Klaus Rainer Röhl
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  • Foto: picture alliance/dpa | Oliver Berg

Nazi-Soldat, Kommunist, Meinhof-Ehemann: Klaus Rainer Röhl ist tot

Er war ein Villen-Besitzer und gleichzeitig Kommunist. Er war ein Wehrmachtssoldat und später Ehemann der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof. Er gründete die linke „konkret“ und schrieb zuletzt für die rechte „Junge Freiheit“: Wohl kaum ein Mensch lässt sich so schwierig einordnen wie Klaus Rainer Röhl. Jetzt ist der Hamburger Journalist im Alter von 93 Jahren gestorben.

Anecken. Unbequem sein. Das war das Lebensmotto des in Trockenhütte bei Danzig geborenen Sohnes eines Schriftstellers. Noch als Schüler wurde Klaus Rainer Röhl kurz vor Kriegsende eingezogen und musste als Soldat das KZ Stutthof bewachen. Mit den Schilderungen der dort gesehenen Gräueltaten zog er nach Kriegsende die Aufmerksamkeit auf sich – und fand vor allem im linken Lager Gehör.

In Hamburg lebten Röhl und seine Frau Ulrike Meinhof in einer Villa in Blankenese

Dort richtete er sich ein, gab während seines Studiums die Zeitschrift „Studentenkurier“ heraus – Sprachrohr der Protestbewegung „Kampf dem Atomtod“. Röhl wollte mehr. Er wollte gehört werden. Er wollte Ruhm und Prestige. Geschickt knüpfte er Kontakte zur Stasi und baute 1955 mit finanzieller Unterstützung aus der ostdeutschen Nachbarrepublik das linke Politmagazin „konkret“ auf.

Doch für den Erfolg des linken Blattes sorgte nicht er, sondern eine hochintelligente Journalistin mit genialem Analysevermögen und brillanter Schreibe: Ulrike Meinhof. 1961 heirateten die beiden. Sie bekamen die Zwillingsmädchen Regine und Bettina Röhl, die später selbst Journalistin wurde. Die Familie lebte in einer feinen Villa in Blankenese. Vor der Tür ein Porsche. An der Garderobe ein Pelzmantel. Nicht jedem Linken gefiel der Lebensstil dieses Salon-Kommunisten.

Röhl, der Playboy, betrog seine Frau Ulrike Meinhof im eigenen Zuhause

Die Ehe mit Meinhof war schwierig. Röhl, der Playboy, betrog seine Frau. Sie erwischte ihn. Es kam zum Bruch. Scheidung 1968. Zwei Jahre später ging Ulrike Meinhof in den Untergrund und schloss sich der RAF an.

Für die Zwillingsmädchen begann eine harte Kindheit. Hin und her gerissen zwischen den Fronten. Röhls Tochter Anja aus erster Ehe beschuldigte ihren Vater, sie als Kind verbal und sexuell belästigt zu haben, was er vehement bestritt. Doch auch Bettina Röhl beschrieb 2010 es habe Anfang der 70er Jahre Übergriffe gegeben, „es gab eine Ausnutzung der häuslichen Lebensgemeinschaft zwischen Vater und Kind“.

In den 80er und 90er Jahren wechselte der Ex-Linke ins rechte Lager

Vom Salonlinken wurde Röhl im Laufe der Jahre Schritt für Schritt zum Salonrechten. Die KPD-Mitgliedschaft war längst Geschichte, als er nach seinem Rauswurf bei „konkret“ 1975 in die SPD eintrat – und 1978 schon wieder austrat. 1993 promovierte er beim konservativen Berliner Historiker Ernst Nolte. 1995 trat er in die FDP ein und gehörte dort dem nationalen Flügel an. Er schrieb für Publikationen, die den Begriff „Befreiung“ als Beschreibung für das Ende des Zweiten Weltkrieges kritisierten. Immer wieder publizierte Röhl seine Texte in der rechtskonservativen Wochenzeitung „Junge Freiheit“.

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Seine politische Instabilität beschrieb Röhl selbst einmal mit den Worten: „Ich war mein Leben lang immer nur Publizist und damit ein Spiegelbild der Gesellschaft (…), aber ich bin da nirgendwo hängengeblieben, sondern immer meinen eigenen Weg gegangen.“

Klaus Rainer Röhl starb am 30. November, einen Tag vor seinem 93. Geburtstag in Köln.

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