• Folgenschwerer Kita-Unfall: Said liegt drei Wochen lang mit hochgeschnallten Beinen im Kinderkrankenhaus Altona.
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Mutter erhebt schwere Vorwürfe: Schlimmer Unfall bei Ausflug – Kita rief keinen Arzt

Eimsbüttel –

Folgenschweres Ende eines fröhlichen Kita-Ausflugs: Bei einem Besuch auf dem Spielplatz fiel der kleine Said (3) aus Horn von einem zwei Meter hohen Spielgerüst. Die Erzieher hielten es für ausreichend, die Mutter zu rufen. Aber war es das? Immerhin lag Said danach mit seiner Verletzung drei Wochen lang im Krankenhaus. Saids Mutter setzt nun alle Hebel in Bewegung, damit die Kita zur Rechenschaft gezogen wird. Die weist jedoch alle Vorwürfe zurück.

Sein Kind so zu sehen, das tut weh: Der kleine Said liegt in einem Krankenhausbett, seine  Beinchen und die Füße sind verbunden und im 90-Grad-Winkel mit Haken hochgebunden. Im Arm hält er zum Trost sein Stofftier. Rund drei Wochen lang musste der kleine Junge in dieser Position im Krankenhaus liegen. Sie ersetzt eine Operation unter Vollnarkose.

Ilham Hammouti aus Horn hält ihren Sohn Said tröstend im Arm.

Ilham Hammouti trägt ihren Sohn Said auf dem Arm. Er hatte sich auf einem Spielplatz den Oberschenkel gebrochen, lag wochenlang im Krankenhaus.

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Patrick Sun

Der Grund für diesen gravierenden Einsatz: Als Said auf dem Spielplatz in Eimsbüttel vom Gerüst gefallen war, hatte er sich den Oberschenkel gebrochen. Seine Mutter Ilham Hammouti verbrachte die ganze Zeit bei ihm im Krankenhaus. Zuerst voller Sorge, später vor allem wütend. „Die Kita hätte doch sofort einen Arzt oder Krankenwagen rufen müssen, als der Unfall passierte“, sagt sie zur MOPO. Stattdessen hatte die Erzieherin aber nur bei ihr angerufen, damit sie ihren Sohn vom Spielplatz abholt.

Spielplatz-Unfall in Eimsbüttel: Said bricht sich Oberschenkel

„Mir sagte man, er sei beim Spielen von einem Seil auf dem Gerüst abgerutscht und mit dem Fuß hängen geblieben.“ Das habe sehr harmlos geklungen. Doch als sie Said abholte, da konnte er nicht laufen. Sie trug ihn zur Bahn und stellte dort fest, dass sein Bein schief hing und eine komische Beule im Oberschenkel war. Sie fuhr sofort ins Krankenhaus. Dort wurde dann festgestellt, dass Said sich den Oberschenkel gebrochen hatte. Was die Beule erzeugt hatte, das war sein gebrochener Knochen.

Das Röntgenbild aus dem Kinderkrankenhaus Altona: So gebrochen war Saids Oberschenkel.

So sah Saids gebrochener Oberschenkel auf dem Röntgenbild im Kinderkrankenhaus Altona aus. Die Aufnahme zeigt das Bein aus zwei Perspektiven.

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„Die Kita hat falsch reagiert und sich später nicht einmal erkundigt, wie es Said geht oder sich gar bei uns entschuldigt“, wirft die Mutter der kleinen, erst vor einem Jahr eröffneten Kita-Einrichtung aus Eimsbüttel vor. Nach dem Unfall hatte sie dort den Platz gekündigt. Die Kita kündigte ihr ebenfalls. Jetzt sind beide Seiten zerstritten.

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Die Kita-Leitung weist die Vorwürfe der Mutter zurück. Said habe nach dem Unfall zwar geweint und über Schmerzen geklagt, aber nicht so sehr, dass die Erzieherin Anhaltspunkte gesehen habe, einen Krankenwagen zu rufen. Er habe nicht zugelassen, dass sie sein Bein ansieht und sich dann auch schnell beruhigt. „Ich sah in der Situation nicht den Bedarf, einen Krankenwagen zu rufen“, sagte sie später. Daher rief sie die Mutter an und bat sie, Said abzuholen.

Eimsbütteler Kita kontert: Said könnte erneut gefallen sein

Ein heftiger Gegenvorwurf der Kita-Leitung: Said könne ja auch nach dem Abholen mit der Mutter auf dem Weg vom Spielplatz noch einmal gefallen sein und sich dabei so schwer verletzt haben. Oder die Verletzung vom Spielplatz könne zumindest durch einen erneuten Sturz auf dem Weg zum Arzt verschlimmert worden sein.

Das will Saids Mutter nicht auf sich sitzenlassen. Sie will, dass die Kita zur Rechenschaft gezogen wird. Sie erstattete Strafanzeige wegen unterlassener Hilfeleistung. Das Landeskriminalamt ermittelte in der Kita. Doch die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen mittlerweile eingestellt. „Die Erzieherin hat zwar die Schwere der Verletzung nicht erkannt. Aber sie handelte nicht mit Vorsatz“, so eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft zur MOPO. Zudem habe die Erzieherin ja geholfen, indem sie die Mutter anrief.

Ilham Hammouti: Kita hätte Krankenwagen rufen müssen

Eine Beschwerde der Mutter bei der Kita-Aufsicht ging ebenso aus. Sozialbehörden-Sprecher Martin Helfrich: „Die Kita ist ihrer Aufsichtspflicht gerecht geworden. Sie hat die Eltern informiert und um Abholung gebeten.“ Helfrich weiter: „Sollte ersichtlich sein, dass sofort ärztliche Hilfe erforderlich ist, sollte ein Rettungswagen gerufen werden. In diesem Fall war das nicht unverzüglich ersichtlich.“

Saids Mama Ilham Hammouti kann diese Bewertungen nicht verstehen. „Mein Sohn lag drei Wochen mit einem Beinbruch im Krankenhaus und die Kita hätte keinen Krankenwagen rufen müssen? Das kann doch nicht sein.“

Elbkinder: Wie sollte sich eine Kita bei einem Unfall verhalten?

Die MOPO fragte beim größten Kita-Träger der Stadt nach, bei den Elbkindern. Wie gehen die Erzieher beim städtischen Kita-Träger vor, wenn ein Kind einen Unfall hat? „Die Elbkinder orientieren sich an den Richtlinien der Unfallkasse Nord“, sagt Sprecherin Katrin Geyer. „Abhängig vom Schweregrad der Verletzung und insbesondere bei Kopfverletzungen rufen die Kitas den Krankenwagen.“

Vorgeschaltet oder parallel erfolge immer der Anruf bei den Eltern. Die Elbkinder haben einen kinderärztlichen Dienst, der Kitas bei allen Fragen rund um die Kindergesundheit beziehungsweise das richtige Verhalten in Notfällen berät und schult. Auch muss, gemäß den Vorgaben der Unfallkasse Nord, in jeder Kita pro Gruppe eine als Ersthelferin geschulte Erzieherin tätig sein, pro Kita mindestens zwei Ersthelferinnen.

Geyer: „Gerade bei kleinen Kindern ist die Beurteilung über den Schweregrad einer Verletzung manchmal schwierig, weshalb bei den Elbkindern das Prinzip gilt, lieber einmal zu viel den Krankenwagen zu rufen als einmal zu wenig.“

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