NDR-Beben: So geht es nach dem Rücktritt der Chefin weiter
Der Wirbel um den NDR geht weiter: Nach Berichten über politische Einflussnahme im Landesfunkhaus Kiel gibt es nun auch in Hamburg ein Personal-Beben. Funkhaus-Chefin Sabine Rossbach wird Vetternwirtschaft vorgeworfen. Nun zieht sie angesichts des hohen Drucks Konsequenzen.
Was wird der Funkhaus-Chefin vorgeworfen?
Sie soll ihren Job genutzt zu haben, um Familienmitgliedern Vorteile zu verschaffen. Dem Onlineportal „Business Insider“ zufolge soll Rossbachs ältere Tochter Kunden ihrer PR-Agentur in NDR-Beiträgen platziert haben. Recherchen des NDR-Investigativteams zufolge soll der Geschäftsleitung des Senders dieser Verdacht zudem schon länger bekannt gewesen sein. Auch die MOPO ist bereits 2017 Hinweisen darauf nachgegangen.
Was sagt der Sender zu den Vorwürfen?
Der NDR teilte am Freitag mit, dass Sabine Rossbach ihre Tätigkeit ruhen lassen wird, „bis die Prüfergebnisse über die im Raum stehenden Vorwürfe vorliegen. Sie hat zudem angekündigt, nicht dauerhaft auf ihre Position zurückzukehren.“ NDR-Intendant Joachim Knuth sagte, Rossbach mache in den kommenden Monaten den Weg frei für einen Neuanfang im Landesfunkhaus. „Wir nehmen uns jetzt die Zeit, die im Raum stehenden Vorwürfe aufzuklären.“ Mitarbeiter hatten in einem Brief an den Intendanten ihren Unmut geäußert und betont, man könne sich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Rossbach nicht mehr vorstellen.
Wie geht es jetzt in der NDR-Führung weiter?
Die kommissarische Leitung des Landesfunkhauses übernimmt die Vize-Funkhausdirektorin und Hörfunkchefin von NDR 90,3, Ilka Steinhausen. Damit liege ab sofort auch die journalistische Verantwortung für alle Programme in ihrer Hand.
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Wie will der NDR die Vorwürfe aufklären?
Gemeinsam mit der Vize-Intendantin Andrea Lütke übernehme Steinhausen die Verantwortung der Aufklärungsprozesse. „Ein unabhängiges Team aus Kolleginnen und Kollegen außerhalb des Hamburger Funkhauses wird die journalistische Aufarbeitung der im Raum stehenden Fälle und der redaktionellen Abläufe vornehmen“, teilte der ARD-Sender weiter mit.
Wie reagiert die Politik?
„Die Vorwürfe der Vetternwirtschaft wiegen schwer, doch es gilt die Unschuldsvermutung“, sagte Hansjörg Schmidt, medienpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion Hamburg und Mitglied im Landesrundfunkrat, am Freitag. „Es ist notwendig, dass der NDR nun einen transparenten Aufklärungsprozess startet und Sabine Rossbach für diesen Zeitraum ihr Amt ruhen lässt. Schon der Eindruck, es sei aus persönlichen Motiven Einfluss auf Berichterstattung ausgeübt worden, ist fatal. Deshalb braucht es im NDR eine lückenlose Analyse.“ (mp/dpa)