Nach Millionendiebstählen: Bei Aurubis müssen jetzt die Chefs bluten
Ein tödlicher Arbeitsunfall, Gewinnrückgang, ein ausgebuffter Materialklau: Für den Hamburger Kupferproduzenten Aurubis war das Jahr 2023 von Rückschlägen geprägt. Nachdem der Aufsichtsrat bereits den kompletten Konzernvorstand auf Abruf stellte, setzt das Kontrollgremium nach – und verpasst den Jahresboni der Manager eine gehörige Schrumpfkur.
Von festlicher Stimmung kann in der Aurubis-Chefetage derzeit wohl keine Rede sein. Neben dem drohenden Rausschmiss der Konzernspitze fallen auch die Geschenke zum Jahresende deutlich kleiner aus als erhofft. Das geht aus dem Jahresbericht des Konzerns für das Geschäftsjahr 2022/2023 hervor. Das „Abendblatt“ berichtete zuerst.
Hamburg: Aurubis streicht Managern die Boni zusammen
Danach muss der vierköpfige Vorstand – mit CEO Roland Harings (60) an der Spitze – empfindliche Gehaltseinschnitte hinnehmen. Neben ihrem Grundgehalt erhalten die Aurubis-Manager einen beträchtlichen Anteil ihrer Bezahlung durch leistungsabhängige Boni, die in diesem Jahr deutlich kleiner ausfallen: Harings erhält als Vorstandsvorsitzender so eine Gesamtvergütung von 1,1 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es noch 2,1 Millionen Euro.
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Die Bezüge von Finanzvorstand Rainer Verhoeven (55) sinken von knapp 1,5 Millionen Euro im Vorjahr auf gut 770.000 Euro, der operative Geschäftsführer (COO) Dr. Heiko Arnold (57) erhält statt einer Million Euro ebenfalls nur noch rund 770.000 Euro. Seine Kollegin Inge Hofkens (53, ebenfalls COO) kam Anfang des Jahres neu hinzu: Sie erhält eine Gesamtvergütung von gut 600.000 Euro.
Ein Grund für die Kürzungen: Der operative Gewinn vor Steuern reduzierte sich von 532 Millionen Euro im Vorjahr auf 349 Millionen Euro. Der Einbruch sei „im Wesentlichen auf den Fehlbestand an Metallen aufgrund der gegen Aurubis gerichteten kriminellen Handlungen zurückzuführen“, schreibt das Unternehmen in seinem Bericht.
Der Vorstand muss vorerst weiter zittern
Durch mehrere Diebstähle verschwanden Edelmetalle vom Werksgelände. Dazu wurde offenbar beim Ankauf von Recyclingschrott systematisch betrogen: die Gesamtschaden der bisher bekannten Fälle beläuft sich auf 169 Millionen Euro. Der Strafprozess gegen sechs tatverdächtige Männer im Alter von 33 bis 50 Jahre wird derzeit am Landgericht Hamburg geführt. Sie sollen zumindest für einen Teil des Schadens verantwortlich sein.
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Dazu kommt der verheerende Arbeitsunfall im Hamburger Stammwerk im Mai 2023 mit drei Toten. Beide Vorfälle machten dem Geschäftsbericht zufolge „Anpassungen am Jahresbonus“ notwendig. Diese seien im Einvernehmen zwischen dem Vorstand und dem Aufsichtsrat erfolgt, so der Bericht weiter.
Ob sich der Vorstand nach diesem Fiasko-Jahr überhaupt an der Konzernspitze wird halten können, ist fraglich. Der Aufsichtsrat hat angekündigt, darüber bis Ende Januar oder Anfang Februar des kommendes Jahres zu entscheiden. (doe)