Nach Insolvenz-Schock: Jobs in Gefahr? Jetzt äußert sich Auto Wichert
Schock für die Hamburger Autobranche und besonders für die Beschäftigten: Das Autohaus Wichert hat beim Amtsgericht Mitte die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt, wie Gerichtssprecher Kai Wantzen der MOPO am Dienstag bestätigte. Wichert ist das größte VW-Autohaus des Nordens und beschäftigt 1400 Mitarbeiter an 23 Standorten in und um Hamburg. Der Geschäftsbetrieb soll zunächst aufrecht erhalten bleiben.
Es wird ein „Eigenverwaltungsverfahren“ geben, das heißt: Die Geschäftsführung wird das Unternehmen weiterhin leiten, zusammen mit einem sogenannten „Sachverwalter“, einem vom Amtsgericht bestellten Anwalt. Dieser wird nun prüfen, ob die Autohaus Wichert GmbH überschuldet und/oder zahlungsunfähig ist und welche Aussichten es für die Fortführung des Betriebes gibt. Ein Gläubigerausschuss, in dem etwa Bankenvertreter sitzen, wird bei der Erstellung eines möglichen Sanierungsplanes eingebunden.
Autohaus Wichert gibt Statement auf Facebook ab
Nach der Schock-Nachricht hat sich das Autohaus am Dienstagabend selbst an die Öffentlichkeit gewandt und bei Facebook noch einmal den Schritt in die Insolvenz erklärt. „Das Eigenverwaltungsverfahren ist erforderlich, da die nachhaltige Unternehmensfinanzierung nicht mehr gewährleistet ist“, heißt es unter anderem in dem Beitrag.
Die etwa 1350 Mitarbeiter seien derweil über die Situation informiert worden. Löhne und Gehälter seien für weitere drei Monate durch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert, heißt es in dem Statement. Wie es für die Mitarbeiter konkret weitergeht und ob Airbeitsplätze in Gefahr sind, geht daraus aber nicht hervor.
Seit 1986 haben Hamburger ihre Autos bei dem Traditionsunternehmen gekauft. Wichert zählt bundesweit zu den bedeutendsten Autohäusern des Volkswagen-Konzerns (Audi, Seat, Skoda, VW, VW-Nutzfahrzeuge). 2018 soll das Autohaus knapp 18.000 Fahrzeuge verkauft haben, bei einem Umsatz von gut 350 Millionen Euro, wie der Branchendienst „kfz-Betrieb“ vermeldete.
Autohaus Wichert: Turbo-Wachstum in 2019
Ist das Unternehmen zu schnell gewachsen? Besonders im Jahr 2019 hatte Wichert mit aller Kraft auf Wachstum gesetzt, Anfang des Jahres Standorte und Mitarbeiter des insolventen Konkurrenten Autohaus Willy Tiedtke übernommen, im November einen 21.000 Quadratmeter großen Audi-Terminal eröffnet.
Mit dem hochmodernen Audi-Terminal für Elektroautos in Hammerbrook schulterte das Unternehmen eine Investition von 15,2 Millionen Euro. „Dieser Betrieb wurde bereits konsequent auf die Bedürfnisse der Elektromobilität ausgerichtet“ sagte Wichert-Geschäftsführer Bernd Glathe bei der Eröffnung, zu der auch Wirtschaftsstaatsrat Torsten Sevecke gratulierte.
Wechsel in der Geschäftsführung bei Autohaus Wichert
Erst im Januar 2020 hatte sich Bernd Kußmaul (73) aus der Geschäftsführung verabschiedet. Seitdem leiten Bernd Glathe und Bernd Lindemann die Auto Wichert GmbH. Bernd Kußmaul und Bernd Glathe hatten Ende 1986 das Autohaus Wichert übernommen.