Nach fast zwei Jahren Pause: Kult-Kneipe auf St. Pauli öffnet wieder
Die Fenster sind abgeklebt, die Tür noch verschlossen: Von außen wirkt das „Toom Peerstall“ nicht besonders einladend. Seit dem ersten Lockdown ist die Kult-Kneipe auf St. Pauli dicht. Aber in ihrem Inneren sorgen drei neue Eigentümer dafür, dass sie schon bald in neuem Glanz erstrahlt.
Das „Toom Peerstall“ in der Clemens-Schultz-Straße hat Geschichten zu erzählen. 1919 wurde es von Tätowierer Christian Warlich gekauft und halb als Studio, halb als Kneipe betrieben. In den 70er Jahren übernahm eine neue Eigentümerin den Laden und machte daraus eine Bar für homosexuelle Menschen. Die Kneipe öffnete erst nachts, die Fenster waren abgeklebt – die Gäste wollten im Verborgenen bleiben. Für Schwule und Lesben gab es in der Gesellschaft wenig Toleranz.
Auch wenn sich das langsam änderte, blieb der Laden gleich: Versteckt, abgedunkelt, wenig einladend. Mit Beginn des ersten Corona-Lockdowns machte die damalige Eigentümerin ihn dicht.
Neue Eigentümer eröffnen queere Kneipe wieder
Ein großer Verlust für viele Mitglieder der queeren Community. Deshalb haben sich drei von ihnen entschlossen, der Kneipe neues Leben einzuhauchen. Marcel, Mathias und Holger wollen aus dem „Toom Peerstall“ eine Nachbarschaftskneipe machen, wie sie sagen. Sie soll immer noch ein Anlaufpunkt sein für queere Menschen, aber auch für alle anderen. „Die Gesellschaft ist toleranter geworden“, sagen die drei im Gespräch mit der MOPO. „Wir wollen dafür sorgen, dass sie noch weiter zusammenwächst.“
Seit Mitte November schleifen, schrauben und werkeln die drei in der Kneipe. Die Wände haben einen frischen Anstrich bekommen, der Tresen hat seinen Platz gewechselt, auf dem Boden liegt frisches Parkett. Einiges soll sich ändern in der Kult-Kneipe – so wird es frisch gezapftes Bier geben, ein gehobenes Getränkeangebot („nicht mehr nur Cola-Korn“) und neue Öffnungszeiten bereits ab 18 Uhr.
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Am 15. Januar ist die große Eröffnungsfeier geplant. Die drei Gesellschafter suchen noch nach Angestellten für ihre frisch geschliffene Theke. Für potenzielle Barkeeper und alle Gäste gilt laut Mathias: „Wer offen und tolerant ist, ist hier gern gesehen.“