So denkt Fegebank über Klimakleber und radikale Proteste
Hier treffen zwei Frauen aufeinander, die sehr konträr für ihre Ziele kämpfen: Die„Vollzeitaktivistin“ Hanna Poddig und Katharina Fegebank (Grüne). Beide haben beim N Klub über Proteste und Radikalität gesprochen – und Hamburgs Zweite Bürgermeisterin verriet, wie oft sie selbst demonstriert hat.
Mit der Aktivistin Hanna Poddig sei „Miss Demo“ vor Ort, sagt Lars Meier. Und zu Katharina Fegebank (Grüne): „Wie oft warst du denn auf Demonstrationen?“ Sie hatte sich am Mittwoch im Neuen Amt Altona den Fragen des N-Klub-Gründers beim Nachhaltigkeitsevent „N Klub“ (mitpräsentiert von der MOPO) gestellt.
N Klub Hamburg: Hat Fegebank Verständnis für die „Klimakleber”?
Ihre Antwort: Auf einer Skala von eins bis zehn sei sie eine zwei bis drei. „Gab es keine Aufregung, weil Mutti Merkel alles geil gemacht hat?“, hakt Meier nach. „Ich sag immer, jeder an seinem Platz“, antwortet Fegebank. „Ich bin auf Demos gegangen, aber meine Form der Gestaltung und Veränderung liegt woanders.“
Verständnis für die „Klimakleber“ hätte sie nur „mittelviel“. Sie verstehe zwar das Anliegen und wieso man zu radikaleren Protesten als Demos greife. Grenzen seien aber erreicht, wenn Krankenwagen nicht mehr durchkämen. „Ich frage mich, ob man damit mehr Verständnis für die Sache erreicht“, sagt Fegebank. „Für mich wäre es kein Weg.“
Aktivistin: Protest hat sich „nicht erledigt”
„Könnte die Politik radikaler werden?“, will Meier wissen. „Ja natürlich“, sagt Fegebank. Aber immer da, wo es passiere, bemerke sie auf jeder Ebene eine Welle der Empörung, ein „Ihr-habt-sie-ja-wohl-nicht-mehr-alle“. „Das ist schon eine heftige Welle, die man da immer zu ertragen hat. Wir sind dafür da, die Veränderungen, für die wir angetreten sind, umzusetzen“, sagt sie. „Aber es sind unterschiedliche Spielfelder.“
Das könnte Sie auch interessieren: Scharfe Kritik an Schwesig: Kerstan hat die „Schnauze voll“
Man müsse sowohl bei der Bevölkerung als auch in der Koalition Mehrheiten gewinnen. Mit Blick auf die Koalition in Berlin machte sie ihrem Frust Luft: Man müsse „irre“ Kämpfe ausfechten, ob beim Tempolimit 130 oder „you name it“.
Ganz anders definiert Poddig ihre gesellschaftliche Rolle: Seit fast 25 Jahren kämpfe sie gegen Atomkraft und ihr Protest habe sich „nicht erledigt“, sagt sie im Impulsvortrag. Die Erfahrung zeige, „sobald der gesellschaftliche Druck nachlässt, wird, was sich finanziell rechnet oder militärisch vorteilhaft erscheint, doch wieder ins Auge gefasst.“ Sie kritisiert auch den Diskurs um „angebliche Klima-Terrorist:innen“, der die Grenzen für politischen Protest enger und enger werden lasse.
Doch auch für einige Hamburger:innen war am Mittwoch Zeit, die ihre nachhaltige und soziale Projekte vorstellten. So wie die „Zukunfts-Bauer:innen“ samt Farm-Roboter, der Künstler Simon Puschmann, der mit seiner Müll-Fotografie aufrütteln will, und das Start-Up Boomerang, das wiederverwendbare Verpackungen für den Versandhandel herstellt.