• Hach, wie schön: Der Hamburger Hafen zeigt sich im Morgennebel von seiner besten Seite.
  • Foto: Florian Quandt

Moin aus Hamburg: Nieder mit den Sorgen – es lebe die Pfütze!

Die MOPO-Redaktion sagt Moin

Es ist der Platz in der Zeitung, in der die Redakteurinnen und Redakteure der „Hamburger Morgenpost“ seit vielen Jahren die Leserinnen und Leser begrüßen.

Mal geht’s um den HVV, mal um den HSV, manchmal auch ums Wetter oder um Promis, die sich an Alster und Elbe tummeln. Meistens aber darum, was wir Kollegen in unserem Alltag in Hamburg erleben und beobachten.

Die Moins der vergangenen Tage finden Sie ab sofort auch hier auf MOPO.de:

Nieder mit den Sorgen – es lebe die Pfütze!

Was habe ich beim Aufwachen geflucht. Dickes Auge nach einer Gerstenkorn-OP, Urlaub auf der Corona-Kippe und zur Krönung ein Wetter fürs Strafgesetzbuch. Nach Aufstehen war mir nicht. Beim Kaffee am Küchenfenster fiel mein Blick auf das Kita-Gelände gegenüber – und meine Laune stieg schlagartig: Eine ganze Heerschar an bestens ausgerüsteten Kindern sprang und tobte durch die Mutter aller Regenpfützen. Wasser marsch! Für die Lütten gab es keine Probleme auf dieser Welt – und für die jubelnden Kindergärtner offenbar auch nicht. Das Leben kann so schön sein.

Michael Reis

Philosoph hinterm Taxi-Lenkrad

Ich fahr’ ja gern Taxi. Sollte man als Reporter in Hamburg sowieso regelmäßig machen. Man erfährt ganz viel Neues aus der Stadt. Zwei Arten von Fahrern erlebe ich dabei oft: den Schweiger oder den Philosophen. Gestern saß ein Philosoph am Steuer und stellte ein paar Fragen. Warum werden Dinge nicht mehr repariert, sondern weggeworfen? Warum laufen wir dem Geld hinterher, anstatt einfach zu leben? Warum nutzen wir die Corona-Krise nicht, um einmal über unsere aktuelle Form des Daseins nachzudenken? Ja, warum tun wir das eigentlich nicht …?

Thomas Hirschbiegel

Was mache ich bloß mit diesen Tauben?

Zugegeben: Angesichts all dessen, was wir in der Pandemie auszustehen haben, ist mein Problem eher nebensächlich. Andererseits: Dass ich auf meinem Balkon sitze und mir drei, vier Mal am Tag eine Taube wahlweise auf den Tisch, die Stühle oder den Kopf kackt, ist nicht gerade lustig. Das Tier landet am äußersten Ende vom Dachfirst, dreht sich um – dann passiert’s. Hochklettern und Taubenabwehr-Pikser installieren – leider nicht möglich. Die Stelle ist ohne Hubwagen nicht zu erreichen. Haben Sie eine Idee? Ich setze auf Ihre Schwarmintelligenz!

Olaf Wunder

Zivilcourage mal anders

Plötzlich hörte ich lautes Kreischen und Krächzen: Direkt vor meinem Balkon hatte eine Krähe ein Baby-Eichhörnchen vom Baum gerissen und hackte auf das zappelnde Wesen ein. Mit einem Kochlöffel lief ich raus und verscheuchte den großen Vogel. Vor mir lag eine kleine Plüschkugel, schnell atmend und mit einer blutenden Wunde am Kopf. Meine Nachbarin hatte alles beobachtet und kam mit Karton und Handtuch angelaufen. Im Karton kugelte sich das Eichhörnchen zusammen und ich brachte es zum Tierheim. Alle paar Sekunden hob ich den Deckel. Ob es noch lebt, weiß ich nicht.

Sina Riebe

Geflügelter Ordnungshüter

Auf dem Weg vom Bahnhof Altona zur MOPO flattert ein Rabe vor mir auf den Gehweg, schnappt sich einen weggeworfenen To-go-Becher und fliegt damit auf einen Ast auf der anderen Straßenseite. Was will er denn damit?, denke ich. Avantgardistischer Nestbau? Interessiert bleibe ich stehen und beobachte sein Tun. Da hebt er auch schon ab und lässt seine Beute über einem der roten Mülleimer fallen. Das Loch verpasst er knapp, der Becher landet daneben. Der Rabe krächzt verärgert, putzt sich sein Gefieder und fliegt davon. Auf jeden Fall hat er Hamburgs Dreckspatzen mal einen Vogel gezeigt.

Rosita Chorengel

Als Fußgänger bist du ’ne arme Sau

Mikro-Abenteuer sind angesagt. Einfach mal ohne Vorbereitung aus dem Alltag ausbrechen. So lief ich morgens vier Kilometer zu Fuß zur Arbeit. Hier meine Erfahrungen , die ich so gemacht hab’: Der größte Feind von Fußgängern sind andere Fußgänger. Vor allem die, die auf ihr Smartphone glotzen und einen dann anrempeln. Knapp dahinter folgen Radfahrer. Die lieben Fußwege, obwohl doch immer mehr superbreite Radwege entstehen. Und dann kommen die Autofahrer, die Fußgänger gerne ignorieren. Fazit: Als Fußgänger bist du in dieser Stadt ’ne arme Sau!

Thomas Hirschbiegel

Vogelkacke behindert die Aussicht

Es wird nicht jedem Leser klar sein, dass diese Zeitung zum allergrößten Teil nicht in den Redaktionsräumen entsteht, sondern im Homeoffice. Mit Chat und Videokonferenzen und so. Was mich angeht, so sitze ich im Alten Land unterm Dach und wenn ich nicht gerade auf die Bildschirme starre, schaue ich nach links in endlose Apfelplantagen und nach rechts zum Leuchtturm an der Elbe. Gestern Abend habe ich sogar eine Fledermaus herumfliegen sehen. Ich kriege hier draußen die ganze Natur mit. Wirklich die ganze! Gerade hat mir ’ne durchfallkranke Taube die Scheiben vollgesch ​​​​​​​… Tschüs. Ich muss jetzt Fenster putzen.

Olaf Wunder

Erinnern Sie sich an den „Star-Club“?

Ich bin sehr dankbar für die positiven Rückmeldungen auf das neue „Unser Hamburg“. Ausgabe 15 scheint besonders gut anzukommen – viele Mails, viele Briefe zeigen das. Manche Leser merken erst jetzt, dass es dieses Magazin-Reihe gibt – und bestellen die vorangegangenen Ausgaben. Super. Unterdessen bin ich gedanklich schon bei Heft 16. Zeitzeugen suche ich, die den „Star-Club“ nicht nur vom Hörensagen kennen, die die Beatles, Jimi Hendrix & Co. selbst erlebt haben. Schreiben Sie doch mal auf, wie das war! Oder erzählen Sie es uns. Einfach mailen, ich melde mich!

Olaf Wunder

Wo fährt hier der Bus nach Othmarschen?

Neulich in einem Laden in Schenefeld (Kreis Pinneberg). Eine Frau lässt sich beraten. „Wie komme ich denn jetzt von hier mit dem Bus nach Othmarschen?“, fragt sie den Verkäufer dann. Der sagt: „Das weiß ich leider nicht. Vor der Tür gibt es mehrere Linien, davon fährt bestimmt eine in die Richtung.“ Damit ist die Kundin nicht zufrieden. Er als Angestellter müsse doch wissen, welcher Bus von hier nach Othmarschen fährt! Es sei seine Pflicht, sich mit Verbindungen auszukennen! Sein Verhalten: geschäftsschädigend! Dann stürmt sie wütend aus dem Laden. Und der Verkäufer? Der ist sprachlos.

Simone Pauls

Kennen Sie Löffelisch?

Meine Mutter ist vor Kurzem 91 geworden, ich kenne sie also schon ein bisschen. Trotzdem schafft die alte Dame es immer noch, mich zu überraschen. Da begrüßt sie mich am Telefon mit einem „Gulewutelewen Moleworgelewen!“ und lacht sich schlapp, als ich völlig sprachlos bin. Dann erzählt sie von der Geheimsprache ihrer Jugend. Sie und ihre Freundinnen sprachen Löffelisch, die Löffelsprache. Die ist eigentlich ganz einfach. Dabei wird aus e elewe, aus a alewa, aus i ilewi, aus ä älewä usw. Ich wünsche Ihnen also: Schölewönelewes Wolewochelewenelewendelewe ulewund bleileweibelewen Sielewie delewer Molewopolewo treuleweu! Velewerstalewandelewen?

Olaf Wunder

Ja, ich bin gereizt!

Ob ich gereizt bin? Und wie! Was mich so aufregt? Jedenfalls nicht die Ausgangssperre. Ab 21 Uhr bin ich sowieso nicht mehr auf der Straße. Und dass es dauert mit der Impfung, damit komme ich klar. Zwei Dinge nerven mich wirklich: festzustellen, dass es auch in meinem Umfeld Leute gibt, die anfällig sind für Verschwörungstheorien. „Corona – nur eine Erfindung, um uns unserer Grundrechte zu berauben …“ Sonst noch was? Aber genauso regen mich die Millionen selbsternannten Gesundheitsminister und Virologen im Land auf, die alles besser wissen und alles besser gemacht hätten als „die Versager da oben“. Ich kann dieses Geschwätz nicht mehr hören. Ob ich gereizt bin? Allerdings!

Olaf Wunder

Nur noch Ärger mit den Schrittemonstern

Es war ein normaler Akt der Nächstenliebe. Sohn eins bekam meine alte Laufuhr, weil ich zum Handy eine neue bekam. Kurze Zeit später hatte Sohn zwei Geburtstag und wollte einen Sport-Tracker wie der Bruder. Ich erfüllte den Wunsch. Und damit ging das Wetteifern los – und hört nicht auf. Sie kommen aus der Schule und sagen ihre Schritte: 10 000. Sie zählen sie danach im Park, auf dem Spielplatz in der Wohnung: 25 000. Das wäre alles nicht so schlimm, würden sie mir, mit einem Tagesdurchschnitt von 6500, nicht so ein unfassbar schlechtes Gewissen machen.

Michael Reis

Mein persönliches Impf-Wunder

Wunder gibt es immer wieder! Ich werde heute geimpft und bin glücklich, aber auch etwas aufgeregt. Ja, ich war einer der Ü-60er, die einen Impftermin mit AstraZeneca in den Messehallen bekommen haben. Bitter aber, dass es nur übers Internet geklappt hat. Bei der Hotline 116 117 hieß es Montag: „Davon ist uns nichts bekannt.” So werden Menschen ausgeschlossen, die nicht dauernd im Netz unterwegs sind und Probleme haben, sich dort zu orientieren. Und bei allem Jugendwahn in unserer Gesellschaft – diese Menschen gibt es und sie sind gar nicht so wenig.

Thomas Hirschbiegel

Der seltsame Bohrer meiner Nachbarn

Meine Nachbarn haben ein neues technisches Gerät – und es gibt mir Rätsel auf. Ich höre es, wenn ich im Badezimmer bin. Es surrt für etwa zehn Sekunden, dann folgt eine kurze Pause, dann surrt es wieder. Nervig. Was kann das nur sein – ein Mini-Bohrer? Ich höre es jeden Morgen nach dem Duschen, egal wie früh es ist. Aber huch, nicht die Nachbarn haben ein geheimnisvolles Surr-Gerät, sondern ich! Beziehungsweise mein Sohn. Am Rand der Wanne liegt ein kleines Plastikboot, dessen Motor sich bei Wasserkontakt in Bewegung setzt. Dafür reicht ein Tropfen, wie ich jetzt weiß.

Simone Pauls

Boombox, Balkon – ballaballa

Schon klar: Wer in der Stadt lebt, muss mit einem erhöhten Lärmpegel rechnen. Doch manchmal kommt es doch etwas geballt. Besonders für einen Sonntag. 2 Uhr morgens: Wummernd Bässe aus einer Boombox nähern sich in der Straße. Sitze senkrecht im Bett. Ob der Typ schon mal was von Ausgangssperre und Ruhestörung gehört hat? Hoffe, der wird noch hopsgenommen. 8 Uhr morgens: Sitze wieder senkrecht. Der Nachbar gegenüber fängt an, seinen Zwei-Quadratmeter-Balkon, auf dem nie jemand sitzt, ausgiebig zu saugen!! Klar, wann soll man das auch sonst machen? Man kommt ja zu nix in Corona-Zeiten.

Florian Quandt

Meine Omi und der springende Kothaufen

Selbst bei „König der Löwen“ geht es um den „ewigen Kreis des Lebens“. Irgendwie ist da was dran, dass wir uns im Alter zurückentwickeln. Beispiel: Ich sitze am Tisch mit Erwachsenen (coronakonform!). Wir spielen ein Kinderspiel, bei dem wir an einer Mini-Toilette die Spülung betätigen und dann so lange pömpeln müssen, bis ein grinsender Plastik-Kothaufen nach oben springt (kein Witz). Wer „Mister Kacka“ fängt, kriegt Punkte. Mit dabei: meine Omi. Hab’ sie selten so Spaß haben und lachen  sehen. Herzerwärmend. Genau SO ein Opi will ich auch später mal werden.

Daniel Gözübüyük

Wenn Kinder auf den Hund kommen

Ein Bürgersteig im Hamburger Westen. Darauf eine hek- tische Mutter, zwei streitende Kinder und ein herumwuselnder junger Hund. „Ich will das machen, Mama!“, ruft das kleine Mädchen.„Nein, ich!“, zetert der Junge, er sei dran. Nein, ruft das Mädchen: Der Bruder durfte gestern. Es wogt hin und her. Muss wohl darum gehen, wer die Leine halten darf, denke ich. Dann der Durchbruch. Schwesterlein lenkt ein. Die erleichterte Mama drückt dem strahlenden Sohnemann etwas Schwarzes in die Hand und der Knirps greift stolz nach dem Hundehaufen. Wären doch nur alle Hamburger Hundefreunde im Kotfall mit diesem Eifer bei der Sache …

Nils Weber

So schnell löst sich der Corona-Blues auf

Vergangenes Jahr habe ich trotz Corona unter Auflagen ein Fußball-Camp beim USC Paloma durchgezogen. Dieses Jahr soll es Ende Juli stattfinden. Aber meine Motivation für die Planung war ob der steigenden Infektionszahlen und Verlängerungen des Lockdowns am Boden. Doch mit Beginn der Anmeldephase ist das jetzt verflogen. Euphorische Eltern schrieben Dankesbriefe, berichteten von „jubelnden“ Kindern. Dazu ziehen viele Sponsoren und Partner wieder mit. Ob wir dann wirklich gegen den Ball treten dürfen, bleibt ungewiss. Aber egal: Der Corona-Blues hat erst einmal ausgespielt.

Michael Reis

Ich habe beschlossen: Der Speck muss weg

Seit mehr als einem Jahr übe ich coronabedingt meinen Sport – Badminton – nicht mehr aus. Ich gehe zwar jeden Morgen am Elbstrand spazieren, aber das scheint als Ausgleich nicht zu reichen – sagt jedenfalls die Waage. Und nachdem am Wochenende meine Mutter durch die Blume die Bemerkung fallen ließ, ich hätte ja doch ein bisschen zugelegt, habe ich einen Entschluss gefasst: Der Speck muss weg! Haben Sie auch Probleme mit der Corona-Wampe? Dann verraten Sie mir doch bitte, mit welcher Diät Sie dagegen ankämpfen. Ich bin für Ihre Tipps dankbar!

Olaf Wunder

Der direkte Draht bezwingt Corona-Stau

Es war ein Geistesblitz von mir: Anfahrt aus der Tiefgarage mit Fahrradträger-Aufbau. Rums, Rolltor kaputt! Einen Tag später war die Firma aus dem Hamburger Speckgürtel da. Schaden aufgenommen, Ersatzteile bestellt. Drei bis vier Wochen dauere es sicherlich. Über fünf Wochen später fuhren wir weiter ins offene dunkle Loch: das Tor oben fixiert, die automatische Lichtanlage abgestellt. Angeblich Liefer-Engpässe durch die Pandemie. Gestern wurde es mir zu bunt. Anruf beim Hersteller. Und siehe da: Auf einmal geht’s ganz schnell. Heute soll der Schaden repariert werden.

Michael Reis

Vorsicht vor den Einkaufswagen-Dieben

Mit dem Einkaufswagen in einem großen Supermarkt unterwegs zu sein, hat so seine Vor- und Nachteile. Einerseits werden Arme und Schultern entlastet, wenn der gesamte Einkauf gemütlich durch die Gänge geschoben werden kann – andererseits ist das Ding doch auch sehr sperrig. Als ich meinen Einkaufswagen kurzerhand an den Rand stellte, um schnell noch einen Basilikum-Topf zu holen, passierte mir kürzlich das: Der Wagen war weg! Nach 20-minütiger Suche auf der riesigen Fläche fand ich ihn schließlich in der letzten Ecke wieder. Er wurde geklaut – und dann einfach irgendwo abgestellt.

Svea Eßer

Mit dem Arzt-Turbo unters Messer

„Kein Privatpatient? Nee, dann gibt’s keinen Termin. Stellen Sie sich mal ganz hinten an!“ Das war ich bislang vom Gesundheitssystem gewohnt. Gestern lief es mal ganz anders: Ich brauchte sehr kurzfristig einen Chirurgie-Termin. Anruf um 9 Uhr: Haben Sie noch was frei? Zehn Minuten später war ich in der Praxis, nach weiteren fünf Minuten lag ich unterm Messer. Um Punkt 10 Uhr saß ich frisch aufgeschnitten und verbunden wieder am Schreibtisch. Und das in einem Stadtteil, der eher spärlich mit Ärzten versorgt ist. Ich gelobe: ein Jahr keine Kritik am Gesundheitssystem!

