• Erste Visualisierung: So könnte die wiederaufgebaute Bornplatzsynagoge aussehen.
  • Foto: Pakertharan Jeyabalan/Stadtbild Deutschland e.V.

Nach heftigem Protest: Initiative zum Synagogen-Neubau wehrt sich gegen Kritik

Rotherbaum –

Die Pläne zum Neubau der Synagoge am Joseph-Carlebach-Platz ziehen immer mehr Kritiker an. Jetzt regt sich auch in Israel Widerstand – 45 Historiker, Künstler und Bürger mit Wurzeln in Hamburg unterschrieben eine Stellungnahme, in der es heißt: Ein Neubau würde „die Tragödie, die von den Nazis verübt wurde, untergraben“. Daniel Sheffer, einer der Initiatoren zum Wiederaufbau der Bornplatz-Synagoge, reagiert prompt: „Es soll etwas Neues entstehen, die Gräueltaten werden nie vergessen werden“.

Initiator des Statements aus Israel ist der Antisemitismusforscher Moshe Zimmermann aus Jerusalem, der einst selbst in Hamburg lebte. Er war auch einer der Unterzeichner einer ähnlich kritischen Stellungnahme im Dezember, in der ein offener Diskurs gefordert wurde. In Israel suchte er nach weiteren Unterstützern für seinen Vorstoß.

Kritik: Initiative aus Israel stellt sich gegen Synagogen-Neubau in Hamburg

„Wir haben das Schreiben nie direkt bekommen, weder im Dezember noch jetzt. Es gab keinen Wunsch nach einem Dialog“, sagt Daniel Sheffer im Gespräch mit der MOPO. „Ich teile die Meinung, dass es eine öffentliche Debatte geben muss, aber nur den Weg über die Medien zu gehen zeigt Effekthascherei.“

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In dem Schreiben aus Israel, das der MOPO vorliegt, heißt es: „Wir möchten unseren Widerspruch bekunden, auf dem Joseph-Carlebach-Platz, dem einstigen Bornplatz, eine Synagoge zu errichten, die der großen und gewaltigen, von den Nazis zerstörten Synagoge nachempfunden ist – an dem Ort, an dem derzeit eine beeindruckende Gedenkstätte existiert.“

Initiator des Statements vergleich Wiederaufbau mit AfD-Forderungen

Die Tatsache, dass die derzeitige Gedenkstätte am Bornplatz für den Wiederaufbau der Synagoge weichen müsste, sehen die Unterzeichner kritisch. Ein Neubau würde „die Tragödie, die von den Nazis verübt wurde, untergraben“, heißt es im Schreiben.

In einem Interview mit dem „Hamburger Abendblatt“ sagte Moshe Zimmermann, dass ihn die aktuelle Idee des Wiederaufbaus an die „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ erinnere, die AfD-Rechtsaußen Björn Höcke propagiere. In der heißt es, die kritische Aufarbeitung deutscher Geschichte sei nur ein Hindernis.

Hamburg: Die neue Synagoge soll ein Ort der Begegnung werden

„Wie Professor Zimmermann bin ich Nachfahre von Überlebenden. Aber er vergleicht die Unterstützung für den Wiederaufbau mit der Forderung der AfD. Er beleidigt damit Zeitzeugen, die Jüdische Gemeinde, die Hamburgische Bürgerschaft, die Bürgermeister, unseren Vizekanzler sowie über 100.000 Hamburger, die das Projekt bisher unterstützen. Dieser Vergleich disqualifiziert die Kritik“, sagt Sheffer.

Es sei die Aufgabe der jüdischen Gemeinde, den Ort zu gestalten und ein Zuhause für alle jüdischen Strömungen zu schaffen. „Die Synagoge soll ein Ort der Begegnung und der Bildung werden. Das Judentum soll sichtbar und erlebbar werden, mitten in der Hansestadt“, sagt Sheffer. „Und es soll ein Ort der Erinnerungen bleiben, die Gräueltaten der Nazis werden nicht vergessen.“  

Hamburger Senat sichert Unterstützung beim Synagogen-Neubau zu

Das Schreiben aus Israel war unter anderem direkt an Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) gerichtet worden. Der Senat äußerte sich auf MOPO-Nachfrage verhalten. Hamburgs Bürgerschaft sichere ​​​​​​​ihre Unterstützung zu und verwies auf das Ziel „jüdisches Leben in Hamburg wieder stärker positiv sichtbar zu machen.“ Auf die Kritik aus Israel ging der Senat nicht ein.

Architekt zeichnet Entwurf für Bornplatzsynagoge

Dieser Entwurf für die Neue Bornplatzsynagoge vereint Neubau und Mahnmal.

Foto:

Axel Spellenberg/hfr

Einige Entwürfe zeigen bereits Möglichkeiten, wie der Neubau der Synagoge und der Erhalt des Mosaiks der Künstlerin Margrit Kahl aus dem Jahr 1988 vereinbar wären. Es gehe noch gar nicht um Einzelheiten der Umsetzung, sagt Sheffer. Es solle nicht darum gehen, die gleiche Synagoge zu erschaffen wie 1938 – vor der Verwüstung in der Reichspogromnacht, „es soll etwas Neues entstehen.“

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