Nach Eklat: Geschäftsführer von Hamburg Wasser sollen früher ausscheiden
Vor Kurzem hatten die Geschäftsführer von Hamburg Wasser, Ingo Hannemann und Gesine Strohmeyer, ihren Rückzug zum Ende des Jahres angekündigt. Jetzt wurden sie in einer Sondersitzung schon zum Monatsende abberufen. Der Versorger war zuletzt wegen einer Kostenexplosion bei der Erweiterung und Sanierung einer Klärschlammanlage in die Kritik geraten.
Anfang März hatten Hannemann und Strohmeyer dem Aufsichtsrat mitgeteilt, dass sie ihre zum Jahresende auslaufenden Verträge nicht verlängern werden. Eine Begründung gab es damals nicht. Nun entschieden die Aufsichtsräte der Hamburger Wasserwerke und der Hamburger Stadtentwässerung gemeinsam in einer Sondersitzung über eine deutlich frühere Abberufung.
Kerstan: „Einzelne Projekte schlecht gemanagt”
Ab 1. April sollen Michael Beckereit und Frank Herzog als Interims-Geschäftsführer übernehmen. Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) begrüßte diese Entscheidung: „Bei allem Bedauern über die Entwicklung in den vergangenen Monaten muss das Wohl und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens stets oberste Priorität im Handeln der Geschäftsführung und der Aufsichtsorgane haben. Dieser Verpflichtung sind wir mit dem heutigen Beschluss nachgekommen.” Nun werde „Ruhe ins Unternehmen einkehren”.
Als zuständiger Senator bedauere Kerstan die Entwicklung der vergangenen Monate sehr. „Dass einzelne Projekte schlecht gemanagt worden sind, ist offenkundig. Hamburg Wasser war und ist aber im Kern ein sehr gut aufgestelltes Unternehmen”, so Kerstan weiter.
Kostenexplosion und Alkohol-Exzess
Hannemann hatte in der vergangenen Woche in einer Mail an den Aufsichtsrat bereits erklärt, seinen am Jahresende auslaufenden Vertrag nicht mehr verlängern zu wollen. Gleichzeitig hatte er schwere Vorwürfe gegen seine Kollegin Strohmeyer und den Aufsichtsratsvorsitzenden und Umweltstaatsrat Anselm Sprandel erhoben. Hintergrund sind die von 200 auf 300 Millionen Euro gestiegenen Kosten beim Projekt „Vera II“, Schwierigkeiten bei einem Phosphorrückgewinnungs-Projekt sowie die schlechten Noten für das Qualitätsmanagement und die Arbeitssicherheit im Unternehmen.
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Zu all den Schwierigkeiten und dem Zoff in der Geschäftsführung kam auch noch ein kürzlich bekannt gewordener Alkohol-Exzess während einer Mitarbeiterversammlung im Herbst vergangenen Jahres. Dabei sollen Mitglieder des Hamburg-Wasser-Betriebsrats so sehr über die Stränge geschlagen haben, dass sie von der Hotelleitung des Gebäudes verwiesen wurden. Später kam es zu arbeitsrechtlichen Maßnahmen gegen die Beteiligten, wie ein Unternehmenssprecher bestätigte. (mp)
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