Mathis Neuburger

Der SMS-Super-GAU

Es geht weiter: Ich werde mit SMS von angeblichen Paketzustelldiensten nur so vollgespamt. „Ihr Paket wird heute zum Absender zurückgesendet. Letzte Möglichkeit, es abzuholen: …” Dann folgt ein Link. Schon am Dienstag hatte ich an dieser Stelle darüber berichtet. Inzwischen ist das Netz voll mit Warnungen. „Smishing” nennt sich der Trick (zusammengesetzt aus SMS und Phishing). Wer auf den Link klickt, fängt sich eine Schadsoftware ein, die beispielsweise Kontaktdaten ausliest. Das Rätsel, woher die Betrüger meine Handynummer haben, ist auch gelöst: 500 Millionen Datensätze von Facebook-Nutzern sind Cyberkriminellen in die Hände gefallen. Ein Super-GAU.

Olaf Wunder

Gruppenchat: die alte Frau und die Emojis

Es gehört ja zu den Pflichten der Jugend, die Alten daran zu erinnern, dass sie alt sind. Bei mir funktioniert das im Gruppenchat. Wimmelt es von Emojis, seufze ich und fühle mich alt. Kinnings, denke ich, man muss nicht hinter jede Frage ein Äffchen mit Händen vor den Augen setzen, um zu zeigen, dass man selbst weiß, wie doof die Frage ist. Ich brauche kein gelbes Lächel-Gesicht, damit ich schnalle, dass das Moin! nett gemeint ist. Wie lest Ihr Bücher, möchte ich dann fragen. Versteht Ihr Ironie ohne Zwinkersmiley? Und mich frage ich: Siehst Du schon aus wie das Oma-Emoji?

Stephanie Lamprecht

Breiter Radweg für HVV-Gelenkbusse?

Nee, so ein riesiger Rad-Fan bin ich nicht. Aber eines muss ich bemerken: der neue „Pop-Up Radweg” auf der Straße Beim Schlump in Eimsbüttel funktioniert. Immer weniger Radler gefährden Fußgänger auf dem Gehweg und nutzen brav den extrabreiten Radstreifen auf der Fahrbahn. Doch was aktuell passiert, ist abgefahren. Immer mehr Autofahrer rasen zu den Stoßzeiten an der Autoschlange vor der Ampel vorbei und fahren auf dem Radweg. Neulich machte das zwischen Bundesstraße und Bahnhof Schlump sogar der Fahrer eines HVV-Gelenkbusses. Irre!

Thomas Hirschbiegel

Vorsicht, SMS-Falle!

Ich weiß nicht, wieso ausgerechnet ich als Opfer auserkoren bin, aber derzeit werde ich mit dubiosen SMS nur so bombardiert. Gestern waren es gleich zwei: Beide sahen so aus, als stammten sie von einem Paketdienst. „Ihr Paket wird heute zum Absender zurückgesendet. Letzte Möglichkeit es abzuholen: …“, heißt es in der einen. In der anderen: „Ihr Paket ist unterwegs! Klicken Sie auf … zur Sendungsverfolgung.“ Sollten Sie so was auch bekommen, mein Rat: Gehen Sie niemals auf die angegebenen Links! Wenn doch, lädt sich ein Trojaner auf Ihr Gerät – und dann wird beispielsweise Ihr mobiles Banking ausgespäht.

Olaf Wunder

Ostermausi oder das verfrühte Geschenk

Morgen ist ja der Tag des Suchens und Findens, was eine vergnügliche Angelegenheit sein kann. Aber: Es kommt sehr darauf an, wer etwas versteckt und wer es findet. Ein Schokohase ist aus Sicht des Menschen ein Superfund an Ostern. Aus Katzensicht eher so … mau. Das versuchte ich zu bedenken, als ich gestern hinterm Papierkorb das verfrühte (Katzen habe es nicht so mit Daten) Ostergeschenk der Miezbewohnerin entdeckte: Eine Maus, verschreckt, aber quiecklebendig. Ostermausi lebt jetzt wieder im Garten. Und versteckt sich in Zukunft hoffentlich besser.

Stephanie Lamprecht

Philosophie, das Leben – und eine Kita-Maus

„Das Leben ist zu kurz“, hatte schon der Philosoph Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) festgestellt. Auch ich stelle immer wieder fest, wie schnell die Zeit verrinnt. Vor allem an meiner kleinen Nichte merke ich das: Die Geburt war ein unbeschreibliches Glück. Schon einen Fingerschnips später krabbelt sie, läuft sie, brabbelt irgendwas vor sich her, nimmt mich an die Hand und zeigt mir die Welt. Aus ihren Augen funkelt Sorglosigkeit. Und pures Glück. Heute hat sie nun ihren ersten Tag in der Kita. Kleine Maus: Genieß es! So, wie ich jede Sekunde mit dir.

Daniel Gözübüyük

Dummheit kann gefährlich sein

Eigentlich bin ich nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen. Aber diese Querdenker treiben mir immer wieder Zornesröte ins Gesicht. Viele von ihnen sind Verschwörungstheoretiker, die allen Ernstes glauben, die Pandemie sei nur eine Erfindung – zu welchem Zweck auch immer. Quer zu denken, ist übrigens eine besondere Gabe. Das Hirn auf Durchzug zu stellen, hat mit Querdenken nichts zu tun. Verquerdenker – diese Bezeichnung würde daher besser passen. Gut, dass jetzt der Verfassungsschutz ein Auge auf diese Leute hat, denn wie gefährlich Dummheit sein kann, das wissen wir doch alle.

Olaf Wunder

Hurra, es ist blinkender Tannenbaumschmuck!

Vieles ist wegen der Corona-Pandemie auf unbestimmte Zeit verschoben worden. In der Grundschulklasse meines Sohnes ist Ende 2020 etwas ausgefallen, was nun endlich nachgeholt worden ist. Pünktlich zum Osterfest gab es für die Kinder jetzt kleine Geschenke, denn das Weihnachtswichteln wurde begangen. Hübsch eingepackt verteilt wurden da etwa blinkender Tannenbaumschmuck, kleine Schoko-Weihnachtsmänner, ein Schneemann zum Kneten, nach Zimt duftende Engel-Aufkleber. Ein Hauch von Weihnachten, wenn der Osterhase schon auf dem Wg ist – den Kindern hat’s gefallen.

Simone Pauls

Der Lockdown macht ’nen Vogel

Der Kollege ist in der Morgenkonferenz ganz aus dem Häuschen: „War er grün, bunt, klein, groß?“, fragt er – und wirkt dabei so aufgekratzt, als hätte ich von einem Treffen mit einem Alien oder so was berichtet. Und es geht noch weiter mit dem Ausflippen in der Video-Schalte: „Die sind so krass“, schwärmt der Kollege. „Die haben Stoßdämpfer fürs Gehirn! Und einige sind richtig selten! Wo hast du den gesehen? ECHT, VOR DEINEM FENSTER?“ Ähm, ja. In meinem Innenhof wohnt ein Specht. Aber soooo interessant ist das doch nun … ach ja, der langweilige Lockdown.

Geli Tangermann

Wo war noch mal die Unterschrift?

In der Prüfungsphase wird Stress großgeschrieben. Und bei einem Kommilitonen ganz besonders. Wegen der Corona-Pandemie gaben viele ihre Bachelorarbeit dieses Jahr online ab, andere schickten sie per Post an die Hochschule. Für letztere Variante entschied sich auch ein Kommilitone. Sorgfältig hatte er alles ausgedruckt, überprüft und den Umschlag dann stolz zur Post gebracht. Bis ihm einige Stunden später einfiel: Er hatte dummerweise vergessen, zu unterschreiben. Gerade rechtzeitig vor der Entleerung des Kastens warf er den Brief neu ein. Und mal wieder bewahrheitete sich: besser spät als nie.

Robin Meyer

Ein Hundebaby auf Entdeckungstour

Einen Welpen auf Entdeckungstour zu beobachten – sehr zu empfehlen! Der Wunsch nach so einem flauschigen Begleiter wächst dabei, zumindest bei mir. Eingehend betrachtet sich der junge Hund meiner Eltern in einem Spiegel und bellt. Als sein Spiegelbild ihn zurück anbellt, macht er einen erschrockenen Satz zurück. Jeder Grashalm, jede Pfütze ist neu für ihn – und aufregend. Aber: Früher oder später kommt auch ein Welpe in die Pubertät. Dann freue ich mich schon darauf, als Zaungast neben den zerbissenen Schuhen meiner Eltern zu stehen und altklug Ratschläge zu verteilen.

Elisabeth Schröder

Ob er sich wohl freut, die Sonne zu sehen?

Wir haben uns lange nicht gesehen. Der Winter ist nicht seins und ab Oktober heißt es:  Aus den Augen, aus dem Sinn. Aber sobald es wärmer wird und die Krokusse einen lila Teppich im Garten ausrollen, frag ich mich:  Wie geht’s ihm? Hat er die Kälte einigermaßen überstanden? Hatte er Gesellschaft? Ob er sich freut, die Sonne zu sehen? Und dann – tataaa – ziehe ich die Hülle von meinem Strandkorb  und sage: „Aufstehen! Frühling!“ Gut sieht er aus und alleine war er auch nicht all die Zeit: Ein Mäuslein wohnte bei ihm, die Reste von Nüssen verraten es.

Stephanie Lamprecht

Der Wäschekorb und das Positive an Corona

Eine Redaktionskonferenz ist eine sabbelige Angelegenheit, auch via Video. Da werden Themen besprochen, jeder gibt seinen Senf dazu, am Ende kommen interessante Geschichten für den nächsten Tag heraus. Aber gestern herrschte Schweigen. Grund: die Frage des Chefs. „Fällt jemandem etwas Positives zu Corona ein?“ Große Augen, dicke Backen, allgemeines „Nee“. Später fiel mein Blick auf den Wäschekorb und da war es ja, das Positive: Die Seuche macht das Leben bügelfrei! Wie zerknüllt man im Homeoffice sitzt, interessiert keine Sau. Puh. Doch noch was gefunden.

Stephanie Lambrecht

Solche Fans wünscht sich jede Band

Für Bands gibt es derzeit kaum Einnahmen. Einige spielen deshalb im Internet. Und das ist für die Musiker ein gutes Geschäft – vorausgesetzt, alle Fans sind so treudoof wie meine zwei Freundinnen. Sie wollen die Show einer Band gemeinsam schauen und bestellten sich zwei Zugangscodes. Bei einer weiteren Band wunderten sie sich, dass sie nur einen einzigen Code ordern konnte. Irgendwann fiel der Groschen: Wenn man zu zweit vor dem Computer einen Livestream verfolgen möchte, braucht man natürlich nur einen Zugang – und nicht zwei. Meine Freundinnen lachten und hakten die doppelten Zahlungen als Corona-Unterstützung ab.

Simone Pauls

130 Seiten prall voll mit Hamburg-History

Als mir am Sonnabend ein Kollege ein Handyfoto schickte, von sich und dem neuen „Unser Hamburg“-Magazin in der Hand, da konnte ich nicht anders: Ich habe den  Umweg über die Köhlbrandbrücke (die Autobahn war ja gesperrt) in Kauf genommen, nur, um in der Redaktion das soeben aus der Druckerei eingetroffene druckfrische Heft in der Hand halten zu können.  Ich sage mal unbescheiden: gut geworden. Ab Mittwoch ist es im Zeitschriftenhandel erhältlich – und bereits jetzt im MOPO-Shop. 130 Seiten Hamburg-History für 8,95 Euro.

Olaf Wunder

Die nölende Stimme der Vernunft

Ich geh ja gerne shoppen. Wenn bloß die Stimme der Vernunft nicht wäre, die, gerade wenn ich zum Objekt der Begierde greife, rumnölt: „Sowas hast du doch schon!“ Die Unvernunft trumpft auf: „Aber nur in blau. Nicht in Rosa. Guck doch mal, wie hübsch das ist!“ Dann kommt das Argument mit dem Platz. Alles voll, wo soll das noch hin? Woraufhin die Unvernunft etwas von „finde schon noch ein Plätzchen“ murmelt und zack, steh ich mit vollen Armen an der Kasse. Und die Kassiererin tippt ein: Zwölf Hornveilchen, acht Vergissmeinnicht, vier Schachbrettblumen…

Stephanie Lamprecht

Ich freu mich wie ein Kind auf Weihnachten

Nicht mehr lange, dann ist Ostern. Aber ich freue mich derzeit wie ein kleines Kind kurz vor Weihnachten: Denn es sind nur noch vier Tage, dann kommt die neue Ausgabe unseres historischen Magazins in den Handel. „Unser Hamburg“ Nr. 15. Ich bin schon ganz nervös, kann nicht erwarten, dass die ersten Exemplare aus der Druckerei eintreffen und ich unser „Baby“ endlich in die Hand nehmen darf.  An alle „Unser Hamburg“-Fans: Ab Dienstag ist das Heft im Zeitschriftenhandel erhältlich – oder Sie bestellen es bequem hier: mopo-shop.de. Viel Spaß beim Lesen!

Olaf Wunder

Der Ebay-Stalker

Verkauf meiner Waschmaschine bei Ebay: Bei der Abholung bittet der Händler um eine gute Bewertung. Kurz danach die erneute Bitte per Chat, der ich mit Bestnote nachkomme. 24 Stunden später schickt er ein „?“, das ich ignoriere.  Schließlich, am Sonntag um 5.16 Uhr, eine langatmige Erklärung, warum Bewertungen so wichtig sind. Als ich mich später leicht säuerlich über die Uhrzeit der Nachricht beschwere und ihm klarmache, dass ich ihn längst bewertet habe, wird er pampig und schmäht mich als „Mädchen“. Und ich frage mich den restlichen Tag, ob das noch Leidenschaft oder schon Wahnsinn war.

Christian Burmeister

Wer ist bloß dieser Herr Schreiber?

Mit Paketlieferungen ist es manchmal wie mit dem Besuch des Osterhasens. Man weiß, es ist etwas abgegeben worden – und muss es halt nur suchen. Neulich kam per E-Mail eine Benachrichtigung. Man sei nicht zu Hause angetroffen worden, das Paket wurde bei Herrn Schreiber abgegeben. Herr Schreiber, wer soll das denn sein? So heißt niemand in der Nachbarschaft – oder doch? Also ab nach draußen, Namen an den Klingelschildern studieren. Kein Schreiber. Seltsam! Die Auflösung folgt ein Telefonat mit dem Paketdienst später. Es gab doch kein Paket für mich, sondern für einen Menschen in Würzburg, der einen Herrn Schreiber zum Nachbarn hat. Na, da hätte ich lange suchen können.

Simone Pauls

Es ist ein Kreuz mit der Glasfaser

Als ich in meine neue Wohnung zog, war ich begeistert zu hören, dass eine Firma namens Deutsche Glasfaser gerade dabei ist, den Ort – Steinkirchen im Alten Land – mit ebendieser Glasfaser auszustatten. Superschnelles Internet! Ein Traum, gerade in Homeoffice-Zeiten. Tja. Bisher ist es beim Träumen geblieben. Neun Monate sind um, und immer noch gibt es keinen Anschluss, allen Protesten meinerseits zum Trotz. Es macht auch nicht gerade Mut, dass mein Nachbar schon weitaus länger darauf wartet. Ich verstehe das nicht: Wieso nur sind wir ein solches Entwicklungsland in Sachen Digitalisierung?

Olaf Wunder

Die Miezbewohnerin und der Haushalt

Wer schon mal mit einer Katze zusammengelebt hat, weiß: Die neigen zu bizarren Hobbys. Unsere derzeitige Miezbewohnerin  liebt Hausarbeit. Teller, kurz in der Spüle zwischengeparkt, sind schneller blank geschleckt, als man Igitt! rufen kann. Weberknechte werden in einem Katzensprung aus den Ecken entfernt. Herumliegende Dinge im Katzenschnuten-Format,  Taschentücherpackungen oder Yogasöckchen, trägt sie sorgsam in die Badewanne. Sauber! Und das alles für einen Tariflohn von 0,8 Leckerlis die Stunde. Da kann man nicht miauen, äh, meckern.

Stephanie Lamprecht

Maskenlose Damen im Supermarkt

Gestern im Schlemmer-Markt im Hanseviertel. Zwei 40 bis 50 Jahre alte Damen stehen ohne Masken an der Kasse. Als der Kassierer sie bittet, doch Masken zu tragen, antworten sie patzig, dass sie das nicht bräuchten, sie hätten Atteste vom Arzt. Daraufhin sagt ein anderer Kunde zum Kassierer: „Lassen Sie sich die Atteste doch mal zeigen”. Doch darauf waren die maskenlosen Damen vorbereitet. Ihre Entgegnung: „Die Atteste müssen wir nur der Polizei oder Mitarbeitern des Gesundheitsamts vorzeigen.” Dann verschwanden sie mit ihren Einkäufen in der Passage.

Thomas Hirschbiegel

Gott sei Dank, Mutter hat’s geschafft

Ein Jahr Pandemie. Genau so lange hatte ich Angst, ob meine Mutter heil da durchkommt. Nur gut, dass sie noch fit ist und nicht im Heim lebt, sondern in den eigenen vier Wänden. Zwölf Monate hat sie sich zu Hause beinahe eingeschlossen, hat kaum jemanden gesehen, hat traurigerweise sogar ihren 90. Geburtstag alleine verbracht – alles, um ja nicht infiziert zu werden. Und sie hat das tapfer und ohne zu klagen geschafft. Seit vergangenem  Sonntag ist es nun überstanden: Da erhielt sie ihre zweite Impfung. Was bin ich erleichtert. Und sie erst noch mehr!

Olaf Wunder

Corona-Fußball gleich von null auf 100

Monate haben die kleinen Kicker gehofft, zumindest in Kleingruppen irgendwie den Ball wieder über den Acker dribbeln zu dürfen. Aber Sport schien für die Politik gesellschaftlich nicht relevant. Doch dann ging alles ganz schnell. Auf den Platz und Attacke. Wer die Erleichterung – und die leicht veränderten Körperformen – der Lütten beim Spielen sieht, der weiß, dass diese Entscheidung noch gerade rechtzeitig kam. Ähnlich wird es ab Montag in der Schule aussehen, da bin ich mir sicher. Lockdown hin oder her: Kinder brauchen Bildung und Bewegung – immer.

