Kino Hamburg Ranking
  • Besucher auf roten Kinositzen. (Symbolbild)
  • Foto: picture alliance/dpa/Daniel Reinhardt

Nach Shitstorm: Hamburger Kino stoppt umstrittenen Film

Die umstrittene Dokumentation „Nur ein Piks“ sollte der Kleinpartei „dieBasis“ helfen, Unterschriften für die Zulassung zur Bundestagswahl zu sammeln. Nach einem Shitstorm hat ein Bergedorfer Kinobetreiber in letzter Sekunde eine Vorführung des Films platzen lassen.

„Vaiana 2“, „Wicked“ oder „Der Spitzname“: Das Kinoprogramm des „Hansa Filmstudios“ an der Alten Holstenstraße (Bergedorf) liest sich harmlos. Doch am Dienstagabend sollte ein Film gezeigt werden, der in Vergangenheit für mächtig Diskussion sorgte.

Regisseur kandidierte für die AfD und schrieb für rechtsextremes Hetzblatt

Es geht um den Dokumentarfilm „Nur ein Piks – Im Schatten der Impfung“ von Regisseur Mario Nieswandt. Der Regisseur kandidierte zuletzt für die AfD in Brandenburg und schrieb früher für das vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestufte Magazin „Compact“, das das Bundesinnenministerium kürzlich verboten hat. Die Zeitschrift wehrt sich gegen das Verbot, das bis zum Abschluss des Verfahrens ausgesetzt wurde. Ende vergangenen Jahres hatte der Film bereits in Uelzen für Proteste vor einem Kino gesorgt.



Eingeladen nach Bergedorf hatte die Partei „dieBasis“. Sie gründete sich aus der Corona-Protestbewegung heraus und gilt vielerorts als Sammelbecken für Verschwörungs-Schwurbler und „Querdenker“. Parteimitglieder fielen mehrfach durch antisemitische Äußerungen auf.

In ihrer Einladung zu dem Kino-Abend in Bergedorf bat die Partei um Spenden und forderte ihre Mitglieder auf, Unterschriften für die Bundestagswahl zu sammeln. Hintergrund: Parteien, die bisher nicht im Bundestag oder einem Landesparlament sitzen, benötigen für eine Zulassung zur Wahl mindestens 1299 Unterschriften.

Kinobetreiber: Wollen nicht in eine „rechte Ecke“ gestellt werden

Nachdem bekannt wurde, dass dieser Film in Bergedorf gezeigt werden sollte und wer dazu eingeladen hatte, war die Empörung vielerorts groß. Bei dem Kino gingen mehrere E-Mails ein. Das Lichtspielhaus sagte den Abend nun ab.

John Barsoe, Geschäftsführer des „Hansa-Filmstudios“, schrieb der MOPO in einer Stellungnahme, das Kino sei ein „neutrales, unabhängiges und überparteiliches Unternehmen“ und wolle „nicht in eine ,rechte‘ Ecke gedrängt werden“. Man habe die Kinosäle in der Vergangenheit oft an verschiedene Parteien vermietet und bisher nie Probleme gehabt. Wer diese Parteien sind und um welche konkreten Veranstaltungen es sich handelte, sagte der Geschäftsführer nicht.

Kino-Fans sind froh über Absage

Um in Zukunft „Neutralität zu gewährleisten“, werde man darauf verzichten, Säle an Parteien oder politische Organisationen zu vermieten. Das Hansa-Filmstudio sei „weltoffen, steht für Vielfalt, Demokratie, Meinungsfreiheit und ist gegen Rassismus“.

Fragen der MOPO, ob das Kino wusste, dass der Regisseur früher für „Compact“ tätig war und ob bekannt war, dass die Partei dort Spenden und Unterschriften sammeln wollte, wurden nicht beantwortet.

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In den sozialen Medien zeigen sich Fans des „Hansa-Filmstudios“ froh über die Entscheidung: „Danke, dass ihr abgesagt habt!“ schreibt ein Nutzer unter den Instagram-Post der Kinobetreiber. „Gut, dass ihr die Notbremse gezogen habt, aber gegenüber Rechtsextremisten darf man nicht neutral sein!“ schreibt eine andere bei Facebook.

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