Signa feuert Mr. Elbtower: „keine andere Wahl“
Nächster Paukenschlag im wankenden Imperium von René Benko: Signa hat einen wichtigen Vorstandschef, der auch Elbtower-Gesicht war, fristlos vor die Tür gesetzt. Zudem droht die Pleitewelle näher zu kommen: Einem Bericht zufolge soll die wichtige Signa-Tochter Signa Prime bereits am einem Insolvenzantrag arbeiten. Das kann sich auch auf den Elbtower in der HafenCity auswirken – die Stadt checkt jetzt ständig amtliche Insolvenzbekanntmachungen.
Für ihn ist jetzt Schluss: In außerordentlichen Aufsichtsratssitzungen der Signa Prime Selection AG und der Signa Development Selection AG sei deren Chef Timo Herzberg mit sofortiger Wirkung seiner Funktionen enthoben und außerordentlich sowie fristlos gekündigt worden, teilte die von Milliardär René Benko gegründete Signa-Gruppe am Montagabend in Wien mit.
Signa-Beben: „Verdachtslage war eindeutig”
Das Gesicht dürfte einigen Hamburgern bekannt sein: Herzberg hatte den Elbtower 2018 neben Olaf Scholz (SPD) – damals noch Hamburgs Bürgermeister – vorgestellt, stetig für den Wolkenkratzer geworben und gilt als ein wichtiger Ansprechpartner für das Projekt bei Signa. Herzberg hatte stets beteuert, dass der Elbtower 2025 fertig sein werde.
Die Gründe für die Entlassungen seien ein dringender Verdacht auf grobe Verletzungen der Pflichten als Vorstandsmitglied, hieß es. Der Sanierer Erhard Grossnig übernehme die Funktion als Vorstandssprecher in beiden Immobiliengesellschaften, die saniert und restrukturiert werden sollen. Mehrere Signa-Konzerngesellschaften hatten zuletzt Insolvenz angemeldet.
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„Leider mussten wir diese Entscheidung treffen und diesen harten Schritt setzen. Die Verdachtslage war eindeutig und ließ den Aufsichtsräten keine andere Wahl“, sagte der Aufsichtsratschef der beiden Gesellschaften, Österreichs Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer. Gerade in den herausfordernden Zeiten bedürfe es eines hundertprozentigen Vertrauens in die handelnden Personen und Geschlossenheit bei den Entscheidungen.
Signa Prime schrieb im Vorjahr rund eine Milliarde Euro Verlust und hatte Ende 2022 etwa 10,8 Milliarden Euro Schulden. Signa Development schrieb einen Verlust von 316 Millionen Euro.
Bericht: Signa Prime soll Insolvenzantrag vorbereiten
Bei Signa Prime werde Insidern zufolge bereits eine Insolvenz in Eigenverwaltung vorbereitet, berichtet der „Spiegel“. In so einem Verfahren bleibt die Geschäftsführung im Amt und es wird normalerweise angestrebt, das Unternehmen zu sanieren und Vermögenswerte zu erhalten – im Gegensatz zu einem Verfahren mit einem externen Insolvenzverwalter, dessen Aufgabe es vor allem ist, Gläubiger auszuzahlen. Laut dem „Spiegel” wird derzeit mit Hochdruck an einem Sanierungsplan gearbeitet und der Insolvenzantrag intern innerhalb der nächsten zwei Wochen erwartet. Damit das klappt, muss der Plan aber auch das Gericht überzeugen und es zustimmen.
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Und was heißt das für Hamburg? Mehrere Filet-Immobilien in der Innenstadt gehören zum Benko-Imperium und über die Projektgesellschaft Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG ist auch der Elbtower an Signa Prime angeschlossen. Nachdem die Stadt schon von dem Baustopp am Elbtower unvorbereitet getroffen wurde, verfolgt die HafenCity GmbH nun die täglichen Entwicklungen und amtliche Insolvenzbekanntmachungen, berichtet das „Abendblatt” mit Verweis auf eine Kleine Anfrage der Linken. Zuletzt sei die Elbtower GmbH noch geschäftsfähig gewesen. Tritt eine Insolvenz tatsächlich ein, erwarte die Stadt, dass ein Insolvenzverwalter private Investoren suche und zeitnah weitergebaut werde. Wie realistisch das ist, bleibt abzuwarten. (ncd/dpa)