Michael Reis

Glorifizierung von üblen Typen

Die angeblich „goldenen“ 80er Jahre auf dem Kiez sind gerade schwer angesagt. Netflix, NDR, ZDF – sie alle interessieren sich brennend für selbst ernannte „Luden-Legenden“ wie den „Schönen Klaus“ oder „Wiener Peter“ und planen große Beiträge und Serien. Eine dieser angeblichen „Kiez-Größen“ aus grauer Vorzeit hat es sogar selbst als Moderator ins TV geschafft. Karl-Heinz Schwensen (67) moderiert bei HH 1 „Kalles Halbzeit im Verlies“. Sogar Staatsräte geben dem Halbweltler dort die Ehre. Geht es noch? Was soll die Glorifizierung solcher üblen Typen auf dem Bildschirm?

Thomas Hirschbiegel

Der Hula-Hoop-Reifen und die Küche

Ich gebe zu: Manchmal lasse ich mich durch Werbung beeinflussen. Deshalb habe ich mir einen Hula-Hoop-Reifen bestellt. Klappt bisher eher so semi gut, macht aber Spaß. Mein Mitbewohner konnte nicht glauben, dass das so schwer sein sollte. Bereitwillig übergab ich ihm den Reifen – dummerweise probierte er es in der Küche aus. Das nächste, was wir hörten, war ein lautes Scheppern. Der Reifen war wegen roher Kraft auseinander gebrochen, die einzelnen Teile hatten sämtliche Geräte und Flaschen mit sich gerissen. Aber Scherben bringen ja bekanntlich Glück.

Annalena Barnickel

Die Sache mit dem Sexualdimorphismus

Es ist bald ein Jahr her, dass die Stille nach Hamburg kam. Kaum mehr Flugzeuge am Himmel, auf den Straßen weniger Autos, die Menschen blieben in ihren Wohnungen. Die Corona-Ruhe lockte Tiere in die Stadt.  Bei uns im Hinterhof lebt seitdem ein Eichelhäher-Paar, zwei bunt gefiederte und ziemlich laute Vögel. Moment, beide bunt? Sind das zwei Männchen? Sensationell! Dann hab’ ich es nachgelesen: Beim Eichelhäher unterscheiden sich die Geschlechter nicht durch die Gefiederfärbung. Nennt sich Geschlechtsmonomorphismus (im Gegensatz zum Sexualdimorphismus). Wieder was gelernt – Pandemie sei Dank.

Nadine Rinke

Urlaub im Depri-Loch

Juhu, endlich Urlaub! Euphorisch war ich zu Beginn meiner freien Zeit vergangene Woche. Ich wollte den Garten umbuddeln, Klamotten aussortieren, neue Rezepte ausprobieren, Frühjahrsputz machen – und noch so viel mehr. Was habe ich geschafft? Nichts davon. Stattdessen: Ungewohnt düstere Gedanken in meinem Kopf, nie dagewesene Antriebslosigkeit und keine Lust auf irgendwas. Vor allem nicht aufs Spazieren gehen. Corona-Tristesse – und zwar volle Lotte. Ich habe mich noch nie so sehr gefreut, wieder arbeiten zu können – und zu dürfen. Dieses Corona macht schon komische Sachen mit einem.

Alisa Pflug

Menschen, Glöckchen und Perlhyazinthen

Wenn man in der S-Bahn sitzt und über seine Maske hinweg in die vorbeihuschenden (Klein-)Gärten äugt, dann sieht man sie mit aller Macht aus dem braunen Boden brechen: Krokusse, lila, weiß und gelb, dazu ein paar Märzenbecher, hier und da ein Büschel blaue Perlhyazinthen. Und dann entdeckt man auch noch sie: Diese wackeren Geschöpfe, die sich nach dem Winter hervorwagen, zaghaft erst, sich dann ausstrecken und die kleinen weißen Köpfe triumphierend dem Sonnenlicht entgegen recken. Ja, wären die Menschen Frühblüher, sie wären Schneeglöckchen.

Stephanie Lamprecht

Orang-Utans auf Laster-Planen …

„Planen-Poesie“ auf der A7. Auf der Fahrt zwischen Bad Bramstedt und Bahrenfeld haben die MOPO-Reporter Lkw-Planen beguckt. „Lust auf Last“ ist da zu lesen oder „Dolle – der sichere Weg nach oben“. In den Himmel? Auf einem polnischen Laster ist eine Frau in High Heels abgebildet, die gegen eine Kabeltrommel tritt. Rätselhaft. Auf einem Berliner Lkw sieht man einen stolzen Lasterfahrer, der sagt: „Proud to be a Trucker.“ Klare Botschaft. Skurril eine andere: Da sind zwei Orang-Utans in Hochzeits-Kluft abgebildet. Daneben steht: „We move it all.“

Thomas Hirschbiegel

Bank-Battle an der Außenalster

Die Sonne scheint, das Wetter wird besser, ganz  Hamburg hält sich rund um die Alster auf. Ob Kanu fahrend, spazierend oder picknickend – plötzlich trifft man draußen zahllose Gesichter an, die die ersten Sonnenstrahlen ausnutzen wollen. Leider kommt es dann zum Battle um die Bänke. Man will sich entspannt an die Alster setzen – aber alle Sitzgelegenheiten sind besetzt. Sobald eine aber frei wird, stürzen sich direkt drei Leute gleichzeitig darauf, hier gilt das Prinzip: Der Schnellste gewinnt. Oder der Unverhohlenste. Vielleicht klappt’s ja nächstes Mal.

Svea Eßer

Corona-Krise im Kleiderschrank

An manchen Tagen ist Corona-Krise ganz weit weg. Der Alltag zwischen Homeoffice, Supermarkt und Pampers-Wechseln lässt mir wenig Zeit zum Grübeln. Und für mich als Baby-Papa wären Konzerte, Kino und Bierchen mit Freunden auch ohne Lockdown eher seltene Vergnügen. Doch am Sonntag drängte mich meine Frau, mal wieder die Lederschuhe aus dem Schrank zu holen. Die zum Essengehen, fürs Theater. „Sind die verschimmelt?“, dachte ich, als ich die pelzig-graue Oberfläche sah. Das schwarze Leder hatte fingerdick Staub angesetzt – nach einem Jahr Ausnahmezustand.

Till Stoppenhagen

Der „Unser Hamburg“-Countdown läuft!

Weil es in den vergangenen Tagen Anrufe ungeduldiger Fans gab: „Unser Hamburg“ Nr. 15, die neue Ausgabe des historischen Magazins, kommt am 23. März in den Handel. Also noch bummelig drei Wochen. Wir sind gerade unter Hochdruck mit der Produktion beschäftigt. 120 Seiten prall gefüllt mit Hamburger Geschichte(n). Darunter ein Porträt  der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano, eine Liebeserklärung an Barmbek-Nord, die Lebensgeschichte von Nivea-Erfinder Oscar Troplowitz und ein Beitrag darüber, wie aus dem Fischerdorf Blankenese das Nizza an der Elbe wurde.

Olaf Wunder

Psychotherapie in Zigarettenpausenlänge

Zwei Handwerker machen Raucherpause auf dem Innenhof-Balkon nebenan. Der Ältere versucht sich für alle Nachbarn gut hörbar an einer Art Psychotherapie des Jüngeren. Fragt ihn nach seiner Jugend aus. Der antwortet brav. Es stellt sich heraus: Der Jüngere wurde von seiner Oma groß gezogen. Mutter und Vater kaum gesehen. Das habe ihn aber so selbständig gemacht, wie er jetzt sei. Der Ältere stimmt zu. Kenne er. Sein Vater sei Alkoholiker gewesen. Kurzes, betretenes Schweigen. „Dann wollen wir jetzt mal den restlichen Kleber verarbeiten“, sagt der Ältere. Raucherpause beendet. Therapie auch.

Florian Quandt

Mein Nachbar ist ein echtes Vorbild

Früh am Morgen ziehe ich meine Laufschuhe an und drehe meine Runde. Ich denke an diejenigen, die noch schlafen, und finde mich ein kleines bisschen vorbildlich. Dieses Gefühl hält jedoch nicht lange an. Mitten auf der Strecke begegnet mir mein Nachbar. Er schiebt eine Schubkarre, trägt dicke Handschuhe und hat eine Greifzange dabei. Der Nachbar sammelt Müll am Straßenrand auf. „Das macht ja sonst keiner. Und so kann ich in der Corona-Zeit wenigstens etwas Sinnvolles tun“, sagt er. Direkt morgens vorbildlich handeln? Dieser Punkt geht eindeutig an ihn.

Simone Pauls

An diesem Ort heißt es: Maske ab!

Maskenpflicht überall. An jeder Ecke Hinweisschilder. Selbst an Aster und Elbe soll man sich jetzt maskieren. Viele haben das alles so satt. Aber jetzt hab ich den ultimativen Tipp. Gehen sie doch mal wieder zum Zahnarzt. Eine Zahnarztpraxis dürfte zur Zeit der einzige Ort sein, an dem man aufgefordert wird, doch bitte die Maske abzunehmen. Doch kaum sitzt man befreit auf dem Zahnarztstuhl, kommt schon die bittere Pille. Die Helferin reicht einem einen Becher, fordert auf, sich mit einer üblen Flüssigkeit 30 Sekunden lang den Mund zu spülen. Na,ja irgendwas ist immer …

Thomas Hirschbiegel

Thermomix – das ging jetzt fix

Letzte Woche schrieb ich an dieser Stelle, wie zuverlässig mein Thermomix arbeitet. Nun kam es doch anders. Beim Zwiebel-Zerkleinern für Käsespätzle tat er noch gewohnt zuverlässig seinen Dienst. Auch beim Teigrühren noch kein Protest. Aber dann: Der schon grob zerteilte Bergkäse war ihm wohl zu viel.  Der Thermomix streikte. Komplett. Umfüllen, waschen, reinigen. Schraube rausnehmen, wieder einsetzen. Nichts. Nur ein komisches Geräusch. Das Gerät steht still und schweigt. Die Garantie ist gerade abgelaufen. Mein Thermomix – das ging jetzt fix. 

Sabine Korzuschek

Autsch: Der etwas andere Sonnenstich

Ich liebe ja die Sonne. Und als sie sich jetzt im Februar schon heraustraute, war für mich klar: ab nach draußen! Das erste Mal in diesem noch so jungen Jahr saß ich also auf der Terrasse, mein Gesicht nach oben gestreckt. Augen zu. Purer Genuss. Plötzlich fühlte ich etwas Haariges an meinem Hals. Einen Kuss von meinem Vater (Flauschebart) konnte ich ausschließen, ich war alleine. Ich kann auch nicht sagen, ob es auf mir landete oder an mir hochkrabbelte. Jedenfalls stach es. Der erste Wespenstich meines Lebens – autsch. Aber egal: Zwiebel drauf und wieder raus. Die Sonne schien ja immer noch.

Daniel Gözübüyük

Mein Leben als Feminist #2

Der Musiker Harry Styles gilt als Superfeminist. Er hat es als erster Mann auf das „Vogue“-Cover geschafft. Chapeau – das Rüschenkleid hätte mir nicht so gut gestanden! Die letzte Meldung über Styles hat mich aber neidisch gemacht: Er wurde überschwänglich gelobt, weil er in einem Film mit ausschließlich weiblichen Hauptdarstellerinnen eine Nebenrolle spielt. Wie selbstlos und progressiv das sei! Hm, dachte ich: Vier Hauptdarstellerinnen und ein Mann als „supporting act“, das ist doch mein Leben! Nur dass niemand klatscht – und alle lachen, wenn ich behaupte, Feminist zu sein.

Mathis Neuburger

Wem kann man eigentlich noch trauen?

Anrufe von „falschen” Polizisten oder angeblichen Bank-Mitarbeitern sind Alltag in Hamburg. Meist sind alte Menschen die Opfer. Bankangestellte und Haspa-Mitarbeiter sind besonders geschult, damit Senioren nicht abgezockt werden. Doch jetzt traf es eine Sparkassen-Mitarbeiterin selbst. Sie erhielt einen Anruf eines „Kollegen” der eine manipulierte Nummer des Unternehmens verwendete. Er sagte, ihr Konto sei „gehackt” worden. Zur Sperrung bräuchte er ihre TAN. Die 40-Jährige nannte die TAN. Minuten später hatten die Gauner 2990 Euro vom Konto abgebucht!

Thomas Hirschbiegel

Verwandlung in der Waschanlage

Wo ist er denn nur? Ich bin ganz sicher, hier irgendwo hatte ich doch vor Kurzem meinen Wagen abgestellt … Nicht auf den ersten Blick zu erkennen in der langen Schlange der dicht aneinandergereihten Blechkarossen. Hatte ich etwa doch ganz woanders geparkt? Im Notfall hilft der fernbetriebene Autoschlüssel. Ein Klacken ist zu hören, die Lichter leuchten ganz in der Nähe kurz auf. Dieser glänzende  olivgrüne Wagen soll tatsächlich meiner sein? Ich fahre doch ein unansehnlich graues Fahrzeug! Ach, das hatte ich ganz vergessen. Ich war ja gestern in der Waschanlage!

Anke Geffers

Wie erklärt man diese Ungerechtigkeit?

Wir haben gehofft, aber die Corona-Maßnahmen machen einen Ski-Urlaub in Südtirol im März unmöglich. Risikolose Alternativen? Keine Chance. Für meine wintersportbegeisterten Jungs (zehn und sechs) kommt das einer Katastrophe gleich. Sie sind gefrustet. Erst recht, als ich bei dieser Frage große Augen mache: „Papa, warum darf RB Leipzig nach Budapest reisen, um dort Fußball zu spielen, und wir dürfen nirgendwohin?“ Wirtschaftliche Zwänge, Extra-Würste, Ausnahmestellung. Mir gehen viele Antworten durch den Kopf. Ich bleibe aber ehrlich: „Ich weiß es nicht!“

Michael Reis

Keine Waffen in der Autoselbsthilfe?

Kollege Florian Quandt und ich sind täglich in der Stadt unterwegs, um für die MOPO-Leser eifrig interessante Geschichten heranzuschaffen. Eigentlich haben wir beide schon viel gesehen, sind nicht leicht zu verblüffen. Doch als wir gestern an der Wöhlerstraße (Billbrook) an einer roten Ampel stoppen mussten, machte uns ein Werbeschild ratlos. Dort stand „Autoselbsthilfe – No Weapons“. Keine Waffen? Was bitte soll das heißen? Hier wird nur an Autos rumgeschraubt, nicht aber an Pistolen? Oder haben die Kunden nur ohne Knarren Zutritt? Kann uns ein Leser aufklären?

Thomas Hirschbiegel

Bundesregierung: Doppelt hält besser

Erstmalig in meinem Leben hab’ ich Post von der Bundesregierung bekommen. 15 Schutzmasken liegen für mich in der Apotheke meines Vertrauens bereit. Dazu zwei  „Berechtigungsscheine“ für die Masken. Plötzlich wird einem bewusst, dass man mit 61 schon ein „erhöhtes Risiko“ für einen schweren Corona-Verlauf hätte. Wenig später erreicht mich ein zweites Schreiben der Bundesregierung, an meine alte Adresse gerichtet. Doch da bin ich schon seit acht Jahren nicht mehr gemeldet. Na ja, doppelt hält besser. Wenigstens hat meine verstorbene Mutter keinen Brief von Angela Merkel bekommen.

Thomas Hirschbiegel

Thermomix – das war wohl nix

Eigentlich sind wir beide sehr gut befreundet. Seit vier Jahren leben und arbeiten wir schon zusammen. Letzte Woche wäre unsere Beziehung fast in die Brüche gegangen. Ich wollte eine Curry-Ingwer-Möhren-Süßkartoffelsuppe herstellen, aber der Thermomix hatte andere Pläne. Statt brav zu pürieren, lief der Topf über. In Sekundenschnelle verteilte sich die orangefarbene Masse ringsum. Stopptaste, zurück auf Anfang. Kleine Portionen, nach und nach püriert. Mahlzeit gerettet, aber der weiße Thermomix gelblich verfärbt. Diese Suppe wird in Erinnerung bleiben.

Sabine Korzuschek

Die Kinder brauchen ein Ablassventil

Erster Tag nach der Lockdown-Verlängerung: Online-Training. Ich frage meine Spieler (2010er-Jahrgang), was sie aktuell gut und schlecht finden. T. sagt: „Ich raste so viel aus gerade. Das will ich nicht. Hätte ich Training und könnte mehr Sport machen, würde ich all diese Energie positiv loswerden.“ Ich gucke in die Gesichter der anderen und weiß: Es geht allen so. Mir ist zum Heulen. Aber wahre Worte. Ein Zehnjähriger spricht deutlich aus, wie sich die Einschränkungen in der Realität tatsächlich anfühlen – aber das spielt wohl in den Corona-Köpfen der Politiker keine Rolle.

Michael Reis

Alles eine Frage der Perspektive

Laubbläser – wer mag sie schon, diese lauten, stinkenden Dinger? Ich bekomme immer schlechte Laune, wenn so ein Teil in Aktion ist. Auch neulich, als ich unter Zeitdruck zu meinem Auto hetzte; in der Nachbarschaft röhrte eines dieser Geräte. Es hatte geschneit, also fing ich an, den Schnee vom Auto zu fegen. Das hätte mich noch eine Weile beschäftigt, aber dann stand der Mann, über dessen Laubbläser ich mich geärgert hatte, vor mir. Ob er den Schnee wegpusten soll? Er sollte. In wenigen Sekunden war der Wagen blitzblank. Das erste Mal, dass mich ein Laubbläser lächeln ließ.

