MOPO-Exklusiv-Bericht: Vermieter loben Senatorin – sind aber skeptisch
„Bauen ist viel zu komplex geworden“, erklärte Hamburgs Bausenatorin Karen Pein (SPD) zuletzt im MOPO-Interview. Deshalb arbeite ihre Behörde zusammen mit Architekten, Wohnbaufirmen und Mieterverbänden an einem neuen „Hamburg-Standard“. Die Vermieter loben das Vorgehen – sehen aber ein Problem.
„Die sozialen Vermieter begrüßen das Vorgehen der Stadtentwicklungssenatorin und setzen große Hoffnung auf die Entschlackung der Hamburger Bauordnung“, sagte Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen, am Sonntag. „Eine Reduzierung der Standards dürfte kurzfristig helfen, die ausufernden Baukosten in den Griff zu bekommen.“
Bauordnung soll in Hamburg entschlackt werden
Derzeit werden beim Wohnungsbau mehr als 5000 DIN-Normen beachtet. „Teils mit absurden Folgen, etwa werden Balkone mit Schallschutz ausgestattet oder innenliegende Flure standardmäßig mit Fußbodenheizungen“, so Pein im MOPO-Interview. „Das ist zwar schön, aber nicht unbedingt notwendig.“ Die Einhaltung der Normen sei zwar keine Pflicht, Bauunternehmen und Investoren könnten aber bei Nicht-Beachtung in Mängelhaftung kommen. „So entstehen unnötige Kosten.“
Deshalb erarbeite man den neuen „Hamburg Standard“. So sollen die Baukosten von derzeit rund 4500 Euro pro Quadratmeter (ohne Grundstück) auf etwa 3000 Euro gesenkt werden. Die Mietkosten könnten dadurch von durchschnittlich 18 auf 12 Euro pro Quadratmeter sinken.
Vermieter kritisieren die von der Senatorin genannten Zahlen
Genau an dem Punkt setzt die Kritik von Breitner an: „Ob diese Baukosten am Ende wirklich in dem von der Senatorin genannten Umfang sinken werden, steht noch in den Sternen“, sagt er. Schließlich spielten auch von der Politik nicht beeinflussbare Variablen, wie die Entwicklung der Zinsen oder die Inflation eine Rolle. Die Wohnungsunternehmen könnten erst nach Anwendung des „Hamburg Standards“ genau sagen, in welchem Umfang Kosten gespart werden könnten und welche Auswirkungen das dann auf die Mieten habe.
Zum Jahreswechsel soll der neue „Hamburg Standard“ vorgestellt werden. Erstmals Anwendung finden soll er beim Neubau des Wilhelmsburger Rathausviertels. Insgesamt sollen dort 1600 und im angrenzenden Elbinselquartier 2100 Wohneinheiten entstehen.