Nach Anschlag auf Ohlsdorfer Friedhof: Bündnis bittet um Spenden
Waren es Neonazis? Noch ist nicht klar, wer das Zelt des Friedensfestes auf dem Ohlsdorfer Friedhof zerstört hat. Am Mittwoch ist das durch zahlreiche Messerstiche zerfetzte Stoffzelt nahe den Gräbern der Bombenopfer aus dem Zweiten Weltkrieg abgebaut worden. Die Veranstalter hoffen auf Spenden.
Für das aus elf Organisationen bestehende „Bündnis Ohlsdorfer Friedensfest“ war der in der Nacht zu Freitag von Unbekannten verübte Anschlag ein harter Schlag. Denn in dem Zelt werden alljährlich Veranstaltungen zum Gedenken an die Bombenopfer der „Operation Gomorrha“ abgehalten sowie Aufklärungsarbeit gegen Rassismus und Antisemitismus geleistet.
Kosten für die Reparatur des Friedenszeltes werden auf 6000 Euro geschätzt
Das Bündnis plant, das Zelt schnellstmöglich zu reparieren. Die Kosten dafür werden auf rund 6000 Euro geschätzt. Viel Geld für die gemeinnützigen Vereine. Sie hoffen nun auf Spenden. Die Spendenadresse bei Paypal: ohlsdorfer-friedensfest@web.de
Die „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“, die zum Bündnis gehört, appelliert an die Zivilgesellschaft: Der rechte Anschlag zeige, „wie notwendig antifaschistisches Engagement und Erinnerungsarbeit heute ist. Angesichts hoher Umfragewerte der AfD und der Zunahme rechter Ideologie ist eine Relativierung der NS-Verbrechen zu befürchten“, so Landessprecher Georg Chodinski.
Auch im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen in mehreren Bundesländern warnt Chodinski: „Die AfD ist der parlamentarische Arm der neuen Rechten. Es ist jetzt Zeit aktiv zu werden und den erstarkenden Faschismus zu bekämpfen!“
Bezirksamtsleiter in Hamburg-Nord verurteilt den Anschlag aufs Schärfste
Ähnlich äußerte sich Michael Werner-Boelz, Bezirksamtsleiter in Hamburg-Nord: „Gerade angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen sind Veranstaltungen wie das Friedensfest enorm wichtig. Eine Umdeutung der Geschichte können wir als Gesamtgesellschaft nicht akzeptieren und müssen uns dagegen wehren.“
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Werner-Boelz sprach den Veranstaltern des Friedensfestes seine volle Solidarität aus und erklärte: „Ich verurteile die Anschläge auf das Friedenszelt auf dem Ohlsdorfer Friedhof auf das Schärfste.“ Das Bündnis Friedensfest sei eine wichtige gesellschaftliche Reaktion auf vergangene rechtsradikale Umtriebe.
Anfang des Jahrtausends hatten Neonazis die Gräber der Bombenopfer zum Jahrestag der „Operation Gomorrha“ als Ort für ihre Kundgebungen missbraucht. Möglicherweise ist der Anschlag als Rache-Aktion zu verstehen, dafür, dass die Stelle heute vom Bündnis Friedensfest genutzt wird. Die Polizei hat noch keine neuen Erkenntnisse zu den Tätern. Die Ermittlungen laufen.