Ute Gebauer

Thermomix – das war wohl nix

Eigentlich sind wir beide sehr gut befreundet. Seit vier Jahren leben und arbeiten wir schon zusammen. Letzte Woche wäre unsere Beziehung fast in die Brüche gegangen. Ich wollte eine Curry-Ingwer-Möhren-Süßkartoffelsuppe herstellen, aber der Thermomix hatte andere Pläne. Statt brav zu pürieren, wie sonst, lief der Topf über. Sekundenschnell verteilte sich die gelb-orangefarbene Masse ringsum. Stopptaste, zurück auf Anfang. Kleine Portionen, nach und nach pürieren. Mahlzeit gerettet, aber der weiße Thermomix gelblich verfärbt. Diese Suppe wird uns beiden in ewiger Erinnerung bleiben.

Sabine Korzuschek

Jürgen, der Schneemann: Danke für alles!

Ich möchte mich auf diesem Wege verabschieden: von Jürgen, meinem Terrassen-Schneemann. Sein Gesicht sieht aus, als wäre er in eine Granate gelaufen. Sein einst rundlicher, jetzt von den steigenden Temperaturen  zerfressener Körper ist in einer Pose erstarrt, die sagt: Bitte, lasst mich doch einfach zurück! Er kann sich bald nicht mehr halten, wird fallen und nie wieder aufstehen. Das will ich dir sagen, lieber Jürgen: Du hast für unvergessliche Momente gesorgt. Warst ein guter Zuhörer. Und das Wichtigste: Du hast meine kleine Nichte, die noch nie einen Schneemann gesehen hat, glücklich gemacht. Danke!

Daniel Gözübüyük

Der MOPO-Reporter und die Schnee-Katastrophe

Tja, war nix mit Schneekatastrophe bei uns. Doch die Wettervorhersagen weckten Erinnerungen bei mir. Ich hatte 1978 den Wehrdienst bei der 6. Panzergrenadierdivision in Neumünster begonnen und musste den Kasernenhof von Schnee befreien. Da kamen Offiziere mit Reportern vorbei. Die Bundeswehr wollte zeigen, wie professionell sie im Katastrophenfall helfen kann, und das Erste, was die sahen, war ein MOPO-Kollege in Uniform mit einem Schneeschieber in der Hand. Die Kollegen konnten sich nicht halten vor Lachen …

Thomas Hirschbiegel

Mein Leben als Feminist

Wenn ich meiner Frau erzähle, ich sei Feminist, lacht sie mich immer laut aus und erzählt was von „Mental Load“ und Aufgabenteilung und so Dingen. Ich erzähle dann von Steuern, Auto, Arbeiten, Einkaufen usw. Kennt man ja. Aber jetzt habe ich einen Trumpf in der Hand: Töchterchen malt ein Bild mit vier Personen drauf. Frau fragt, wer denn das sei. Kind: Mama und wir drei Kinder. Und wo ist Papa? In dem Moment denke ich: Mist, jetzt kommt was wie „Papa arbeitet, Papa ist Bier trinken …“ Aber nein: „Papa kocht“, flötet die Vierjährige. Genau, denke ich. Wie sich das für einen Feministen gehört.

Mathis Neuburger

Voller Einsatz im Homeoffice

Meine Kollegin Alisa Pflug und ich haben zu Beginn des Jahres einen Podcast gestartet. Da im Moment Homeoffice angesagt ist, treffen wir unsere Gäste im digitalen Raum. Doch wie das im Homeoffice so ist, läuft nicht immer alles nach Plan. Eigentlich sollten die Handwerker in der Wohnung meiner Kollegin längst weg sein, wenn die Podcast-Aufnahme startet. Dem war nicht so. Nach kurzem Überlegen stand fest: Nur das Badezimmer ist gerade lärmfrei! Kurzerhand setzte sie sich in die Dusche und schloss die Tür. Die Akustik war erstaunlich gut! 

Sina Riebe

Düstere Gedanken in der Corona-Zeit

Seit fünf Jahren trainiere ich beim USC Paloma ein Jugendteam. Der erste Lockdown bremste uns kurz aus. Der zweite ist jedoch wie ein Prellbock auf den Gleisen – nichts geht mehr.  Ich fühle mich meinen Spielern so fern wie nie. Mein Antrieb zu Kreativität und Fantasie fährt fast nicht mehr hoch. Wo soll das hinführen, wenn selbst der Trainer für die Zukunft schwarzsieht? Dass es den Kollegen genauso geht, macht es nicht besser.  Pfingsten steht ein Turnier in Dänemark an, 2020 fiel es Corona zum Opfer. Fällt es erneut aus? Nein, das darf nicht sein. Die Hoffnung bleibt.

Michael Reis

Fortsetzung: Der schwitzende Jürgen

Ich bin Ihnen noch eine Antwort schuldig. Erinnern Sie sich an den schwitzenden Jürgen, meinen Schneemann, den ich für meine kleine Nichte gebaut hatte? Die schlechte Nachricht: Meine Nichte war bisher noch nicht bei mir. Die gute Nachricht: Jürgen lebt noch! Die Eiseskälte tut ihm gut, das Schwitzen ist weniger geworden. Die zwischenzeitlich herausgefallenen Knopfaugen und die Mundpartie habe ich ihm erneut angedrückt. Jürgen lächelt wieder, streckt die dünnen Holzarme euphorisch in die Lüfte. Als würde er sagen: Ich bin wieder fit, kleine Nichte. Umarm mich! Sofort!

Daniel Gözübüyük

Geht doch: So wird Schnee geräumt

Kaum fallen die ersten Flocken, bricht in Hamburg der Bahnverkehr zusammen, das Räumen dauert, Fahrrad-, Gehwege und Nebenstraßen werden vergessen. Auf dem Weg zu einem coronakonformen Spaziergang mit einer Freundin fahre ich mit dem Auto durch mehrere Dörfer. Ein Wunder: Schon am Samstagmorgen um neun Uhr sind die Straßen frei und gestreut. Angekommen frage ich erstaunt, wer denn hier wann schon alles freigeräumt hat. Ihre Antwort: „Das ist nie ein Problem, die Bauern fahren schon morgens um vier Uhr mit den Traktoren los, räumen und streuen.“ Geht also doch!

Sina Riebe

Neue Kontakte dank Lockdown

Lockdown ist eine Belastung. Doch es entstehen auch ganz neue Situationen, man lernt neue Leute kennen. Mein Duschschlauch war undicht geworden. Früher wär ich einfach in den legendären Haushaltswarenladen Hoheluftchaussee gegangen. Nun guck ich bei Ebay-Kleinanzeigen. In Bergedorf wird ein passendes Teil angeboten. Der Verkäufer verabredet sich mit mir vor dem Michel zur Übergabe. Und siehe da, wir sind beide Oldtimer-Fans und plaudern – auf Abstand – nett über olle Karren. Ohne Lockdown hätten wir uns nie kennengelernt.

Thomas Hirschbiegel

Neu im Haus: Der schwitzende Jürgen

Ich hab’ jetzt seit zwei Tagen einen Mitbewohner. Er heißt Jürgen und redet nicht. Jürgen hat kleine Knopfaugen, ziemlich dünne Arme, gerade im Vergleich zu seinem korpulenten Oberkörper. Er trägt immer, egal ob tags oder nachts, ein Hütchen. Und er schwitzt oft. Na gut: Jürgen ist ein Schneemann. Er lebt auf meiner Terrasse. Ich habe ihn für meine kleine Nichte gebaut. Nur das Schwitzen bereitet mir wirklich Sorgen. Dank der Sonne nimmt Jürgen schnell ab. Gestern hatte er nur noch ein Auge. Meine Nichte kommt aber erst morgen zu mir – wird Jürgen überleben?

Daniel Gözübüyük

Eiersalat-Klau bei der MOPO aufgeklärt

Gestern schrieb ich an dieser Stelle über den mysteriösen Eiersalat-Klau aus dem MOPO-Kühlschrank. Nun ist der Fall geklärt! Die Täterin ist ermittelt und vollumfänglich geständig. Es ist meine geschätzte Kollegin Ute, die sich leicht geknickt bei mir meldete. Des Rätsels Lösung: Auch sie kauft regelmäßig Eiersalat bei Budni und stellt ihn ebenfalls in den Redaktionskühlschrank. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass in unserer doch recht übersichtlichen Redaktion noch jemand auf Eiersalat steht, und hat die Packungen automatisch für ihre eigenen gehalten. 

Thomas Hirschbiegel

Huch, wo ist nur mein Mittagessen hin?

Wer klaut bei der MOPO Eiersalat? Es ist ein Skandal! Innerhalb von zehn Tagen verschwand mein mageres Mittagessen dreimal aus dem Kühlschrank. Doch die Zahl der Verdächtigen ist klein. Ein Großteil der Kollegen schreibt eifrig von zu Hause. Hier sind eigentlich nur meine Chefs, sollten die etwa …? Nee, holen sich mittags etwas zu essen. Und die zwei, drei weiteren Redakteure? Kann ich mir nicht vorstellen. Beruhigend, dass der Dieb kein Alkoholiker ist. Die 25 Rotwein-Pullen – eine Weihnachtsgabe des Verlegers für die Kollegen im Home​-office – sind seit Wochen unangetastet. 

Thomas Hirschbiegel

Nächtliche Opernarien gleich nebenan

Durch Homeoffice und Kontaktbeschränkungen ist meine Wohnung so was wie meine Operationsbasis geworden: Ich kenne jeden Winkel und jedes Geräusch. Den fast durchgängig laufenden Fernseher meines Nachbarn kann ich mittlerweile im Normalfall ignorieren, nicht aber die schrillen Gesänge der Opernarien, die täglich ab 22 Uhr daraus erklingen. Eine Freude, wenn am nächsten Tag um sechs Uhr der Frühdienst ruft. Vor ein paar Tagen hat’s mir gereicht, um 1 Uhr habe ich schlaftrunken mein Buch gegen die Wand gehämmert – seitdem ist Ruhe, aber grüßen tut er mich dafür nicht mehr.

Sina Riebe

Auge in Auge mit einem Poltergeist

Seit Wochen nutzt ein Marder den Boden als Galopprennbahn. Unser Vermieter meint jedoch, das polternde Tier habe mehr Angst vor uns als wir vor ihm. Nun musste meine Tochter einen Koffer vom Boden holen und stieg furchtlos die Treppen hinauf. Und da saß er, der Marder. Seelenruhig, Auge in Auge mit meinem Mädel. Ein gellender Schrei und das Kind flog förmlich die Treppen hinunter. Auf die Frage, ob sie Luzifer persönlich getroffen habe, sagte sie mit weit aufgerissenen Augen: „Ich habe den  Marder gesehen, der sooooo viel Angst vor uns hat.“

Sabine Korzuschek

Müde Augen in der Videokonferenz

„Bist du ein bisschen müde, oder liegt das an deinem Kamerafilter?“, werde ich morgens in der Videokonferenz gefragt. Flashback. Ein bunter Film zieht an meinen Augen vorbei, die Abenteuer der Nacht holen mich ein: Wie ich durch den Zauberspiegel in den Tempel gelangte, die riesige Kristallkugel, die mich auffing wie Watte. Und die kleine Reißverschlusstasche, in der man Lachen aufbewahren kann. „Ja, bin etwas müde“, sage ich, „hab’ mal wieder zu abenteuerlich geträumt.“ Dann widme ich mich wieder der Realität – und freue mich schon auf die nächsten Traum-Abenteuer…

Tikva Schmidt

Der Hund von heute – schick in Strick

Vielleicht sind sie Ihnen bei Spaziergängen auch schon aufgefallen: die vielen gut gekleideten Hunde. Waren Mäntel früher „Schoßhündchen“ vorbehalten, laufen  heute auch die Großen mit wärmender Kutte durch die Gegend. Da sieht man den stolzen Weimaraner in edlem Zwirn, farblich aufs Fell abgestimmt, der Sheltie trägt ein rotes Regencape und die quirlige Beagle-Pinscher-Dame einen grauen Grobstrickpulli. Das macht im Winter bei manchen Hunden durchaus Sinn, sagen Experten. Doch vielleicht haben Frauchen oder Herrchen auch ein ganz anderes Motiv: Ihre eigenen neuen Kleider können sie im Lockdown schließlich niemandem präsentieren.

Ute Gebauer

Drei, zwei, eins – und immer noch meins

Online-Marktplätze sind eine gute Sache. Altes findet noch einen Käufer, muss nicht auf den Müll. In der „Freizeit“ der Pandemie entrümple ich seit Monaten Schränke und Regale. In Gedanken läuft die Urlaubskasse über. Doch es gibt ein Problem. Bilder knipsen, Gegenstände beschreiben, dann alles verpacken und abschicken – der Aufwand schreckt mich oft ab. Und wenn ich mich überwinde, will ich das Zeug auch nicht verramschen – vieles bleibt deshalb ein Ladenhüter. So stapeln sich die Sachen jetzt nicht mehr im Regal und den Schränken, sondern hübsch aufgereiht im Wohnzimmer.

Michael Reis

Die Schnecken in meinem Eintopf

Einen großen Pott Steckrübeneintopf hatte ich gekocht. Zu viel für den kleinen Kühlschrank. Ich stellte den verschlossenen Topf  über Nacht auf die Dachterrasse – und freute mich schon auf mein Lieblings-Mittagessen für morgen! Am nächsten Tag eine unschöne Überraschung. Mit meiner Vorliebe für Steckrübeneintopf war ich offenbar nicht allein. Drei schleimige Nacktschnecken hatten sich, angezogen vom Essensgeruch, in dem Deckel verkrochen. Schneckrübeneintopf statt Steckrübeneintopf. Dieses Mittagessen musste ausfallen. Und nie wieder werde ich Kochtöpfe auf die Terrasse stellen!

Sabine Korzuschek

Haushaltsgeräte im Lockdown

Runterfahren, Begegnungen einstellen, Ruhemodus – es sieht so aus, als sei der Lockdown auch bei meinen elektronischen Geräten angekommen. Erst gab der Router spontan seinen Geist auf (kein Internet im Homeoffice, super!), dann beschloss der Drucker, alle Dienste herunterzufahren und auf null zu stellen. Das Bügeleisen macht vermutlich aus Solidarität komische Geräusche und scheint auf Distanz gehen zu wollen, während der Fernseher noch unentschlossen im Teillockdown verharrt. Mal wackelt das Bild, mal fehlt der Ton. Ich bin sicher, demnächst  wird er die Kontaktaufnahme ganz einstellen.

Anke Geffers

Propaganda aus dem Parkscheinautomaten

Vorschriftsmäßig haben die MOPO-Reporter am Montag am Valentinskamp ein Park-Ticket gezogen. Im Auswurfschacht des Automaten fanden wir ein Kärtchen mit dem Text: „Unglaublich, was uns die meisten Medien verschweigen – nichts für schwache Nerven.“ Dazu der Verweis auf eine Website. Neugierig gingen wir auf die Seite und erfuhren, dass als Trump-Anhänger verkleidete Antifa-Aktivisten das Kapitol gestürmt haben. Dazu eine Sammlung von Polizeimeldungen aus ganz Deutschland über Straftaten mit Ausländer-Beteiligung. Und wo waren die her? Aus den Medien …

Thomas Hirschbiegel

Unwiderstehlicher Duft am Glascontainer

Der Gang zum Glascontainer ist eine eher unangenehme Angelegenheit: Unter den Füßen knirschen Scherben, man fasst beim Reinwerfen in restklebrige Marmeladengläser und aus dem Inneren des Containers kommt ein übler Geruch, irgendwo zwischen vergorenem Wein und schimmeligem Wurstwasser. Aber zurzeit, da duftet es dort herrlich! Der Geruch von Wald, Weihnachten und Gemütlichkeit umweht die alten Flaschen. Denn: Ein paar Meter weiter ist ein Sammelplatz für ausrangierte Tannenbäume. Schade, dass das natürliche Glascontainer-Deo bald im Müllwagen landen wird.

Simone Pauls

Mein liebster Freund in der Krise: die Couch

Nach Wochen der Vorfreude auf die neue Couch rückte der Tag des Abschieds von der alten näher. Den Abend davor dämmerte dem kleinen Sohn die Konsequenz: die Trennung von fünf großen Sofa-Kissen. Er nahm sie in den Arm, Krokodilstränen flossen – die Welt kann so gemein sein. Doch am Tag der Lieferung des neuen Möbelstücks berichtete mir mein großer Sohn per Audionachricht von einem Jubelsprung und einem Jauchzer des Kleinen. Und siehe da: Bei meiner Rückkehr lag der Lütte – verträumt und selig – auf dem neuen Mitbewohner. „Papa, ich liebe diese Couch“.

Michael Reis

Ein Wattebausch als Schlittenhund

Der Hund ist winzig, weiß und wuschelig und trabt geschäftig den Fußweg entlang. Hinter ihm: ein kleiner Junge in einer Kinderkarre, der mit stolzem Blick die Leine des Mini-Bellos hält. Eine Frau schiebt die Karre. Irgendwann setzt der (vierbeinige) Winzling einen Haufen in den Matsch, die Frau lässt die Karre zum Aufsammeln kurz los – und tatsächlich  schafft der kleine Hund es, das Gefährt in Bewegung zu setzen, zum Entzücken des Jungen. Merke: Du kannst aussehen wie ein Wattebausch auf vier Pfoten und im Herzen ein Schlittenhund sein, stark und furchtlos.

Stephanie Lamprecht

Der Balkon als Kühlschrank

Die kalte Jahreszeit sorgt bei vielen Hamburgern für schlechte Laune – besonders im grauen Hamburg sehen viele Menschen im Winter wohl eher Nachteile als Vorteile. Mein Mitbewohner zieht allerdings etwas Positives aus der Sache: Wenn es draußen kalt ist, kann der Balkon direkt neben dem Zimmer auch schnell mal zum Kühlschrank umfunktioniert werden. So wird der lange Weg in die Küche gespart und die natürliche Frische der Hamburger Luft ausgenutzt. Nur bei Minusgraden ist  Vorsicht geboten  – nicht, dass noch die Milch einfriert.

