Verdi besteht auf Reallohnsicherung für alle Hafenarbeiter.

Der Tarifstreit um die Hafenangestellten geht in die entscheidende Phase. Foto: picture alliance/dpa/Christian Charisius

Nervenkrieg im Hafen: Jetzt kommt es zum entscheidenden Treffen

Einigung oder wieder Warnstreik in den Häfen? Der aktuelle Tarifkonflikt ist der heftigste seit Jahrzehnten in der Branche. Die Gewerkschaft Verdi und die Arbeitgeber der Hafenbetriebe bekunden ihren Einigungswillen – aber noch immer liegen die Positionen auseinander.

Nach nunmehr neun Verhandlungsrunden und einer Serie von Warnstreiks tritt der Tarifkonflikt um die Löhne für Hafenarbeiter:innen in den Nordseehäfen in eine entscheidende Phase. Am Montag ist es soweit: die Gewerkschaft Verdi und die Hafenbetriebe nehmen in Bremen ihre Tarifgespräche wieder auf.

Entscheidendes Treffen im Tarifstreit um Hafenangestellte steht an

Bei Hafenlogistikern herrscht die große Sorge, dass Verdi im Falle einer ergebnislosen Runde sogleich zu einem weiteren Warnstreik aufrufen könnte. „Deshalb hoffen wir, dass bei Verdi in der kommenden Woche die Vernunft obsiegt und sich die kompromissbereiten Kräfte durchsetzen und es zu einem Abschluss kommt“, heißt es beispielsweise beim Hamburger Hafenlogistiker HHLA.

Beide Seiten haben zuvor zwar ihren Einigungswillen bekundet, liegen in der Einschätzung des Verhandlungsstandes aber auseinander. Während der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) nach der neunten Runde vor knapp zwei Wochen von Annäherungen sprach, hatte sich Verdi-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth „enttäuscht über die geringe Annäherung“ geäußert. Am Freitag forderte sie vom ZDS abermals ein verbessertes Angebot. Es liege nun an den Arbeitgebern, ob es zu einem Verhandlungsergebnis komme.

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Die zehnte Runde ist der letzte von drei Terminen, die die Tarifparteien nach einem gerichtlichen Vergleich vereinbaren mussten. Im Gegenzug wurde vereinbart, dass weitere Warnstreiks bis zu dieser Runde ausgeschlossen sind. „Wir erwarten nach wie vor, dass die Arbeitgeberseite die gerichtlich verordneten drei Verhandlungstermine nutzt, um einen Tarifabschluss voranzubringen und entsprechende Angebote zu unterbreiten“, sagte Schwiegershausen-Güth.

Im Kern geht es in dem Konflikt darum, die Verdi-Forderung nach einem Ausgleich der aktuell sehr hohen Inflation mit dem Wunsch der Arbeitgeber nach einer 24-monatigen Laufzeit zusammenzubringen. Im Gespräch waren zuletzt mögliche Mechanismen und Kriterien, die im Falle einer 2023 anhaltend hohen Teuerung eine Nachbesserung oder Nachverhandlung für das zweite Jahr der Laufzeit ermöglichen würden. Nach Verdi-Angaben haben die Arbeitgeber in der vorigen Verhandlungsrunde „ein Modell vorgelegt, das das Risiko für mögliche Preissteigerungen im zweiten Jahr zu 30 Prozent auf die Beschäftigten verlagert“.

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Die Gewerkschaft war mit einem Forderungspaket in die Verhandlungen gegangen, das nach Verdi-Angaben in der Spitze Lohnerhöhungen von bis zu 14 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten bedeuten würde. Auf dem Tisch liegt seit Anfang Juli ein als „final“ bezeichnetes Angebot der Arbeitgeber – bei allerdings 24 Monaten Laufzeit – mit 12,5 Prozent mehr für die Beschäftigten in Containerbetrieben und 9,6 Prozent für Mitarbeiter in konventionellen Betrieben. Für „Beschäftigungssicherungsbetriebe“ mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten und einem Sanierungstarifvertrag taxiert der ZDS das Angebot auf 5,5 Prozent. (mp/dpa)

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