Mitten in der Pandemie: Paar aus Hamburg will per Anhalter auf Weltreise
Mitten in der Pandemie bereitet sich ein junges Paar auf eine Weltreise vor – per Anhalter ab Hamburg. Ziel, irgendwann: Australien. Spinnen die? Die MOPO sprach mit Nico Koch (22) über seinen Tramper-Traum in Corona-Zeiten.
Halb Europa hockt zuhause, verzichtet auf Reisen, fährt nicht mehr ins Büro, besucht seit Monaten die Großeltern nicht mehr, um bloß endlich die Infektionsketten zu unterbrechen. Wie kommt man da auf die Idee, den Daumen rauszuhalten und quer durch den Kontinent zu gondeln, als potentielle Superspreader?
Paar aus Hamburg mit irrem Plan: Weltreise per Anhalter
Den Vorwurf, verantwortungslos zu handeln, weist Nico weit von sich: „Natürlich ist uns die besondere Situation bewusst, aber wir halten uns ja von anderen Menschen fern, wir meiden Städte, schlafen im Zelt in der Natur und gehen nicht einkaufen oder in Restaurants. Und wenn uns jemand im Auto mitnimmt, tragen wir Masken und sitzen hinten.“
Nicos Freundin Krystal ist 21 Jahre alt, stammt aus Australien und trampt schon seit einem Jahr durch die Welt. Im August 2020 hat es Krystal nach Hamburg verschlagen und über die Plattform „Couchsurfing“ landete die junge Frau in Nicos Wohnung. „Nach der zweiten Nacht hat es gefunkt“, erzählt der gelernte Gebäudereiniger.
Mitten in der Pandemie: Trampen um die Welt
Krystal zieht nach wenigen Tage weiter, Richtung Skandinavien, aber beide bleiben in Kontakt, zwei Monate lang: „Wir haben jeden Tag stundenlang telefoniert.“ Als Krystal zurück kommt, hat Nico seine Wohnung und seinen Job als Gebäudereiniger bereits gekündigt, fest entschlossen, alle Brücken abzubrechen und mit seiner neuen Liebe um die Welt zu trampen.
Paar will trotz Corona um die Welt trampen
Der Hamburger ist selbst Globetrotter, hat den Ehrgeiz, alle Länder der Welt zu besuchen. 52 hat er schon: „Ich reise auch gerne in Gefahrengebiete, war schon im Südsudan und dem Irak. Angst hatte ich nie.“ Eine „kleine Testreise“ führte beide im Corona-Herbst ins Baltikum und nach Zypern, inklusive Quarantäne nach der Rückkehr aus dem Risikogebiet.
Per Anhalter bis nach Australien
An Neujahr soll es losgehen für Nico und Krystal, Richtung Süden, Schwarzwald, Österreich, Türkei, Griechenland und dann Richtung Osten, per Autostopp nach Asien. Für Transport und Essen wollen beide möglichst keinen Cent ausgeben, sich von brauchbaren Nahrungsmitteln aus Abfallcontainern ernähren. Seine Ausrüstung zum Fensterputzen will Nico einpacken: „Dann kann ich Restaurants meine Arbeit anbieten gegen Essen.“
Über ihr Abenteuer berichten die jungen Welt-Tramper auf Instagram.
Dass es in der Pandemie schwierig sein könnte, Mitfahrgelegenheiten zu finden, schreckt das Paar nicht: „Dann warten wir eben ein paar Stunden oder wir gehen zu Fuß.“ Und wie sie dann den Sprung nach Australien schaffen wollen? „Man kann auch auf Segelbooten trampen, wenn man an Bord hilft.“
Sobald es geht, wollen sie sich impfen lassen. Nicht aus Angst vor dem Virus, erklärt Nico: „Wir sorgen uns eher, dass uns einige Länder sonst vielleicht nicht einreisen lassen.“