Svea Eßer

Für Bedürftige ein sehr harter Winter

Winter sind für Obdachlose immer schlimm – aber seit Menschengedenken ist kein Winter so furchtbar für sie gewesen wie dieser. Die Corona-Pandemie ist daran schuld: Die Geschäftsleute und Restaurantbesitzer, die es gut mit ihnen meinen und ihnen sonst immer mal was zustecken, befinden sich im Lockdown, sind nicht da. Und ohne deren Hilfe ist es doppelt so schwer zu überleben. Viele von uns, die achtlos oder – noch schlimmer – gar voller Verachtung an Obdachlosen vorübergehen, sollten  an eins denken: Auf der Straße zu landen, kann jedem passieren, das geht schneller,  als Sie glauben.

Olaf Wunder

Das Hamburger Cabrio-Feeling

Sie war schon wieder fällig, die Autoinspektion. In aller Frühe stehe ich vor der Werkstatt, warte ungeduldig aufs Ersatzauto. Eigentlich egal welches, Hauptsache eines mit vier Rädern, Lenker – na gut, Bremsen und Dach wohl auch noch… denn ich muss schnell in die Redaktion! Plötzlich steht er da, der krasse Cabrio-PS-Bolide. Heute muss wohl mein Glückstag sein, denke ich mir. Doch kaum schaue ich gen Himmel, trifft mich eine dicke Schneeflocke mitten im Gesicht… Verdeck zu und los! So fühlt sich also das Hamburger Cabrio-Feeling an.

Ivan De Vincenzi

Helga ist der schönste Hund der Welt

Unverschämtheit, was Kollegin Sandra Schäfer da gestern gesagt hat! Erst fragte sie mich: Na, wie geht’s denn Helga? Und ohne eine Antwort abzuwarten, murmelte sie dann was von: „Wie ich die faulen Möpse kenne, möchte sie bei diesem Sauwetter bestimmt nicht vor die Tür.“ Empörend! Helga ist ein sogenannter Retro- oder Sportmops. sie hat kein Ringelschwänzchen, sondern einen richtigen Schwanz. Sie hat lange Beine, eine schlanken Körper, ist total agil und sportlich, sozusagen die Miniatur-Ausgabe eines Windhundes. Und abgesehen davon ist Helga der schönste Hund der Welt. So.

Olaf Wunder

Mensch, ärgere dich nicht!

Ein ganz entspannter Abend im engsten Familienkreis, gutes Essen, die kleine Tochter schläft dank Böllerverbot durch – so hatte ich mir das Corona-Silvester ausgemalt. Doch ich wohne nicht in Hamburg, sondern im sonst so extrem ruhigen Norderstedt. Und da durfte man am 31. Dezember wie eh und je böllern, was das Zeug hielt. Die Kleine wurde wach, das Tiramisu war zu trocken, und als wäre das noch nicht genug, wurden wir Eltern noch zu einem nicht enden wollenden Brettspiel überredet, dessen Name perfekt zu diesem Abend passte: „Mensch, ärgere dich nicht!“

Till Stoppenhagen

Foltern? Nein! Nicht mal ausnahmsweise

Der Schirach-Zweiteiler in der ARD vom Sonntag hat viele zum Nachdenken gebracht: Dürfen Polizisten foltern, wenigstens unter bestimmten Umständen? Gestern habe ich an dieser Stelle die Frage an die Leser weitergegeben. Es gab einige wirklich erschreckende Mails seitdem. Tenor: „Polizisten dürfen nicht nur foltern, sie müssen! Die Straftäter in Deutschland werden doch nur noch mit Samthandschuhen angefasst!“ Unfassbar. Die allermeisten – und das beruhigt mich – teilen dagegen meine Position: Bei allem Verständnis für die Notlage und bei noch mehr Verständnis für die Not der Angehörigen (etwa von Entführungsopfern) gilt: Foltern? Unter gar keinen Umständen.

Olaf Wunder

Darf ein Polizist foltern, um Leben zu retten?

Es gibt Filme, die gefallen mir gut, aber spätestens am übernächsten Tag kann ich mich kaum mehr erinnern. Beim Schirach-TV-Zweiteiler am Sonntag ist das definitiv anders. Es ging um die Frage: Darf ein Polizist einen Verdächtigen foltern, wenn er die Chance sieht, dadurch das Leben eines Entführungsopfers zu retten? Während der Sendung ging es in meiner WhatsApp-„Tatort“-Gruppe (die Sendung lief auf dem „Tatort“-Sendeplatz) richtig rund. Schwer diskutiert haben wir. Danach habe ich die ganze Nacht gegrübelt. Folter – ja oder nein? Wie ist Ihre Haltung dazu? Schreiben Sie mir!

Olaf Wunder

olaf.wunder@mopo.de

Meine Nichte, eine künftige Agentin?

Ich glaube, meine kleine Nichte wird mal Geheimagentin. Ein weiblicher James Bond. Tätig in Aufklärungsmissionen. Zumindest deuteten ihre neuesten Gehversuche darauf hin – zunächst: Ich halte sie an ihren Patschehändchen – und sie scheint sich jeden Schritt genau zu überlegen, tapst vorsichtig Schritt für Schritt vorwärts, rückwärts, hält inne … als müsste sie unentdeckt an einem Abgrund entlang balancieren. Doch plötzlich schnellere Schritte. Chaos. Lachen … Na ja, vielleicht wird sie auch nur Ausdruckstänzerin.

Daniel Gözübüyük

Böllerverbot auch nach Corona beibehalten

Kaum ein Viertel, in dem in der Silvesternacht nicht Raketen gestartet wurden. Es gibt Zeitgenossen, bei denen der Regelverstoß die einzige Regel ist, an die sie sich halten. Immerhin: Eine ruhigere Silvesternacht hat es lange nicht gegeben. Und ich hoffe, nach Corona geht es so weiter. Vielleicht hat ja die Pandemie wenigstens ein Gutes: Dass wir diese Knallerei, die die Umwelt schädigt, Tiere erschreckt und Menschen verletzt, dauerhaft verbieten – und sie ersetzen durch ein professionelles Feuerwerk in jeder Stadt. Das ist für alle besser und außerdem sehr viel schöner anzusehen.

Olaf Wunder

Schwierig, aber darf ich Corona danken?

Das Coronavirus hatte mir, als Sportreporter, im Frühjahr von jetzt auf gleich alle Aufträge gekippt. Keine EM, kein Olympia. So kam ich per Zufall zur MOPO. Und bin bis jetzt geblieben. In meinen schon fast 20 Berufsjahren habe ich einige Redaktionen erlebt. Aber diese bunt gemischte „Bande“ in Hamburg-Ottensen macht richtig Spaß. Klar, auch hier gibt es ab und an Reibung, aber das gehört zur Entwicklung dazu. Ich fühle mich pudelwohl und müsste Corona eigentlich danken. Aber das tue ich nicht. Ich danke den Kolleginnen und Kollegen für ein erstes tolles (halbes) Jahr bei der MOPO.

Michael Reis

Diese Sprüche will niemand mehr hören

Nein, witzig sind sie nicht. Aber trotzdem geistern sie durch jedes Büro. Diese gar nicht lustigen Sprüche will niemand mehr hören: 1. Zum Bleistift. 2. Schlepptop. 3. Das ist ja Wunderbärchen. 4. Bin voll im Stretch. 5. In diesem Sinne: Ab in die Rinne. 6. Alles roger in Kambodscha? 7. Das Leben ist kein Ponyhof. 8. Da steckt man nicht drin. 9. Satz mit x, das war wohl nix. 10. Erst schwach anfangen, dann stark nachlassen. 11. Du hier und nicht in Hollywood? 12. Ich bin ganz meiner Meinung. 13. Alles klärchen? 14. Das kann ja Eiter werden. 15. Herzlichen Glühstrumpf. 16. Schankedön – Schittebön.

Simone Pauls

Ein Lächeln entschädigt für alles

Es gibt Tage, an denen läuft’s nicht so. Ich fuhr im Dienstwagen zu einem Termin. Verkehrskontrolle auf der Reeperbahn: Es stellte sich heraus, dass weder Warndreieck noch Fahrzeugschein in meinem Wagen lagen. Nach der Ermahnung, beides so bald wie möglich auf einer Polizeiwache vorzulegen, durfte ich weiterfahren. Später am Tag machte ich mich mit Schein und Dreieck auf den Weg zur Davidwache, immer noch genervt. Doch eine überaus freundliche Polizistin sorgte dafür, dass sich meine Laune schnell besserte. Es gibt Tage, an denen ein Lächeln für alles entschädigt.

Patrick Sun

Beschwingte Weihnachtszeit

Die Musik dröhnte aus den Lautsprechern, der Bass ließ den Sitz vibrieren. Party in Corona-Zeiten? Ja! Nur nicht im Club, sondern in der S-Bahn. Es war spät, alle Fahrgäste wollten ihre Ruhe haben. Alle bis auf einen: Der Mann im Vierer vor mir fand die Stimmung im Waggon anscheinend viel zu trist. Er schloss sein Handy an, schob den Lautstärke-Regler hoch, tanzte und sang. Alle sollten mitmachen. Alle ignorierten ihn. Doch als ich anschließend die Straße entlang schlenderte, ertappte ich mich beim Summen des letzten Songs. Seine gute Laune war trotz allem ansteckend.

Viola Dengler

Sieben neue und ein uralter Satz

Sieben Sätze, die man an all den normalen Weihnachtsfesten nicht gesagt hat: 1. Nein, Schatz, der Weihnachtsmann gehört nicht zur Risikogruppe. Der ist magisch. 2. Oh, neue Masken, danke! Selbst genäht? 3. Das sind die Gurken, die ich im ersten Lockdown eingelegt habe. Langt zu! 4. Räum mal das Homeoffice weg, da kommt der Baum hin. 5. Wie ist denn der Inzidenzwert bei euch? 6. Über 200? Mein lieber Schwan. 7. Boah, ich vermiss die bucklige Verwandtschaft. Und ein uralter Satz, der für immer bleibt: Frohe Weihnachten allerseits.

Stephanie Lamprecht

Der erste Spaziergang zurück in Freiheit

Wenn ich im Moment auf eine Sache so gar keine Lust hätte, dann ist es häusliche Quarantäne. Dementsprechend leid tat mir mein bewegungssüchtiger Bruder (9), als ihn als Corona-Erstkontakt diese Maßnahme erwischte. Ich war überrascht, wie geduldig er es hinnahm. Richtig süß wurde es, als er zum ersten Mal das Grundstück wieder verlassen durfte. Plötzlich war jedes Haus und jede Pflanze im Park interessant und er freute sich über Schneebeeren, die er auf dem Boden knallen ließ. Dieser Spaziergang erinnerte mich daran, dass ich die kleinen Dinge im Leben viel mehr wertschätzen sollte.

Pauline Reibe

Kampf dem Brillen-Beschlagen!

Seit es Corona gibt, ärgere ich mich mit beschlagenen Brillen beim Maske-Tragen herum. Meine ersten Masken waren vom Schneider, dann kaufte ich den Fünfer-Pack einer Hemdenmarke bei Budni. Schließlich landete ich bei Schlauchschals. Gegen Beschlag probierte ich Sprays und Tücher. Ohne Erfolg. Die Masken schlossen am Gesicht nicht dicht genug ab. Jetzt hat mir mein Apotheker eine dreilagige, antivirale Maske verkauft. Die hat einen Nasenbügel, liegt eng an. Problem gelöst! Kleiner Nachteil: Das Ding kostet 20 Euro. Aber das ist mir meine Gesundheit wert.

Thomas Hirschbiegel

Wenn Eltern mal die Sau rauslassen

Am Karussell auf dem Spielplatz ist richtig was los, zwei kichernde Besucher haben mächtig Spaß. „Mehr Anschwung!“, johlt sie. Und er rennt und schiebt, so schnell er kann – und prustet dabei vor Lachen. „Ich will jetzt aber auch!“, ruft er. Nun sitzt er, sie schiebt. „Mir wird ganz schlecht. Aufhören!“, brüllt er. Sie stoppt ihn abrupt – und er plumpst raus. Beide lachen Tränen. Neben dem Karussell stehen zwei verwirrt aussehende Knirpse – ihre Kinder. Was ist denn mit Mama und Papa los? Ja, ihr Kleinen, so sieht es aus, wenn Erwachsene auf dem Spielplatz mal die Sau rauslassen.

Simone Pauls

Wenn die Deutsche Bahn zu früh kommt

Eigentlich wird der Deutschen Bahn ja nachgesagt, sie würde eher zu spät als zu früh kommen. Mir wäre das diesmal lieber gewesen. Meine heutige Fahrt mit dem ICE habe ich vor etwa fünf Wochen gebucht und gestern rein gefühlsmäßig noch mal überprüft. Dabei stellte ich überrascht fest: Die Abfahrt in Hamburg wurde um eine Stunde vorverlegt. Informiert hat man mich darüber nicht. „Die Verbindung hat sich ja nicht geändert“, hieß es, als ich nachfragte. Nur hätte ich den Tag beinahe im Bahnhof verbracht. Ohne mein Bauchgefühl wäre ich vier Stunden später abgefahren.

Robin Meyer

Missverständnis zu Weihnachten

„Ach“, sagte meine Schwiegermutter vor Jahren zu ihrer Großtante, „zu Weihnachten hätte ich gern einen Schaukelstuhl.“ Am Heiligen Abend stand ein seltsam geformtes Paket unter dem Weihnachtsbaum. Ein Stuhl? Nie und nimmer! Beim Auspacken kam ein Schaukelpferd zutage. Die Verwunderung war größer als die Freude – die schwerhörige Tante hatte nicht richtig verstanden. Jahrelang stand das Pferdchen im Keller und fand jetzt einen Käufer bei Ebay. Vermutlich freut sich bald ein Kind darüber – und die Schwiegermutter bekommt endlich ihren Schaukelstuhl.

Anke Geffers

Was sind Ihre guten Vorsätze für 2021?

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Und darüber wird kaum einer traurig sein. Es kann ja nur besser werden im nächsten Jahr. Mich hat diese Statistik begeistert: Demnach nimmt sich jeder Fünfte vor, etwas in seinem Leben zu ändern. Mehr Sport treiben (50 Prozent), sich gesünder ernähren (47 Prozent) oder abnehmen (46 Prozent) beispielsweise. Immerhin  23 Prozent schaffen das dann auch wirklich. Und Sie? Was sind Ihre guten Vorsätze für 2021? Schreiben Sie mir doch einfach mal – und vielleicht schicken Sie auch ein schönes Foto von sich mit.

Olaf Wunder

olaf.wunder@mopo.de

Zuwachs in meiner Patchwork-Familie

Durchs Homeoffice verbringe ich mehr Zeit zu Hause und kann meine Zöglinge wachsen sehen. Um einige von ihnen kümmere ich mich, seit sie sich in dieser Welt verwurzelt haben und sich dem Licht der Sonne entgegenstrecken. Erst letzten Monat bekamen wir Familienzuwachs: Meiner kleinen Familie gehört jetzt neben drei Grünlilien, einem Schiefblatt und zwei Arten von Brutblättern auch ein Avocado-Spross an. Zuerst hatte es den Anschein, als sei er etwas schüchtern, doch mittlerweile streckt er sich schon sechs Zentimeter weit aus der Erde!

Tikva Schmidt

Gottes Segen für meine hässlichen Pullis

Lustige Bärchen im Weihnachtsmann-Kostüm, verrückte Elche die „HoHoHo“ rufen oder grüne Trabis, die einen Tannenbaum geladen haben. Ich liebe diese Motive und trage in der Vorweihnachtszeit nur „Hässliche Weihnachtspullis”. Nun hatte ich Termine in Hauptkirchen, war unsicher, wie die Pröpstinnen und Hauptpastoren die Klamotten finden. Die fanden die aber total knorke und wünschten mir und der MOPO Gottes Segen. Da bin ich doch gleich mal zu Karstadt – und hab mir die neue Kollektion dieser geschmackvollen Pullis gekauft.

Thomas Hirschbiegel

Selbst ausgetrickst – und zwar spazierend

Homeoffice ist eine der notwendigen Maßnahmen, um die Zahl der Corona-Neuinfektionen zu senken. Anstrengend ist aber manchmal trotzdem, keinerlei Trennung zwischen Privat- und Arbeitsleben zu haben – besonders wenn weder Wohnzimmer noch Bürozimmer zur Verfügung stehen. Eine Freundin riet mir, meinen Arbeitsweg zu simulieren, indem ich vor der Schicht und danach immer einmal um den Block laufe. Gesagt, getan – und es hilft tatsächlich! Sollten Sie mich also mit Rucksack durch die Straßen wandern sehen: Ich habe es eilig! Ich muss zur Arbeit!

Annalena Barnickel

Corona? Für Kinder gibt es Schlimmeres

Als Vater bricht es einem das Herz, die Kinder traurig zu sehen. Seit Wochen war der Große nachdenklicher als sonst. Doch es waren nicht Corona-Maßnahmen an der Schule, die in den Pausen kaum Spielraum zum klassenübergreifenden Toben lassen. Auch nicht die verschlossenen Tore der Sportanlage an der Brucknerstraße, die das geliebte Fußballspielen unmöglich machen. Und schon gar nicht die täglich steigenden Infektionszahlen. Es ist viel schlimmer: Nach über vier Jahren inniger „Männerfreundschaft“ seit der Vorschule zieht der beste Freund nun nach Hannover.

Michael Reis

Faltstern-Shoppen und Adventsgeknusper

Ist ja im Moment alles anders. Und wie immer hätte ich gerne genau das, was es nicht gibt. Jahrelang bin ich auf Weihnachtsmärkten achtlos an den Ständen mit den großen, leuchtenden Papiersternen vorbeigeschlendert, weil: Ich hatte ja einen, und mehr braucht kein Mensch. Dachte ich. Bis Faltstern-Shoppen samt Glühweinumtrunk plötzlich zu einem fernen Traum wurde. Jetzt will ich plötzlich viele Sterne. Hm. Tröstlich, wenn anderes gleich bleibt. Mamas Kekse schmecken wie in der Kindheit. Auch, wenn die Dose voll Adventsgeknusper diesmal per Post kam.

