Nach Impfskandal: DRK-Chef „mit sofortiger Wirkung von allen Aufgaben entbunden“
Harald Krüger, Chef des Harburger DRK: Seit Tagen steht er in der Kritik. Er, seine Frau und weitere Führungskräfte des Deutschen Roten Kreuzes in Harburg hatten sich an „übrig gebliebenem“ Impfstoff bedient. Jetzt der Paukenschlag: Das DRK verkündet, dass Krüger „mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden“ worden sei.
Offiziell begründet das Präsidium des DRK-Kreisverbandes Harburg diesen Schritt so: „Die Entscheidung wurde mit Blick auf einen bevorstehenden, länger andauernden Klinikaufenthalt getroffen.“ So heißt es in der Pressemitteilung. Krüger wird für „sein langjähriges, erfolgreiches Engagemement” gedankt. So die offizielle Lesart.
Dass ein Klinikaufenthalt der wahre Grund ist, glaubt kaum jemand
Zwar ist es nach MOPO-Informationen tatsächlich so, dass Krüger gesundheitlich angeschlagen ist – gut unterrichtete Kreise innerhalb des DRK haben aber ganz erhebliche Zweifel, dass der Klinikaufenthalt zu diesem Zeitpunkt der wahre Grund für den Abschied aus dem Amt ist.
In den vergangenen Tagen wurde von Berlin Druck auf Krüger ausgeübt
„Vielmehr wurde in den vergangenen Tagen auf Krüger sowohl vom Landesverband des DRK als auch vom Bundesverband in Berlin großer Druck ausgeübt“, so eine Quelle, die nicht genannt werden möchte. „Wir haben selbstverständlich nicht die Hände in den Schoß gelegt und weiter zugesehen, wie hier der Ruf des DRK ruiniert wird.“
Schon am vergangenen Sonnabend hatte die MOPO darüber berichtet, dass innerhalb des Deutschen Roten Kreuzes viele verärgert sind über die selbstherrliche Art des Harburger Bezirks-Chefs – und das schon länger. Der Impfskandal hat das Fass zum Überlaufen gebracht.
Eiligst hat der Landesverband deshalb vergangene Woche eine außerordentliche Präsidiumssitzung einberufen, in der es nur ein Thema gibt: Krüger.
Diese Sitzung wird am Dienstag stattfinden. Krügers Anwesenheit ist fraglich. Insider glauben, Krüger habe sich rechtzeitig vor diesem Termin von allen Aufgaben entbinden lassen, um aus der Schusslinie zu sein.
Zur Erinnerung: Ausgelöst wurde der aktuelle Skandal durch den fragwürdigen Umgang mit „übrig gebliebenen“ Corona-Impfdosen. Die sollten die DRK-Impfteams eigentlich an Bewohner von Pflegeheimen verimpfen. Aus unerklärlichen Gründen gab es am 29. Dezember für 60 Dosen keine Verwendung – und deshalb wurden Mitarbeiter des DRK damit beglückt, allerdings nicht nur Einsatzpersonal. Etliche Impfdosen wurden ausgerechnet der sogenannten „Teppich-Etage“ verabreicht – gemeint sind Personen aus der Führungsetage des Harburger Kreisverbandes – inklusive Ehefrauen!
Nach MOPO-Informationen gehörten Kreisverbands-Chef Krüger und dessen Gattin zu dem fraglichen Personenkreis. Weitere geimpfte Führungskräfte sind der MOPO namentlich bekannt.
Ebenfalls skandalös: wie Krüger mit den Vorwürfen umging. Sämtliche Aufforderungen der MOPO, Stellung zu beziehen, wurden ignoriert. Keine Erklärung, keine Entschuldigung, nichts. Anderswo wurde Krügers Versuch, kritische Medien durch Missachtung abzustrafen, mit Unverständnis betrachtet.
Anwalt: Keine Vorwürfe gegen DRK-Chef Krüger
Gegenüber der MOPO äußerte sich jetzt auch der Anwalt des DRK-Kreisverbandes Harburg, Walter Scheuerl. Er sagte, die aktuellen Vorwürfe gegen Krüger seien nicht Grund für dessen Ausscheiden aus dem Amt und hätten nichts mit fehlerhaftem Verhalten zu tun. Es sei nur so, dass die Vorwürfe und das Ausscheiden zeitlich zusammenfielen. Das DRK Harburg erhebe keine Vorwürfe gegenüber Krüger.
Scheuerl räumte allerdings ein, dass es ohne die aktuellen Vorwürfe zu diesem Zeitpunkt möglicherweise nicht zur Ablösung Krügers gekommen wäre.