren macht nur Spaß, wenn man das zu zweit macht“, sagt Gordon Mackintosh, Trainer der Damenmannschaft Hamburg-Holm. Er selbst steht ebenfalls auf dem beweglichen Grün, denn „es hilft enorm, schließlich macht das Putten fast 42 Prozent des Spiels aus.“ Es ist eine „riesige visuelle Hilfe zu sehen, wie der Putt läuft“, sagt Mackintosh.

„Man sieht diese Linie, wie dieser Putt laufen soll, kleine Hilfslinien. Die Meisten haben mehr Spaß daran, den Ball abzuschlagen und nicht einzulochen, sagt Gordon Mackintosh, Trainer und Vater von Lauren Mackintosh. Deswegen steht der Coach der Damenmannschaft Hamburg-Holm gemeinsam mit seiner Tochter Lauren regelmäßig auf dem kleinen Grün in Ottensen.

Viewlicity Puttview

Lauren Mackintosh (22) mit Vater Gordon (65 – links) und Teamführer Raphael Ehret (35 – rechts)

Foto:

Patrick Sun

Ihr hat der 65-Jährige damals erklärt: „Um die Ondulierungen auf dem Grün zu verstehen, musst Du dir einfach vorstellen, in welche Richtung deine Fanta läuft, wenn du sie auf dem Grün ausschütten würdest.“ Ehret hält Lauren Mackintosh für eine Gefühlsspielerin. Und das ist sie, mit Erfolg: Die 22-Jährige ist Hamburger und Norddeutsche Meisterin sowie fünffache Clubmeisterin in Holm, wie ihr Vater stolz erzählt. Er selbst hat die Herrenmannschaft Holm über 30 Jahre trainiert.

Mehrfache Golf-Meisterin übt mit Software 

Auch Lauren Mackintosh hat durch die Software Feinheiten korrigiert. Die junge Golferin hat aufgrund der Software nach zwölf Jahren Spielzeit ihren Griff geändert. Sie erhofft sich, noch einige Feinheiten korrigieren zu können. Sie spielt ein Handicap von 1,7 auf dem Platz. Das bedeutet vereinfacht gesagt, dass sie 1,7 Schläge mehr spielt, als die auf dem Parcours vorgesehen Schläge (Par).

Lauren Mackintosch
Foto:

Patrick Sun

„Bei den Regionalligistinnen entscheiden häufig nur ein bis zwei Schläge pro Spielerin über den Sieg.“ Oft kommen die Bälle der Schlägerinnen mit der gleichen Anzahl an Schlägen auf dem Grün an, „wer besser ist, entscheidet sich daher quasi immer dort.“ Deswegen wird Ehret weiterhin mit seinen Spielerinnen in den Büroräumen von Viewlicity spielen.

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Wenn der Ernst des Trainings vorbei ist, wird manchmal noch eine Partie Putt-Pong gespielt. Anstatt wie bei dem Party-Spiel Bierpong mit einem Tischtennisball in Becher zu werfen, muss der Golfball in projizierten Ringen auf dem Grün zum Stillstand kommen. Für einmal kommt es dann nicht darauf an, den Ball ins Loch zu bekommen.

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