NDR-Intendant Joachim Knuth
  • Joachim Knuth, Intendant des NDR, wird kritisiert: Zum zweiten Mal lässt er es zu, dass AfD-Vertreter eine Führung durchs NDR-Landesfunkhaus in Lokstedt erhalten.
  • Foto: dpa

NDR-Intendant unter Beschuss: „Falscher Umgang mit Rechtsextremisten und Rassisten“

Im NDR in Hamburg rumort es. Und je näher der kommende Freitag rückt, desto schlimmer wird das werden. Viele Mitarbeiter sind empört über den eigenen Intendanten, der erneut Mitgliedern der AfD Zutritt zum Landesfunkhaus gewähren will. Ein Großteil der Belegschaft hat dafür überhaupt kein Verständnis.

Sämtliche beim NDR vertretenen Gewerkschaften rufen die Mitarbeiter für kommenden Freitag ab 15 Uhr zu einer Demonstration vor dem Eingang des Landesfunkhauses in Lokstedt auf. Peter Dinkloh von der Mediengewerkschaft Verdi, der die Kundgebung angemeldet hat, sagte zur MOPO: „Die AfD und die AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung sind menschenverachtende, rassistische Organisationen, die die Pressefreiheit und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Frage stellen. Sie haben im NDR nichts verloren.“

Dinkloh weiter: „Wenn der NDR meint, er müsse mit allen politischen Kräften im Gespräch bleiben, auch mit denen, die die Fundamente der freiheitlich-demokratischen Grundordnung in Frage stellen, dann hat er nach unserer Auffassung ein völlig falsches Verständnis von seinem Programmauftrag.“ Intendant Joachim Knuth wird aufgefordert, die ungebetenen Gäste wieder auszuladen.

Die Wut war groß: Mitte November demonstrierten 130 Personen - darunter vor allem Mitarbeiter des NDR - gegen einen AfD-Besuch im Landesfunkhaus in Lokstedt. Am kommenden Freitag wird es erneut zu Protesten kommen. Marius Röer
NDR
Die Wut war groß: Mitte November demonstrierten 130 Personen – darunter vor allem Mitarbeiter des NDR – gegen einen AfD-Besuch im Landesfunkhaus in Lokstedt. Am kommenden Freitag soll es erneut Proteste geben.

„Menschenverachtende, rassistische Organisationen haben im NDR nichts verloren“

Bereits Mitte November hatten eine Gruppe von AfD-Anhängern und -Politikern sowie Vertreter der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES) den NDR in Lokstedt besucht und – unter dem Protest von NDR-Mitarbeitern – eine Führung durchs Landesfunkhaus erhalten. Nach MOPO-Informationen ist für den kommenden Freitag erneut eine solche Führung angesetzt. Sie beginnt um 16 Uhr im Landesfunkhaus in Lokstedt. Es werden diesmal 15 Personen aus dem AfD-Umfeld erwartet.

Eine Gruppe von AfD-Anhängern spazierte Mitte November durch den Eingang des Landesfunkhauses - unter dem Protest vieler NDR-Mitarbeiter und Mitgliedern des Hamburger Bündnisses gegen Rechts. Unter den rechten Gästen des NDR auch Thorsten Prenzler (im Hintergrund zu sehen, hauptamtlicher Geschäftsführer der AfD-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft. Marius Röer
NDR
Eine Gruppe von AfD-Anhängern spazierte Mitte November durch den Eingang des Landesfunkhauses – unter dem Protest vieler NDR-Mitarbeiter und Mitgliedern des Hamburger Bündnisses gegen Rechts. Unter den rechten Gästen des NDR auch Thorsten Prenzler (im Hintergrund zu sehen, hauptamtlicher Geschäftsführer der AfD-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft

Gegenüber der MOPO mochte sich die NDR-Pressestelle nicht zum neuerlichen Besuch äußern, es sei alles gesagt. Eine Sprecherin schrieb lediglich: „Der NDR hält an seiner grundsätzlichen Haltung fest, mit allen Teilen der Gesellschaft in den Dialog zu treten, dazu zählen auch diejenigen, die den Prinzipien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks kritisch gegenüberstehen.“ Und in einer weiteren Mail schrieb sie: „Termine einzelner Besucherführungen, Uhrzeiten und Ortsangaben sind nicht von öffentlichem Interesse.“

Nächsten Freitag bekommen AfD-Vertreter erneut eine Führung durch den Sender

Gegenüber der MOPO kritisiert ein NDR-Mitarbeiter, der nicht genannt werden will, den Intendanten Joachim Knuth scharf: Die Desiderius-Erasmus Stiftung, die den Besuch beim NDR angemeldet hat, werde vom Zentralrat der Juden als „rassistische, antisemitische und völkische Organisation“ eingestuft. „Mit ihrer Entscheidung, den Besuch zuzulassen, gibt die Leitung des NDR der AfD und der Stiftung erneut die Chance, sich als ,ganz normaler Teil‘ dieser Demokratie darzustellen. Das sind sie nicht, sie sind der rechte, menschenverachtende Rand. Wie will der NDR es den Opfern rassistischer und antisemitischer Gewalt erklären, dass solche Organisationen empfangen werden wie eine Ortsfeuerwehr oder wie ein Kegelclub?“

Nach MOPO-Informationen werden sich an den Protesten am Freitag neben Verdi auch der Deutsche Journalisten-Verband und die Mediengewerkschaft VRFF beteiligen. Sandra Goldschmidt, Vorsitzende des Verdi-Landesbezirks Hamburg und stellvertretende Vorsitzende des NDR-Rundfunkrates, hat ihre Teilnahme zugesagt.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp