Gedenkstätte mit Blumen, im Hintergrund ein Polizeiauto
  • Solingen: Blumen und Kerzen in Gedenken an die Opfer liegen an einer Kirche in der Nähe des Tatorts.
  • Foto: dpa | Federico Gambarini

Nach Anschlag in Solingen: Erstes Hamburger Straßenfest abgesagt

Als Reaktion auf den tödlichen Messerangriff in Solingen ist das für September geplante Grindelfest im Stadtteil Rotherbaum abgesagt worden, wie der Veranstalter bekannt gab. Der Grund hierfür ist die Angst vor einer Nachahmungstat. Die CDU spricht von einem „Armutszeugnis für die Stadt“.

Das Straßenfest auf der Hartungstraße gibt es schon seit zwanzig Jahren – 2004 veranstaltete der „Grindel e.V.“ es zum ersten Mal. Doch ausgerechnet zum Jubiläum findet es nicht mehr statt. Die Sorge vor einem Anschlag ist zu groß. „Wir sind leider zu dem Entschluss gekommen, dass wir trotz Security und Unterstützung der Polizei keine Sicherheit garantieren können, darum hat der Vorstand vom Grindel e.V. die Absage beschlossen“, sagt der Vereinsvorsitzende Jimmy Blum. „Genau wie in Solingen wollten wir die Vielfalt feiern, das erhöht das Risiko von Nachahmern sehr.“

Hamburg: Grindelfest wegen Sicherheitsbedenken abgesagt

Und weiter: „Uns ist bewusst, dass wir damit ein falsches Zeichen senden und damit genau das machen, was Terroristen erreichen wollen“, sagt der Vereinsvorsitzende Jimmy Blum vom Grindel e.V. zu der Absage. Aber: „Am Ende stehen wir als Veranstalter in der Verantwortung, wenn etwas passiert.“

Das Grindelviertel war vor dem Holocaust Zentrum des jüdischen Lebens in Hamburg. Die unter der Nazi-Herrschaft zerstörte Bornplatzsynagoge – bei ihrer Einweihung 1906 das größte jüdische Gotteshaus in Norddeutschland – soll dort wiederaufgebaut werden. Seit der Tat am vergangenen Freitag habe der Vorstand Gespräche darüber geführt, wie die Sicherheit der Teilnehmer gewährleistet werden könne – ohne Erfolg.

CDU: „Armutszeugnis für die Stadt“

Die CDU sieht Bürgermeister und Senat in der Pflicht, das Fest stattfinden zu lassen und für die öffentliche Sicherheit zu sorgen: „Die Absage des Grindelfestes ist ein Armutszeugnis für unsere Stadt. Ich kann die Beweggründe des Veranstalters sehr gut nachvollziehen, doch gerade jetzt ist es wichtig, dass solche friedlichen Feste für Toleranz und Vielfalt in unserer Stadt sicher durchgeführt werden können“, so Anke Frieling, stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion.

Auch Gabor Gottlieb von der SPD-Fraktion Eimsbüttel erklärte, er bedauere die Absage. Gleichzeitig respektiere die Fraktion die Entscheidung des „Grindel e.V.“. „Wir lassen uns weder unsere Feste noch den öffentlichen Raum nehmen. Wer glaubt, unsere Lebensweise durch Angst und Schrecken einschränken zu können, irrt.“ Er hoffe, dass das Kulturfest bald nachgeholt werden könne.

Was besonders schade ist: In Kooperation mit den Hamburger Kammerspielen und der Langen Nacht des Theaters sollte im Jubiläumsjahr ein Grindelfest unter dem Zeichen der Vielfalt und mit jüdischer Lebenskultur (Grindelfest: Kultur. Jüdisch. Bunt) stattfinden. Über drei Tage, vom 13. bis zum 15. September, war ein buntes Programm mit Musik, Poetry-Slam und Podiumsdiskussionen geplant. Vor den Kammerspielen und auf dem Joseph-Carlebach-Platz sollte dafür je eine Bühne aufgebaut werden. Auch einen Flohmarkt sollte es geben.

Kooperation mit jüdischer Gemeinde

Die Bezirksversammlung Eimsbüttel hatte den Verein „Grindel e.V.“ als Organisator erkoren und 60.000 Euro an Fördermitteln freigegeben. In Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde und weiteren Institutionen plante der Verein das kommende Fest.

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Doch Jimmy Blum und sein Verein wollen die Flinte nicht ganz ins Korn werfen. 2025 will der „Grindel e.V.“ einen neuen Anlauf starten. „Denn so bunt wie das Grindelviertel ist, so soll auch das Feiern möglich sein.“ Aufgrund des Charakters als jüdisches Fest und antisemitischer Vorfälle in der Stadt hatte es bereits vor dem Anschlag in Solingen Sicherheitsbedenken gegeben. (doe)

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