Stephanie Lamprecht

Weihnachtsgeschenke in Flammen

Glänzende Kinderaugen beim Geschenkeauspacken? Mütter, die vor Glück über die gelungenen Gaben strahlen? Schön wär’s. Oft ist das Gegenteil der Fall. Bei uns macht seit Jahren die Geschichte eines Freundes die Runde. „Schenkt mir alles, nur keine Krawatten“, hatte er sich gewünscht. Was bekam er von seiner Schwiegermutter? Eine Krawatte. Und weil der Ofen neben dem Weihnachtsbaum gerade so schön brannte und die Schwiegermutter so zufrieden danebensaß (das Verhältnis war ohnehin nicht das beste), warf er die Krawatte direkt nach dem Auspacken ins Feuer. Fröhliche Weihnachten!

Anke Geffers

Hilfe, Hilfe! Unsere Mikrowelle ist kaputt

Ich komme mit dem Essen in die Teeküche und steuere auf die Mikrowelle zu. „Die ist kaputt. Das Essen wird und wird nicht warm“, rufen mir zwei Kolleginnen zu. Traurig sitzen sie vor ihren kalten Suppen. Och nee, ich hab doch solchen Hunger! Was ist denn bloß los mit dem Ding? Ich werfe den Blick einer Techniksuperheldin drauf. Ha! Problem gelöst. Der Temperaturregler steht auf kleinster Stufe – ein Atemhauch ist wärmer. Die Kolleginnen hüsteln verlegen, kurz danach können sie doch noch eine heiße Suppe löffeln. Und ich kann die gute Tat des Tages als erledigt abhaken.

Simone Pauls

Sorry, lieber Paketbote, alles richtig gemacht

Im Homeoffice brauchte das Heimnetzwerk ein Upgrade mit einem zuverlässigeren Router. Ausgesucht, bestellt. Per E-Mail wurde ich über die Auslieferung informiert. Aber wie das? Ich war zu Hause, doch kein Klingeln, keine Benachrichtigung im Briefkasten, kein Bote weit und breit. Also Hilfe-Chat des Händlers aufgerufen und Frust abgelassen. Die verständnisvollen Worte des Mitarbeiters halfen mir nicht. Während des  Schriftwechsels klopfte es an der Tür. Die Nachbarin war’s mit dem vermissten Paket. „Hallo Michi, ich wollte den Paketboten entlasten, der hatte so viele Lieferungen.“

Michael Reis

Wir erleben hier gerade Geschichte

2020 ist ein Jahr, das die meisten gerne aus ihrem Gedächtnis streichen würden. Und gerade deshalb wird es ihnen nicht gelingen. Zu tief der Eindruck, den die Einschränkungen unserer bürgerlichen Freiheiten hinterlassen haben. Was mich angeht, versuche ich die Dinge positiv zu sehen. Bald ist der Impfstoff da – dann zeigen wir diesem hundsgemeinen Virus den Stinkefinger. Was mich außerdem tröstet: Eines Tages wird das Corona-Jahr 2020 im Geschichtsbuch stehen – und wir können von uns behaupten, dabei gewesen zu sein, hautnah, als Zeitzeugen sozusagen.

Olaf Wunder

Der Club der Mittags-Spaziergänger

Das Schöne am Homeoffice ist ja, dass man sein Viertel ganz neu kennenlernt. Normalerweise würde ich in der Mittagspause mit den Kolleginnen zusammenhocken und über Essen („Ui, das sieht aber gut aus!“) oder das anstehende Wochenende ( „Und? Was vor?“) plaudern. Stattdessen spazier ich durchs Quartier, und gucke Leuten in die Fenster. Hab Sackgassen entdeckt, die ich noch gar nicht kannte, und stellte irgendwann fest, dass ich als einzige Person auf den Fußwegen keinen Hund an der Leine hatte. Tja. Der örtliche Club der Mittagsspaziergänger hat ein neues Mitglied.

Stephanie Lamprecht

Danke, Mama, du bist großartig

Ich habe ein Paket bekommen. Ein ganz dickes. Schon an der Schrift auf dem Paketschein habe ich erkannt, wer es geschickt hat. Und da Dezember ist, weiß ich auch ganz genau, was drin ist: selbstgemachte Pralinen, selbst gebackene Plätzchen – vor allem die mit dem Schoko-Überzug, die ich so liebe. Der Höhepunkt: der Christstollen. Es gibt keinen besseren als den von meiner Mutter, die es sich trotz ihrer 90 Jahre nicht nehmen lässt, jedes Jahr 25 Stück dieser Köstlichkeit zu backen – für alle Freunde und Verwandte. Danke, Mama, du bist großartig. Jetzt kann Weihnachten kommen.

Olaf Wunder

Ein Konzert, das Hoffnung macht

Live-Events wie vor der Pandemie, mit dicht gedrängten  jubelnden Menschen ohne Masken: Das wird es wohl mindestens bis zum Herbst 2021 nicht geben (siehe Artikel auf S. 8). Wie bitter das Leben für Konzertgänger derzeit ist, macht das neue Live-Album samt Film von Songwriter Nick Cave schmerzhaft deutlich: ein Mensch, allein am Flügel in einer riesigen leeren Halle. Großartige neue Versionen seiner Songs. Dazwischen: gespenstische Stille. Und doch macht dieses Dokument der Einsamkeit Hoffnung: wie man trotz allem weitermachen – und daraus etwas Großartiges schaffen kann.

Till Stoppenhagen

Meine unverhoffte Karriere als Bleifuß

Autofahren? Mag ich nicht. Als Stadtkind fahre ich Rad und wenn ich doch ins Auto steige, gurke ich defensiv durch die Straßen. Weil alles andere gefährlicher Quatsch wäre. Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht weiter überraschend, dass sich meine Verstöße in den vergangenen Jahren an einer Hand abzählen lassen. Umso erstaunter bin ich, als ein Strafzettel eintrudelt. Zu schnell gefahren! In Frankreich! Als ich noch immer baff bin, sehe ich es: Ich war mit 131 auf der Autobahn unterwegs. Erlaubt waren 130. Vielleicht doch der Beginn einer Karriere als Bleifuß? So oder so: kostet 45 Euro. Ja, echt.

Geli Tangermann

Diese Winzerin hat eine echte Spürnase

Neulich klingelte daheim mein Telefon. Eine nette Dame vom Weingut Franz-Josef Eifel in Trittenheim fragte, ob ich bei ihnen zufällig eine Kiste Riesling Spätlese bestellt habe. Ich bejahte und sie lachte und freute sich diebisch. Ich Trottel hatte nämlich auf der Postkarte Name und Adresse vergessen. Doch da ich bei dem Mosel-Winzer schon öfter bestellt hatte, hat mich die plietsche Winzerin doch tatsächlich an meiner krakeligen Schrift erkannt! Fast wie eine Schrift-Sachverständige der Kripo. Erstaunlich, was es doch für verborgene Talente an der schönen Mosel gibt …

Thomas Hirschbiegel

Kleiner Snack für die Eichhörnchen

Da momentan Blaumeise, Rotkehlchen und manchmal sogar ein Eichelhäher ständig auf meinem Balkon nach Futter suchen und dabei in meine Bank hacken, habe ich beschlossen eine Futterstelle aufzubauen. Jetzt steht auf besagter Bank ein schlichtes Holzhäuschen mit Sonnenblumenkernen bestückt. Anstatt der Vögel genießen allerdings eher die Eichhörnchen den neuen Snack. Genüsslich setzen sie sich auf die Hinterbeine, beobachten mich beim Arbeiten und knabbern die Kerne. Die kleinen schwarzen Hüllen lassen sie natürlich einfach fallen – die darf ich dann wegfegen.

Sina Riebe

Trotz Corona: „Good vibes“ in der Schule

Maskenpflicht, Hybridunterricht, Luftfilter: Im Elternforum der Schule meiner Söhne wird teilweise kontrovers diskutiert. Viele Mamas und Papas kennen sich. Und dennoch kann es auch mal ziemlich heiß hergehen. Nur gut, dass am Ende immer die Besonnenheit und Netiquette gewinnt. Besser noch. Daraus ist ein ganz eigener Bereich entstanden: „Good vibes“ („Gute Stimmung“). Dort schreiben Eltern darüber, warum unsere Schule in und trotz der Corona-Pandemie ein Glücksfall ist – weil unsere Kinder immer noch mit einem Lachen morgens gehen und mittags wiederkommen.

Michael Reis

Strandspaziergang und Krabbenbrötchen

Wie starten Sie in den Tag? Ich fast immer mit einem Besuch am Strand von Bassenfleth im Alten Land – für mich einer der schönsten Orte bei uns im Norden. Und wenn ich mal auf Strand keine Lust habe, spaziere ich über den Lühedeich zum Lüheanleger in Grünendeich. Morgens Körper und Geist durchpusten zu lassen, das tut mir gut, das muss sein. Dann noch frühstücken – frische Brötchen von Bäcker Pfeiffer in Steinkirchen und Nordseekrabbensalat vom Fischmann (ich liebe Nordseekrabbensalat!) – und der Tag kann kommen.

Olaf Wunder

Das Sternerestaurant in meinem Garten

Die neueste Zier für meinen Garten: Ein roter Stern, der von einem Ast der Quitte baumelt, abends mit Beleuchtung. Nur – die Quitte ist ja nicht nur Zentrum meiner weihnachtlichen Außendeko, sondern auch Essensausgabe für das örtliche Geflatter. Etwa Herr Buntspecht, der mich immer an meine Grundschulzeit erinnert. Dass der seine Zunge im Kopf aufrollen kann, hat mich nachhaltig beeindruckt. In meine Sorge um verschreckte Futtergäste landet ein Spatz am Knödel. Ich glaube, sein Blick sagte mir: „Cool, hat das Restaurant endlich einen Stern. Hochverdient!”

Stephanie Lamprecht

„Corona-Refugium“ zu verkaufen

Die Pandemie treibt heutzutage schon ziemlich komische Blüten. In der „Welt“ wurde jetzt auf den Immobilienseiten ein „Corona-Refugium“ angeboten. Vor den Toren Hamburgs würde sich das luxuriöse Objekt befinden. Die große dreistöckige Villa verfügt über zehn Zimmer mit 500 Quadratmetern Wohnfläche und immerhin fünf Bäder. Laut Anbieter könnten sich hier ein bis zwei Familien auf einem großen  Grundstück sicher vor Corona fühlen. Ein Preis wurde in der Annonce nicht genannt, dürfte aber wohl sicher bei einigen Millionen Euro liegen. Na denn.

Thomas Hirschbiegel

Höflichkeit in Corona-Zeiten

Ich versuche, in jeder Situation höflich zu sein. So ist es mir ziemlich peinlich, wenn ich unbeabsichtigt Menschen die Tür vor der Nase zuschlage. Aber mit dem freundlichen Aufhalten von Türen ist es ja nun wegen der Pandemie so eine Sache. Man kommt dabei seinen Mitmenschen viel zu nah. So legte ich jetzt beim Bäcker in Hoheluft eine artistische Einlage hin und streckte mein Bein rückwärts aus, verhinderte so das Zuschlagen der Tür vor der nächsten Kundin. Die Bäckerei-Verkäuferin war begeistert von meinem Einsatz und spendierte mir ein Franzbrötchen.

Thomas Hirschbiegel

Auf diese Deko kann ich gut verzichten

So mancher holt jetzt schon die Weihnachtsdeko raus: Engel, Sterne, Kunstschnee. Auch in meinem Wohnzimmer gab es nun eine feine, silbrig-weiß glänzende Schicht. Aber die war ziemlich eklig – denn sie bestand aus klein gehackten Zwiebeln. Eigentlich sollten sie in ein Säckchen verpackt das kranke Ohr meines Mannes heilen, doch das übel riechende Ding fiel hinunter – und der zwiebelige Inhalt ergoss sich auf Fensterbank, Couchtisch, Sofa. Igitt! Mittlerweile sind die Ohrenschmerzen weg, die ungewollte Zwiebel-Deko auch. Nur der Geruch, der ist immer noch da. Schöne Bescherung.

Simone Pauls

Tetris beim Gebrauchtwagenhändler

Erstmals seit langer Zeit möchte ich mir mal wieder ein Auto anschaffen. Einen Gebrauchtwagen, versteht sich. Bisweilen fühlt man sich bei der Suche an seine Jugendzeit erinnert, als man sich stundenlang mit Tetris-Spielen beschäftigen konnte. Nichts anderes machte jetzt der Gebrauchtwagenhändler, als er auf seinem pickepackevollen Parkplatz zehn Minuten lang Fahrzeuge rangieren musste, ehe er das Objekt der Begierde zur Probefahrt zur Verfügung stellen konnte. Diese dauerte dann kaum länger und endete mit einem Fazit, das auch beim Tetris-Spielen immer nervte: „Passt nicht.“

Gregory Straub

Das Kreuz mit dem Uno-Spielen

In Zeiten von Corona ist es eine beliebte WG-Beschäftigung bei mir geworden: das Uno-Spielen. Das Problem? Vier Leute aus vier unterschiedlichen Teilen Deutschlands, die alle andere Regeln in ihrer Kindheit gelernt haben. Da gerät das Spiel ganz schnell in den Hintergrund, wenn man eine halbe Stunde über eine Regel diskutiert. Kommt man endlich weiter vorwärts, scheitert die Runde dann an der übernächsten Karte. Macht trotzdem Spaß, aber wie ist es jetzt richtig? Darf ich, nachdem ich wegen der „+2 Karte“ zwei Karten ziehen musste, noch einmal normal ablegen oder nicht?

Annalena Barnickel

Mein Leben in der Fernsehkulisse

Kaum bin ich ins Alte Land gezogen – vor drei Monaten nämlich –, ist meine neue Heimat plötzlich total berühmt geworden. Ich habe ihn gerne gesehen: den Zweiteiler mit Iris Berben als grantiger Obstbäuerin. Der Friedhof gleich gegenüber von meinem Haus kam im Film vor, die Kirche, die ich so toll finde, auch. Ja, sogar der Strand in Bassenfleth, den ich jeden Morgen besuche. In einer Fernsehkulisse zu leben, erfüllt mich mit Stolz. Die Sorge ist nur, dass demnächst noch mehr Touristen kommen. Zur Apfel- und zur Kirschblüte ist das Alte Land schon jetzt total überfüllt.

Olaf Wunder

Wenig Hände und wohl langes Ende

Seit Wochen frage ich mich, ob die Baustelle im Bereich Schwanenwik/Mundsburger Damm Ende November wirklich fertiggestellt wird? Denn Bauarbeiter sehe ich selten. Beispiele: Freitag, 13 Uhr: Gerade einmal drei Personen rücken für die Wochenend-Optik Warnbaken zurecht, der Verkehr staut sich hunderte Meter. Montag, 11.35 Uhr: Insgesamt sehe ich sechs Bauarbeiter. Immerhin. Auf YouTube habe ich zuletzt einen Acht-Stunden-Rekord-Bahnhofsbau in China geschaut. 1000 Arbeiter: viele Hände, schnelles Ende. In Hamburg heißt es eher: wenig Hände, langes Ende.

Michael Reis

Laubharken: Blatt für Blatt in den Wahnsinn

Top 10 der Laubharker-Sätze unter Hobbygärtnern: 1. Das wird jedes Jahr mehr. 2. Am schlimmsten ist Birke. 3. Wir haben uns so einen Püster angeschafft, damit geht das ruck, zuck. 4. Nebenan haben sie jetzt so ein Lärmdings und püstern alles zu uns rüber. 5. Am schlimmsten ist Eiche. 6. Die Laubsäcke von der Stadtreinigung sind ein Witz. Da geht überhaupt nichts rein. 7. Sonnabend habe ich eine Stunde am Recyclinghof angestanden. 8. Der Wahnsinn ist ja: Morgen sieht’s wieder genauso aus. 9. Keinen Bock, ich hol’ jetzt den Rasenmäher. 10. Fertig! Äh, nein, die Birke schon wieder.

Stephanie Lamprecht

Wenn das Besondere sich als banal entpuppt

Gestern wäre ich beinahe einem einzigartigen Naturphänomen auf die Spur gekommen. Ich trat abends auf den Balkon und atmete die frische Luft tief ein. Und trotz herbstlicher Kälte und Dunkelheit duftete der Rosmarinstrauch im Topf intensiv und betörend, wie er es nicht mal im Sommer getan hatte. Gleich rief ich meinen Mann hinzu, um ihm von dieser eigenartigen Laune der Natur zu berichten und ihn auch mal schnuppern zu lassen. Er lachte dann allerdings nur und sagte: „Ich hab’ gerade ein Erkältungsbad genommen, danach das Badezimmerfenster geöffnet und gelüftet.“

Sandra Schäfer

Mein Wunsch: Kopf an, Handy aus

Oftmals geht es auf diesen Zeilen hier ja launig zu, meistens lustig und manchmal ernst. Heute möchte ich diesen Raum nutzen, um zu appellieren. Um zu appellieren an diejenigen, die es für nötig erachten, erstens lautstark in der Bahn zu telefonieren und das, zweitens – vermutlich in der Annahme, man verstünde sie am anderen Ende der Leitung sonst nicht –, mit heruntergezogenem Mundschutz tun. Lasst Euch, lassen Sie sich gesagt sein: Das ist nicht der Sinn der Sache. In solchen Situation wünsche ich mir einfach: Kopf an, Handy aus. So schwierig kann das doch nicht sein.

Max Weinhold

Trotz „Bikelane“ auf Fußweg unterwegs

Seit ein paar Wochen verläuft auf der Straße Beim Schlump in Eimsbüttel eine „Pop up Bikelane“. Eine gute Sache, wie ich finde. Die Straße ist übersichtlicher geworden und die kurzen Staus halten sich in Grenzen. Aber was machen nun nicht wenige Radfahrer? Die fahren einfach auf dem extrem schmalen Gehweg, gefährden Fußgänger. Warum nutzen diese Radler ihre neue Fahrspur nicht? Ich bin Autofahrer und hab am Schlump gerne auf zwei Fahrspuren verzichtet. Aber , liebe Radfahrer, nun nutzt bitte auch eure neue „Bikelane” und lasst die armen Fußgänger auf dem Gehweg in Ruhe.

Thomas Hirschbiegel

Querdenker? Nein, Ignoranten sind das!

