Nach Jahren der Unsicherheit: Stadt rettet ein Herzstück der Hamburger Kunstszene
Bahrenfeld –
Auf den ersten Blick erscheint das Gebäude in der Stresemannstraße sehr unscheinbar. Weniges weist darauf hin, dass sich hinter den Mauern der alten „Dosenfabrik“ ein Herzstück der Hamburger Kunstszene verbirgt. Tatsächlich handelt es sich dabei um eines der größten Atelierhäuser Hamburgs, das nach jahrelanger Unsicherheit pünktlich zum 25. Jubiläum von der Stadt gerettet wurde.
Die von außen recht farblose „Dosenfabrik“ ist von innen alles andere als schlicht. Wer sie betritt, wird von dem Geruch nach Farbe und Sägespänen empfangen. In den 28 Ateliers türmen sich Gemälde und Skulpturen, auf den Tischen ist kein Zentimeter frei, alles ist mit Farbklecksen und Staub von Ton und Holz übersät. Das kreative Chaos ist Beweis für all die Jahre intensiver Arbeit.
Stadt Hamburg hat „Dosenfabrik“ gekauft und damit gerettet
All dies stand lange auf der Kippe, immer wieder bangten die Künstlerinnen und Künstler, ob der Vertrag zwischen dem privaten Eigentümer und der Stadt verlängert würde.
Auch dieses Jahr lief die Vereinbarung wieder aus, innerhalb von 15 Minuten Verhandlung stand aber fest: Die Stadt und die Sprinkenhof GmbH kaufen das Atelierhaus für 13 Millionen Euro und retten es somit, um den Künstlern eine langfristige Perspektive bieten zu können. Man wolle der Öffentlichkeit mit dem Kauf außerdem signalisieren, wie wichtig Hamburg Kultur ist, so Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien.
Marianne Janze, Vorstand TheSe e.V., dem Trägerverein der „Dosenfabrik“, und Sprecherin der Künstler, kann das Glück kaum fassen. „Wir sind überwältigt, freudig und begeistert. Ein größeres Geschenk zum 25. Jubiläum hätten wir Künstlerinnen und Künstler uns nicht vorstellen können, als die Absicherung unserer Ateliers!“
Auch Ari Goldmanns freut sich über die Unterstützung der Stadt: „Jetzt gibt es endlich Sicherheit.“ Das Atelier des 52-Jährigen liegt im Erdgeschoss. Sofort fallen dort die riesigen Leinwände mit kontrastreichen Farben ins Auge, die überall stehen.
In einer Ecke arbeitet ein Overhead-Projektor, mit dessen Hilfe der Künstler Pressefotos in Ölgemälde verwandelt. Aus dem kleinen angrenzenden Zimmer tönt ein Flügel, auf dem ein anderer klimpert.
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Das größte Atelier hat Torsten Münder gemietet. Er ist eines der Gründungsmitglieder, also schon seit 25 Jahren am Platz. Unter sechs Meter hohen Decken malt er und gestaltet kreative Objekte aus Fundstücken. Entlang der Wände reihen sich bunte Leinwände und einige seiner Figuren. Über der Tür erstreckt sich eine hölzerne selbstgebaute Empore, die bis oben hin vollgestellt ist.
„Durch den Kauf der Stadt haben wir endlich langfristige Sicherheit, hier auf ewig weiterarbeiten zu können. Das große Bangen hat endlich ein Ende“, erzählt er der MOPO und lacht: „Stellt Euch mal vor, ich hätte die Empore aufräumen und abbauen müssen!“
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Das Atelierhaus ist nicht die erste kulturelle Institution, die die Stadt gekauft hat. Erst im Mai erwarb sie zum Beispiel den Kampnagel und machte es zum Staatstheater. Auch hier der Grund: Sicherung der Kultur. „Gerade in der heutigen Zeit brauchen wir diese Orte in unserer Stadtgesellschaft.“, erklärte Brosda damals.