So bringen Sie sich und Ihr Fahrrad am besten durch den Winter
Sind Kälte, Frost, Eis und Schnee angesagt, lassen viele Radfahrer ihr geliebtes Bike doch eher mal stehen. Besonders im Hamburger Stadtverkehr geht es mit dem Fahrrad aber eben oft schneller. Die MOPO hat mit dem Hamburger Extrem-Mountainbike-Sportler und Rad-Profi Niels-Peter Jensen gesprochen, mit welchen Tipps und Tricks sich das Bike am besten durch die kalte Jahreszeit bringen lässt.
„Es gibt keinen Grund, um nicht aufs Fahrrad zu steigen!“, ist Jensen überzeugt. Für alle möglichen Wind- und Wetterlagen gebe es inzwischen Equipment. „Eine Ausnahme sind natürlich komplett vereiste Flächen, da wird es gefährlich. Das gibt es in Hamburg aber zum Glück sehr selten, hier gibt’s eher Matsch-Schnee“, so der 47-Jährige, der bereits mit seinem Fahrrad an einem Bungee-Seil vom 136 Meter hohen Heinrich-Hertz-Turm gesprungen ist.
Um die wichtigsten Radwege im Winter besser freizuhalten, hat die Stadt Hamburg in diesem Jahr zum ersten Mal ein zusammenhängendes Winterdienstnetz für den Radverkehr definiert. Dieses umfasst insgesamt 315 Kilometer Radwege. Laut der Stadtreinigung werden alle Teile des Netzes gleichzeitig und jeweils doppelt bearbeitet.
Radfahren im Winter: Der richtige Fahrstil
„Im Sommer sieht man jede Baumwurzel und jeden Stein. Ab der Herbstzeit heißt es dann, besonders vorausschauend zu fahren“, mahnt Jensen. Das gelte sowohl auf den Mountainbike-Trails im Wald als auch in der Stadt. „Einen Autofahrer, der schnell ausparkt, weil er zu spät dran ist, kann ich im Dunkeln viel schlechter sehen.“
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Es sei zudem besser, weniger mit der Vorderradbremse und mehr mit der Hinterradbremse zu arbeiten. Denn: „Sobald die Vorderradbremse zieht, geht das durch die Federgabel und der Oberkörper bewegt sich nach vorne. Wer dann zu weit über dem Lenker hängt, kann das Fahrrad nicht mehr kontrollieren.“
Außerdem: „Niemals den Lenker verkrampft festhalten, sondern locker lassen und Ellbogen beugen. Wenn ich ganz steif halte, verziehe ich meinen ganzen Körper und falle beim Bremsen viel eher über das Vorderrad“, warnt der Rad-Profi. Der oft matschige Schnee in Hamburg unterscheide sich dabei nicht viel vom Laub im Herbst. „Das ist eine richtige Seifenwasser-Oberfläche.“
Radfahren im Winter: Kleidung und Reflektoren
Inzwischen gibt es für jede Wetterlage verschiedene Outfits. Trotzdem gilt: „Klassischer Zwiebellook, also verschiedene Kleidungsschichten, ist am besten“, meint Jensen. „Vor allem der Rücken wird sehr schnell kalt.“ Er rät bei großer Kälte zu Nierengürteln. „Das sind Hitze-Pads zum Umschnallen, sodass die Nieren hinten warm bleiben.“
Da es im Winter zusätzlich sehr früh dunkel wird, kommt es dazu noch auf helle Kleidung und Reflektoren an: Die gibt es zum Beispiel auf Fahrrad-Warnwesten oder in den Speichen der Räder. Auch Helme gibt es inzwischen mit wieder aufladbaren LED-Leuchten.
Radfahren im Winter: Der richtige Platz für’s Fahrrad
Die meisten Fahrräder in Hamburg stehen das ganze Jahr über draußen – entweder an Laternen, Fahrrad-Bügeln oder Zäunen. Das ist aber keine gute Lösung für den Winter. „Wenn ein Fahrrad zu lange draußen steht, fängt es an zu rosten“, erklärt Jensen. „Wenn dann Schnee dazu kommt, werden die Fahrbahnen mit Salz gestreut. Es gibt nichts schlimmeres für ein Fahrrad als Salz. An der Nord- und Ostsee rostet dir das Bike innerhalb von wenigen Wochen durch.“
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Sein Tipp wenn man keinen Platz im Warmen für sein Bike hat: „Bau das Vorderrad aus, bau das Hinterrad aus, hol‘ dir Spanngurte oder Kabelbinder und fixier die Räder an den Rahmen. Dann eine Decke drüber und ab in den Kleiderschrank oder unter die Spüle in der Küche.“
Hier sollte am Rad im Winter nachgeschaut werden
Laut Jensen sind besonders die Schnellspanner oft zu locker, dadurch laufe das Rad Gefahr, wegzurutschen. Schnellspanner sind Klemmvorrichtungen, die sich schnell und meist ohne Werkzeug lösen oder festsetzen lassen. Am Fahrrad findet man sie an den Rädern oder den Sattelstützen am Rahmen.
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„Wichtige Schrauben, wie am Lenker, am Vorbau, an den Bremsen und an der Kette, müssen regelmäßig kontrolliert werden“, sagt der Rad-Experte. „Bei häufigen Rad-Touren ungefähr alle zwei bis drei Monate anziehen. Aber bloß nicht zu fest, weil nach fest kommt locker.“ Auch die Kette bräuchte regelmäßige Pflege – im Winter sogar alle zwei Wochen. „Dazu braucht es nicht mehr als ein dreckiges Tuch, Wasser, Spüli und zum Beispiel Silikonöl“, so Jensen.
Radfahren im Winter: Das brauchen die Reifen
Winterrreifen speziell für Fahrräder existieren nicht. Es gibt allerdings Bereifung mit kleinen Spikes, die auch auf Eis und Schnee ein Bremsen ganz einfach ermöglichen. Wichtig: Eine 100-prozentige Sicherheit bieten diese Reifen nicht. „Deshalb immer einen verlängerten Bremsweg mit einplanen und vorsichtig um die Kurve fahren“, sagt der Hamburger Mountainbike-Profi.
Im Allgemeinen ist es sinnvoll, die Reifen vor den ersten Winter-Touren genau zu checken. Sind sie abgefahren und weisen kein Profil mehr auf, sollten sie ausgetauscht werden.