Ich bin ja eigentlich ein ruhiger Zeitgenosse. Aber es gibt Momente, da könnte ich aus der Haut fahren. Gestern bei dieser Demo in der City beispielsweise. Querdenker – wenn ich das schon höre! Dieser Begriff steht eigentlich für kreative Leute, die – weil sie eben quer oder um die Ecke denken – überraschende Lösungen für Probleme finden. Leute, die Fakten ignorieren, die allen Ernstes glauben, die Pandemie sei erfunden, um uns unserer Grundrechte zu berauben, und die durch ihr Verhalten andere gefährden – solche Leute sind keine Querdenker. Das sind Ignoranten und gefährlich dazu.

Olaf Wunder

Es gibt sie wirklich: Hallo, Geli Rosa

Ja, der Name ist so eine Sache. Meiner besonders (Gela Rosa, Kurzform Geli), danke, Eltern. Schon in der Grundschule wurden lustige Reime zu meinen Ehren gedichtet („Gela Rosa Tangermann, hat ‘nen rosa Tanga an“). Mein Kollege wies mich neulich freundlich daraufhin, dass Hitlers Nichte ja auch Geli hieß. Geli Raubal. Spoiler: Er war nicht der erste. Mein Name – ein Alleinstellungsmerkmal mit Nebenwirkungen. Dachte ich. Bis mir kürzlich bei Facebook plötzlich eine Person als Freundin vorgeschlagen wurde: Geli Rosa. Hi! Ich werde ihr schreiben. Geteiltes Leid und so.

Geli Tangermann

Kampf gegen Corona geht auch stylish

Ketten für Lesebrillen kennen Sie sicher. Ketten fürs Smartphone womöglich auch. Der neueste Coup der Modeindustrie: eine Kette für die Maske. Ob mit bunten Perlen, Glitzer oder Kordel – für jeden gibt es ein passendes Accessoire, das die eigene Persönlichkeit hervorhebt. Noch nie war die Eindämmung einer Pandemie so stylish. Endlich müssen wir die Maske nicht mehr suchen oder am Oberarm tragen. Wer kennt es nicht? Einmal aus Versehen auf die Maske gesetzt und schon muss sie zur Reparatur. Damit ist jetzt endlich Schluss, was für eine geniale Erfindung.  

Ann-Christin Busch

So betrachtet man sich heute im Spiegel

Dass ein Handy viele Wege ersetzen kann, ist klar. Den zur Bank, zum Reisebüro, zum Klamottenladen und und und. Eines hatte ich dabei bislang nicht auf dem Zettel. „Du hast eine rote Nase, bist Du erkältet?“, fragte ich neulich einen Kollegen. Seine Reaktion: Handy in die Hand, Kamera an, Selfie-Modus eingestellt, klick. Dann gründliches Studium des Selbstbildnisses. „Rote Nase? Finde ich nicht”, sagte er. Und ich war baff. Statt in den Spiegel guckt man also nur ins Handy? Erstaunlich! Digitale Selbstbetrachtung, darauf muss man erst mal kommen.

Simone Pauls

Ich liebe Kopfsteinpflaster!

Kennen Sie die Koopstraße in Eimsbüttel? Wohl nicht. Sie ist kaum 200 Meter lang und verläuft zwischen Kielortallee und Bundesstraße. Neulich lief ich dort mitten auf der Straße und erfreute mich an dem uralten Kopfsteinpflaster. Ja, schon klar: Für Radfahrer und viele Autofahrer ist das Fahren hier beschwerlich. Aber als Fußgänger war ich einfach fasziniert von den unterschiedlich großen Steinen in diversen Farben. So eine Straße hat Charme. Leider gibt es immer weniger solche Ecken in unserer Heimatstadt. Ich fordere: Denkmalschutz für das Kopfsteinpflaster. 

Thomas Hirschbiegel

Ein Kind mit Seltenheitswert

Norderstedt ist ruhig, grün, gut an die Bahn angebunden – kein Wunder, dass die Stadt einen ziemlich hohen Anteil an älteren Einwohnern hat. Aber dass Kinder hier Seltenheitswert haben, hätte die Oma dann doch nicht gedacht, als sie mit ihrer einjährigen Enkelin im Buggy durch die Nachbarschaft schiebt. Als auf dem Weg zum Spielplatz ein Ehepaar mal schnell einen Blick auf das Mädchen werfen will, gibt es statt des üblichen „Och, Gott, wie süß!“ eine ganz andere Reaktion: „Endlich sieht man mal ein Kind“, ruft der Mann seiner Frau zu, „sonst gibt’s hier ja nur Hunde.“

Till Stoppenhagen

Zerstörte Frühlingsgefühle

Der Löwenzahn blüht, untypisch für die Jahreszeit, gelb am Wegesrand. Auch Rosen, Dahlien und Geranien geben noch mal alles. Die Blätter an den Bäumen leuchten golden und rot. Der frühlingshafte November hat durchaus seine Vorteile. Trotz aller Einschränkungen des Wetters wegen immerhin halbwegs gut gelaunt trete ich vor die Tür. Da steht er schon, der Nachbar. Den Laubsauger in der Hand, lärmt er weißbeinig in kurzer Hose, T-Shirt und Adiletten auf der Straße herum. Alle Pracht und Herrlichkeit der Natur ringsum in Bruchteilen einer Sekunde zerstört.

Anke Geffers

Unterwegs mit dem „Gelben Engel“

Viertklässler der Winterhuder Reformschule bekommen extra Fahrradunterricht. Dazu werden sie von der Polizei auf dem Pausenhof, zweimal aber auch direkt im Verkehr geschult. Für Letzteres ist ein Elternteil als Begleitung obligatorisch – und das war ich. Als die Beamtin mit gelber Weste und Helm einfuhr, schämte ich mich. Meine Jacke zwar recht bunt, der Helm aber schwarz: Ein Vorbild für gute Sichtbarkeit sieht anders aus. Und ich stellte fest, dass ein Schulterblick auch auf dem Rad immer Sinn ergibt. Am Ende fragte ich mich, wer in der Stunde im Verkehr mehr gelernt hat.

Michael Reis

Schnäuzer auf den Straßen

Jedes Jahr im „Movember” tragen Männer plötzlich Schnäuzer. Damit wollen sie das Thema Männergesundheit in den Vordergrund rücken. Das Klischee vom „starken“ Geschlecht hat dazu geführt, dass Männer eher ungern zur Gesundheitsvorsorge gehen oder über psychische Probleme sprechen. Aber keine Sorge, nicht jeder Mann muss sich gleich einen Schnubbi wachsen lassen. Den ganzen November über gibt es verschiedene Aktionen, sich solidarisch zu zeigen. Zum Beispiel die Move-Challenge: 60 Kilometer gehen für die 60 Männer, die wir stündlich auf der Welt durch Suizide verlieren.

Ann-Christin Busch

Bitte keine Ratschläge zur Gemütlickeit

Wären sie Kollegen, man würde sich Sorgen machen um sie. „Jetzt komm doch mal runter“, würde man sagen „du kriegst noch einen Burnout!“ Vielleicht würde man ihnen ein Buch schenken mit Tipps für eine hyggelige Lebensweise (das ist dänisch für „gemütlich“, das sagt man jetzt so). Aber sie sind ja keine Kollegen. Sie sind noch nicht mal Menschen. Sie sind Eichhörnchen und pesen derzeit wie aufgezogen durch die Gärten. Offenbar mit großer Wonne. Und zum Thema Hyggeligkeit würden sie sich  wohl jeden Rat verbitten. Ihre Koben sollen ausgesprochen gemütlich sein.

Stephanie Lamprecht

Mein Kleiderschrank und das Homeoffice

Zoff in meinem Kleiderschrank. „Nimm mich!“, ruft das Top, „und nimm meine Kumpels auch, den taubenblauen Blazer und die Jeans!“ „Nee!“, kommt von hinten, „ich bin dran, ich war so lange nicht draußen, ich bin schon ganz faltig!“ „Du bist ein Plisseerock, du musst Falten haben“, sage ich. Trotzige Antwort: „Das sind aber Sorgenfalten!“ Es melden sich die Stiefel und das dunkelblaue Kleid, da beende ich das Geschrei: „Leute, es ist wieder Homeoffice angesagt.“ Kleines Stimmchen: „Och nöö! Muss ich jetzt wieder jeden Tag ran? Keinen Bock!“ Die Jogginghose. Nützt ja nix.

Stephanie Lamprecht

Von Kindern und Milchkühen

Es ist schon eine knifflige Sache mit dem Bio-Rhythmus. Da hält man die Kleinen (mühsam!) am Tag der  Zeitumstellung abends wach, damit sie nicht vorzeitig einpennen, doch der gewünschte Effekt bleibt aus. Am nächsten Morgen sind die Lütten trotzdem nach alter Zeitrechnung wach – also eine Stunde eher. Abends ist weiter Halligalli angesagt. Beim nächsten Mal mache ich es wie die Milchbauern. Die beginnen schon weit im Voraus sukzessive mit der Umstellung bei ihren Kühen. Sonst gibt’s Milch-Probleme. Vielleicht hilft die Methode auch beim Schlafen …

Julian König

Wie die Geburt eines Kindes

Ungeduldige Leser melden sich in der Redaktion, fragen nach: „Wann kommt endlich das nächste ,Unser Hamburg’, Herr Wunder?” Heute kann ich den Fans unseres historischen Magazins Auskunft geben: am 4. November! Und wer der erste sein möchte, der darin blättert, der bestellt es jetzt schon mal vor – den passenden Kalender dazu vielleicht gleich mit. Übrigens: Ich kann es selbst nicht erwarten, dass die Exemplare aus der Druckerei kommen, ich das Heft fühlen, dran riechen und darin blättern kann: Ich bin so nervös, als stünde die Geburt meines Kindes bevor.

Olaf Wunder

Dieser Plumps hatte mächtig Wumms

Autofahren war schon immer nicht ganz ungefährlich – nun kann man sogar unter Beschuss geraten! Neulich auf dem Weg nach Hause. Ich tuckere vor mich hin, als es plötzlich laut knallt – die Karre bebt und scheppert. Hat jemand auf das Auto geschossen? Wirft hier jemand mit Bowlingkugeln um sich? Ist gar ein Meteorit auf mein Auto gestürzt? Schnell rechts ranfahren und den Schaden begutachten! Seltsam: Das Dach ist unbeschädigt. Auf dem Gehweg fällt mein Blick auf lauter unschuldig glänzende Kastanien, frisch vom Baum gefallen. Was für ein Wumms in diesem Plumps steckt!

Simone Pauls

Von Maskenmuffeln und Corona-Faschisten

Der öffentliche Nahverkehr ist schon immer ein Quell absurder Geschichten. Seit die Maskenpflicht gilt, erst recht … Ich fuhr gegen Abend mit der U-Bahn nach Hause, als sich eine Frau ohne Maske direkt neben mich setzte. Als ich sie irritiert anschaute, sprach sie mich an: „Du darfst das nicht glauben, was sie über die Masken sagen. Du wirst daran ersticken!“ Genervt stand ich auf, verlangte von ihr, dass sie ihre Maske aufsetzt: „Bei euch Corona-Faschisten“, rief sie mir sauer hinterher, als ich ging, „ist wirklich jeder Appell vergebens!“ Ohne Worte.

Annalena Barnickel

Am Wochenende ist Schleppen angesagt

Herbstzeit ist Kaminzeit bei meinen Eltern. Vor einem Jahr bin ich wegen des Studiums nach Trier umgezogen und hatte deshalb Glück, nicht beim Schleppen von Kaminholz helfen zu müssen. Das wird jedes Jahr im November geliefert, und jedes Mal hatte ich mich bisher geärgert, wenn ich zu diesem Zeitpunkt zu Hause war. In zwei Wochen fahre ich wieder nach Trier – um so der Schlepperei aus dem Wege zu gehen. Dachte ich. Tja, wird wohl nix. Eben hat’s an der Tür geklingelt – die Holzlieferung! Dieses Jahr schon im Oktober. Damit steht fest, was meine „Pläne“ am Wochenende sind.

Helene Heins

Negativ! Wie positiv!

Haben Sie auch das Gefühl, dass die Einschläge näher kommen? Vor zwei Tagen musste der Sohn meiner Freundin mit einer Erkältung ins Bett. Sofort schoss es mir durch den Kopf: Wenn er Corona hat, dann vielleicht auch meine Freundin. Hat sie es, dann ich ebenfalls. Und was ist mit der Bekannten, die ich vorgestern in den Arm nahm, als ich ihr zum Geburtstag gratulierte? Ich sah mich schon in Quarantäne: Wer kauft das Essen ein, wer kümmert sich um den Hund? Ich hatte diese Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da kam die Entwarnung: Der Sohn meiner Freundin hat sich testen lassen. Negativ. Wie positiv!

Olaf Wunder

Keine Corona-Info = Stress zu Hause

Ein leichter Husten des Kindes, und der Gang zum Arzt war Pflicht. Abstrich, keine Schule. „Nutzen Sie die Corona-App fürs Ergebnis, geht schneller.“ Nach 48 Stunden: nichts. Anruf beim Arzt. „Negativ. Haben wir seit gestern (!), können Sie abholen.“ Vor Ort die Frage: Warum gab es keine Info? „Wir informieren nie bei Befunden. Für die App können wir nichts. Nächstes Mal vor der Schließzeit kommen!“ Am Ende hatte die Praxis den Haken für die App-Ergebnis-Übermittlung vergessen. Danke für zwei unnötig stressige Tage mit zwei Kids im Homeschooling.

Michael Reis

Meine Freundin hat sich entblättert

Wir treffen uns jeden Tag und ich muss sagen, sie ist von einer beneidenswerten Eleganz. Groß, schlank, immer tipptopp gekleidet. Im Frühjahr, während des Lockdowns, haben wir uns wochenlang nicht gesehen. Homeoffice und so. Umso froher war ich, dass sie das ganze Drama unbeschadet überstanden hatte. Sie ruht sehr in sich, das macht es einfacher. In jüngster Zeit hat sie sich in ein exaltiertes güldenes Kleid gehüllt, was ihr super stand. Jetzt hat sie sich entblättert und sieht immer noch wunderschön aus. Sie kann es sich leisten, meine liebe Esche vor dem Bürofenster.

Stephanie Lamprecht

Für dumm verkauft …

„Gold- und Pelzankauf“: Dauernd erscheinen solche Annoncen in Anzeigenblättern. Ich habe zum Spaß mal so einen Ankauftermin in einem „Pop-up-Store“ an der Luruper Hauptstraße besucht. Die Herren hatten so geworben: „Nutzen Sie die einmalige Chance unserer Höchstpreise!“ So legte ich eine 13-teilige kaiserliche Ordensspange aus der Familie vor. Der Schätzpreis eines Experten: 700 bis 800 Euro. Das Angebot der beiden Aufkäufer: 20 Euro! Als ich aufstand, wurde auf 30 Euro „erhöht“.Ist Ihnen Ähnliches passiert? Dann bitte bei der MOPO melden!

Thomas Hirschbiegel

Ist das wirklich die richtige Adresse?

Etwas irritiert schleicht der junge Mann vor dem Lokal hin und her. Er schaut durch die große Panorama-Scheibe, die zur Straße liegt. Dann telefoniert er kurz, versucht offenbar von seinem Auftraggeber eine Bestätigung zu bekommen, ob er tatsächlich die richtige Adresse bekommen hat. Es folgt ein erneuter Blick, dann geht die Tür auf. „Haben Sie Pizza bestellt?“, fragt er den Kellner und wuchtet eine Tasche mit zahlreichen Kartons auf den Tresen. Dieser schmunzelt. Er nicht – aber alle anderen im Raum. Kein Wunder: Der verunsicherte Lieferant hatte sich in eine Pizzeria verirrt.

Julian König

Mein Problem wird dein Problem

Täglich gibt es diese Situationen. Und sie häufen sich. Der Kiosk ruft, aber kein Parkplatz davor frei? Warnblinker an und zack, in der zweiten Reihe geparkt – am Mühlenkamp auch gern direkt vor einer Ampel. Beim Suchen im Supermarkt lässt man den herrenlosen Einkaufswagen den Gang blockieren. Eine Autobahnausfahrt verpasst man nicht, wenn man sie mit einer Vollbremsung noch erreichen kann. Und beim Abbiegen haben sich gefälligst die Fahrzeuge auf der Vorfahrtstraße anzupassen. Den Vorteil zu genießen ist toll. An seine Mitmenschen zu denken aber auch.

Michael Reis

Mein Herz schlägt für zwei Vereine

Mein Herz schlägt eigentlich schwarz-blau-weiß – für den HSV. Der FC St. Pauli war für mich immer so was wie nicht annehmbar. Die spezielle Kultur dort war nicht so meins. Das hat sich geändert, nachdem mein Sohn seine Fußballstiefel nach vielen erfolgreichen Jahren an den Nagel hängte und die Trainerlaufbahn startete. Der Club vom Millerntor erkannte das Potenzial meines Jungen sofort und sicherte sich seine Dienste für die St. Pauli Rabauken. Jetzt habe ich auch Braun-Weiß in mein Herz geschlossen und fiebere nun bei beiden Vereinen mit.

Rüdiger Gärtner

Hamburg – Stadt der „Flaniermeilen”? 

Es gibt so ein Wort, das ich aktuell nicht mehr hören kann: „Flaniermeile”. Glaubt man den Regierungsparteien Grünen und SPD sollen diese „Meilen” überall da entstehen, wo jetzt die bösen Autos parken. Zum Beispiel an der Esplanade, dem Ballindamm oder auch am liebsten in ganz Ottensen. Das ist ja irrsinnig nett gemeint. Aber wer soll denn da eigentlich den ganzen Tag „flanieren”? Hamburg ist doch nicht Nizza oder Sevilla. Noch regnet es in der Hansestadt ziemlich oft. Meine Lust, in meiner schönen Heimatstadt dauernd zu „flanieren”, hält sich jedenfalls in Grenzen.

Thomas Hirschbiegel

Diese Höflichkeit ist echt zu viel

Pling, pling, pling! Wer in einer Whatsapp-Gruppe mit Eltern gelandet ist, bekommt viele, viele Nachrichten. Weil alle so nett zueinander sind. „Habe ein Geschenk für die Erzieherin besorgt“, schreibt eine Mutter. Es folgen 21 neue Nachrichten im Kita-Chat, denn 21 Mamas schreiben „Danke!“. Andere Gruppe, selbe Höflichkeit. „Danke, dass Du den Ausflug heute so schön organisiert hast“, tippt eine Mutter in den Chat des Sportvereins. Anschließend 24 neue Nachrichten, denn 24 Mütter schreiben „Von mir auch“. Höflichkeit und Wertschätzung – toll im wahren Leben, auf dem eigenen Handy manchmal nervig. Pling!

Simone Pauls

Schon wieder kurz verknallt!

Sie hat kurze braune Haare, ist ziemlich aufgeschlossen, gern an der frischen Luft. Sie ist umweltbewusst, kommt sogar in einer Fahrgemeinschaft in die Redaktion. Sie ist neugierig, daher auch irgendwie leicht abzulenken. Wenn wir spazieren gehen, bleibt sie manchmal einfach stehen und ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe. Das Schlimmste aber: Sie wird auch von vielen anderen geliebt. Und nächste Woche ist sie schon wieder weg. Riley, die süße Labrador-Dame, auf die eine Kollegin aufpasst, während ihre Nachbarn im Urlaub sind. Wir haben einen Redaktionshund – und ich bin verknallt.

Basti Müller

Der Super-Service der Deutschen Telekom

Mein Handy funktionierte plötzlich nicht mehr. Also rufe ich die Hotline der Deutschen Telekom an. Die werden mir schnell helfen, denke ich. Als jemand abhebt, will ich gleich loslegen, bis ich merke: Das ist nur eine Computerstimme. „Zurzeit sind alle unsere Mitarbeiter im Gespräch. Ihre Wartezeit beträgt sieben Minuten …“ Nach 20 Minuten heißt es immer noch: „Zurzeit sind alle unsere Mitarbeiter im Gespräch.“ Nach 29 Minuten auch noch. Endlich, nach 34 Minuten geht jemand ran. „Nein, da kann ich nicht helfen. Wenden Sie sich doch bitte an einen Telekom-Shop.“

Olaf Wunder

Der Urlaubs-Gau mit Seeblick

Auf der Suche nach Ferienwohnungen am Comer See: Perfekte Lage, perfekter Blick, der Preis passt – gebucht! Bei einem Anbieter, der mich noch nie zuvor im Stich gelassen hat. Das musste doch klappen. Dachte ich. Angekommen in Italien fiel ich dann kürzlich doch mal auf die Nase. Schon der digitale Check-In per App machte meine Reise-Begleitung und mich stutzig – und führte uns in ein verwüstetes Apartment voll mit Zigarettenstummeln, Essensresten und Co. So hatte ich mir die „schöne Wohnung mit Seeblick“ nicht vorgestellt… Aber: Immerhin die Lage war gut!

Svea Eßer

Zu viel Liebe kann müde machen

Ob das Absicht ist? Stau auf der Holstenstraße: Da hat man mal genügend Zeit, sich die Werbetafel anzugucken, auf der sich drei Anzeigen abwechseln. Die eine wirbt für die Plattform „Parship“, die Liebe innerhalb weniger Minuten verspricht. Für den Fall, dass es nicht klappt, bietet die nächste Anzeige direkt die Alternative: Eine weitere Dating-Plattform offeriert, dass man ungezwungen die Betten anderer erkunden kann. In der dritten Anzeige wird „nur“ Kaffee angepriesen. Passt aber auch: Wer so häufig die Betten wechselt, braucht zwischendurch sicher ‘ne Dosis Koffein!

Helene Heins

Internet führt zu Albträumen!

Ich gelte in der MOPO-Redaktion als Technik-Trottel. Leider ist da was dran. Aber seit Kurzem habe ich einen Computer zu Hause und „surfe“ sogar im „Web“. Als langjähriger Polizeireporter liebe ich Videos von Überwachungskameras. Ich lache mich tot, wenn sich trottelige Einbrecher selbst einsperren oder Bankräuber ihre Pistole auf dem Tresen liegen lassen. Leider schlägt YouTube dann aber immer brutalere Videos vor:  Macheten-Attacken in Indonesien, Morde in Mexiko oder Schießereien in Brasilien. Die Folge: böse Albträume. Ich lese jetzt abends lieber wieder ein Buch. 

Thomas Hirschbiegel

Energischer Besuch in der S-Bahn

Jeden Morgen dasselbe Schauspiel: Kaum öffnet die S-Bahn am Bahnhof Blankenese ihre Türen, spaziert sie herein. Klein, zierlich, entschlossene Trippelschritte, den Kopf energisch vorgestreckt. Sie hat nicht viel Zeit, der Zug steht nur kurz hier, er ändert in Blankenese die Fahrtrichtung. Aber sie nutzt die Minuten, verschafft sich schnell einen Überblick. Sie weiß genau, was sie sucht, späht routiniert unter die Sitze. Viele Fahrgäste bemerken sie gar nicht und meistens hat sie den Zug schon wieder verlassen, bevor irgendein Banause „Iiiih, eine Taube!“ schreien kann.

Stephanie Lamprecht

Die Heide und das Nusslager

Pünktlich zum Herbstbeginn zogen Heide-Pflanzen auf meinem Balkon ein. Die kümmerlichen Reste der Sommerblumen hatte ich bereits entsorgt – einer der Kübel war dadurch längere Zeit leer. Beim Einpflanzen der neuen Blumenpracht entdeckte ich dann ein Nusslager. Behutsam legte ich die Nüsse neben den Topf.  Kurze Zeit später  beobachtete ich ein Eichhörnchen, das völlig entsetzt auf meine neuen Pflanzen schaute – bis es den kleinen Haufen entdeckte. Fünfmal flitzte es hin und her, bis alle Nüsse wieder sicher verstaut waren. Jetzt liegen sie neben meiner Paprikapflanze.

Sina Riebe

Kontakt mit einer infizierten Person

Gehören Sie auch zu denen, die sich zwar die Corona-App aufs Handy geladen haben, aber das Vertrauen darauf, dass das Ding auch wirklich was nützt, längst verloren haben? Nun, mir ging’s jedenfalls so. Bis ich heute früh mehr zufällig reingeschaut habe und große Augen machte: „Sie hatten eine Begegnung mit einer später Corona-positiv getesteten Person“, stand da. Das Ansteckungsrisiko sei jedoch gering gewesen, weil der Zeitraum kurz oder der Abstand groß war …  Ich weiß zwar weder, wer es war, noch wann oder wo – aber ich weiß jetzt immerhin: Die App funktioniert.

Olaf Wunder

Grundschüler im Beziehungsstress

Vor mir im Metronom auf dem Weg zum Hauptbahnhof sitzen zwei Mädchen. Ich sehe sie nicht, höre nur ihre Stimmen. „Dann hab ich ihn eifersüchtig gemacht”, sagt die eine. „Vorher hat er gesagt, meine Freundin wäre hübscher als ich. Ich hab einfach was von einem anderen Jungen erzählt, der mich immer so anguckt.” Darauf die andere: „Am besten ist, ihn einfach erstmal zu ignorieren.” Typische Teenager-Gespräche, denke ich mir. Was man eben so redet mit 14 oder 15 Jahren. In Harburg steigen die beiden aus. Ich gucke aus dem Fenster. Da gehen zwei Kinder, maximal zehn Jahre alt.

Anke Geffers

Zwei Doofe, eine Romanze

Vor Kurzem hatte ich mit einer Frau aus meiner Clique Blickkontakt. Ihre Schönheit blendete mich zu sehr, um diesen richtig zu deuten. Unterwegs kam es zu einer Wette. Sie verlor. Der Einsatz: ein Pizzaessen. Am nächsten Tag lud sie mich ein. Nichts passierte. Am Sonnabend kochte ich für meine WG – sie war dabei. Die Küche leerte sich und wir waren allein. Aber wieder passierte nichts. Sie zog ihre Schuhe an und ich brachte sie zur Tür. Enttäuscht waren wir irgendwie beide. Plötzlich küsste sie mich und schlug mir sanft auf den Kopf: „Das hättest du auch früher merken können!“

Basti Müller

Auch in der Sauna wirkt ein Karma

Das Bikini-Höschen einer jungen Frau brachte einen älteren Herrn in der textilfreien Sauna der Ostsee-Therme in Rage: Sie müsse die Sauna sofort verlassen, er käme seit 20 Jahren und kenne die Regeln. Enttäuscht verließ sie die Sauna. Beim Aufguss wurde dem Pöbler zu heiß, er suchte einen Platz weiter unten. Doch es gab keinen mit Abstand. Lautstark wurde der Mann immer wieder verscheucht. „Da kennt wohl einer die Corona-Saunaregeln nicht“, frotzelte eine Mitschwitzerin. Das Gelächter war groß. Klar, Regeln sollten eingehalten werden. Aber: Der Ton macht immer die Musik.

Michael Reis

Unsanftes Ende einer Fahrradtour

Fahrradfahren verlernt man nicht! Das wollte ich ausprobieren und daher mal wieder mit zwei Freundinnen radeln — sechs Jahre, nachdem ich zuletzt im Sattel saß. Von Harvestehude in Richtung St. Pauli und weiter ins Umland. Schon als ich mich auf den Sattel quälte, wurde mir klar: Ich fall’ gleich um! Meine Freundinnen fuhren fröhlich vor und bemerkten erst nach ein paar Minuten, dass ich gar nicht mehr bei ihnen war. Bis St. Pauli schaffte ich es, dann gab ich mit hochrotem Kopf auf und wünschte den anderen noch eine gute Fahrt. Mein nächster Stopp: die Couch.

Annalena Barnickel

Sehr beliebt, dieses Lokal mit Landeplatz

Das Restaurant ist beliebt in der ganzen Gegend, dabei gibt es nur ein Gericht. Und keinen Service, denn hier gilt Selbstbedienung. Trotzdem kommen die Gäste von weither, einige sogar per Flug, denn es gibt oben einen Landeplatz. Manchmal gibt’s Streit am Buffet und gelegentlich wird auch ein Gast mal unsanft von einem anderen auf den Mindestabstand hingewiesen. Aber weil das leckere Angebot stets für alle reicht, kommen sie ganz gut klar, die Eichhörnchen und die Krähen in unserem Walnussbaum. Es bleibt sogar was für die Menschen übrig. Dankeschön.

Stephanie Lamprecht

Erinnerungen an die alten Namenswitze

Eigentlich ging es gestern in der Redaktion nur um die Zutaten einer Poke-Bowl, einem asiatischen Salat. „Da ist viel zu viel Reis drin, der hat mir noch nie Glück gebracht“, meinte eine liebe Kollegin ablehnend. Ein Hinweis des Tischnachbarn auf meinen Nachnamen und prompt kam eine Entschuldigung. War gar nicht nötig, weil es zu lustig war und ich über (ungewollte) Namenswitze auf meine Kosten schon lange lachen kann. Das taten wir auch. Aber ich musste mal wieder an meine Kindheit denken. „Milchreis, Milchreis“, war damals noch positiv behaftet. „Reis macht nur Sche..“, eher weniger.

Michael Reis

Die neue Frisur des Kollegen, Teil 2

Vor wenigen Tagen hat sich mein Kollege Gregory Straub an dieser Stelle über einen missratenen Friseurbesuch beschwert. Er klagte über einen Kahlschlag und den anschließenden Spießrutenlauf im Büro. Nun hat ihn eine Kollegin gestern erstmals seit längerer Zeit wiedergesehen. „Irgendwas ist anders an Dir. Aber was?“, grübelte sie. „Du hast keinen Brille mehr!” (er hatte nie eine). „Nein. Du hast jetzt einen Bart!” (den hat er seit Beginn seiner MOPO-Karriere). „Ähm, oder ist was mit deinen Ohren?” (was soll denn da sein?). Es bleibt die Erkenntnis: 1. Die neue Frisur kann so schlimm nicht sein. 2. Auch Frauen können blind sein, was neue Haartrachten betrifft. 

Simone Pauls

Tanzen? Wie geht das noch mal?

Neulich bin ich bei einem Konzert aufgestanden, meinem Hintern war kalt. Ich schwang die Hüfte, bis mir der Ordner befahl, mich hinzusetzen. Tanzverbot tut weh. Ich versuchte es also in einem Club. Dort wurde die Tanzfläche mit Plexiglasscheiben unterteilt. Ich tanzte, na ja, versuchte mich daran zu erinnern. Stimmung kommt da nur mäßig auf, bei Pop-Konzerten à la „Fernsehgarten“ und Partys, die zu Labyrinthen werden. Da zitiere ich gern die Kollegin: „Wir dürfen nicht ‚Rock’n’Roll-faul‘ werden.“ Also werde ich die alten Dauerbrenner in nächster Zeit vor dem Spiegel üben.

Basti Müller

Der Friseur des Vertrauens

Nach langer Zeit stand für mich gestern mal wieder ein Friseurbesuch auf dem Plan. Der war dringend nötig. Leider hatte ich bei meinem Friseur keinen Termin vereinbart, so musste ich auf einen anderen Laden ausweichen. Eine kurze Erklärung, wie ich mir das vorstelle („Bitte nicht zu viel abschneiden“) sollte ausreichen – dachte ich zumindest. Doch was folgte, war ein regelrechter Kahlschlag. Der folgende Gang ins Büro glich einem Spießrutenlauf. Naja, wenigstens hatten die Kollegen ihren Spaß. Für mich bleibt die Erkenntnis: Gehe niemals nicht zum Friseur deines Vertrauens.

Gregory Straub

Müllsammeln: schnell, schneller, Kinder

Am Samstag habe ich bei meinem Verein, dem USC Paloma, einen Aufräumtag organisiert – „Herbstputz“ der Stadtreinigung und „World Clean Up Day“ fanden parallel in Hamburg statt. Das Tolle: Die Kinder rannten quer durch Barmbek förmlich um die Wette, wer am meisten Müll aufsammelt. Und die mitlaufenden Eltern freute es besonders. So erreichten mich gestern Nachrichten, dass die Mädchen und Jungs nun auch zuhause wesentlich aufmerksamer in Sachen Umweltschutz sind. Kinder lernen schnell – vor allem mit Vorbildern. Und diese Vorbilder sind wir Erwachsene.

Michael Reis

Auf den Hund gekommen

Die Entscheidung ist gefallen, ich möchte wieder einen Hund bei mir aufnehmen. Hätte mir aber vorher einer gesagt, wie schwer die Suche nach einem geeigneten Vierbeiner aus nicht dubioser Herkunft ist, ich hätte es mir noch einmal überlegt. Häufig befinden sich die Tiere noch im Ausland, per Katalog und tränenreicher Beschreibung soll man sich dann für einen Begleiter auf vier Pfoten entscheiden. Nach einem vielversprechenden Treffen mit einem etwas unerzogenem  Fellknäuel kam eine Absage: Sie sind uns leider zu streng! Na gut, dann bleiben meine Schuhe zumindest ganz.

Sina Riebe

Ein unerwartet trauriger Morgen

Zum Stullenschmieren hatte ich gestern keine Zeit. Erstmals betrat ich die Stadtbäckerei Beim Schlump. Die Auslage war gut bestückt, mir lief das Wasser im Munde zusammen. Doch dann das: „Liebe Kunden, am 18. September werden wir Sie ein letztes Mal bedienen. Diese Filiale schließt. Wir wünschen Ihnen alles Gute.“ Der Verkäuferin konnte man die Traurigkeit ansehen. Dennoch hatte sie ein Lächeln für mich übrig. Mit einem Kloß im Hals verabschiedete ich mich: „Ich drücke Ihnen die Daumen, alles Gute auch für Sie!“ Kein schöner Start in den Tag.

Michael Reis

Dieser Mann ist einfach ganz wichtig!

Vor einiger Zeit hab ich eine Mail bekommen von Burkhardt Müller-Sönksen. Der war mal ’ne große Nummer bei der Hamburger FDP. Und der Zeit trauert der Anwalt offenbar nach. Der 61-Jährige listet im ellenlangen Absender nämlich auf, was er ist oder war: Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion der Bezirksversammlung Eimsbüttel. Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses Mobilität, Mitglied der Bezirksversammlung Eimsbüttel (2014-2024. 20./21.Legislatur.) Mitglied des Deutschen Bundestags (2005-2013. 16./17.Legislatur) usw. Uff!

Thomas Hirschbiegel

Ein Tipp für die nächste Beleidigung

Vor einiger Zeit, es dürfte gut drei Jahre her sein, schrieb ich an dieser Stelle von den Beleidigungen, die ich mir beim Fußball anhören musste. Der Grund: Meine Nase hatte in einem Zweikampf etwas abbekommen und sah ziemlich lädiert aus. „Sooo hässlich“ sei ich, meinte ein Gegner damals. Daran musste ich denken, als ich nun – aus gesundheitlichen Gründen – an der Nase operiert wurde. Spätestens jetzt sieht alles tipptopp aus. Daher eine Botschaft an den Gegenspieler von damals: Wenn du mich künftig beleidigen willst, musst du dir dafür etwas anderes aussuchen.

Max Weinhold

In der S-Bahn: Die Poesie der Masken

So eine Maske im Gesicht eröffnet ja ganz neue Möglichkeiten, sich der Umwelt mitzuteilen. Man kann Lokalpatriotismus demonstrieren wie Herr Söder oder auf dem Stoff ein freundliches Grinsen zeigen, obwohl man dahinter eine missgelaunte Schnute zieht. Manchmal ergeben sich durch die Masken Situationen von kruder Poesie: In der S-Bahn aus Wedel saß ein Mann, der hatte „Don’t talk to me“ auf der Maske stehen. Ihm gegenüber saß ein Flüchtlingsmädchen mit seiner Mutter. Die Lütte sabbelte und sabbelte. Auf ihrer Maske stand: „I love Germany”.

Stephanie Lamprecht

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