Neuer Abrissantrag: Schafft Bergedorf seinen Charme ab?
Tanja Zanger (37) mit Tochter Liezel (5) ist erschüttert über die zahlreichen Ladenschließungen in der Einkaufsmeile Sachsentor.
Foto: Rüdiger Gärtner
Bergedorf –
Sie ist die wichtigste Einkaufsstraße in der Bergedorfer Innenstadt: das Sachsentor. Zahlreiche historische Fachwerkhäuser verleihen dieser Straße einen besonderen Charme und laden die Leute zum entspannten Bummeln ein. Doch es zeichnet sich eine beunruhigende Entwicklung ab: Immer mehr Läden müssen schließen – und jetzt droht sogar ein Abriss.
Ein kleines Haus mit roten Backsteinen und weißen Holzfachwerk ziert das Sachsentor. Doch die großen Schaufenster des ehemaligen „Klier Moden“-Haus neben „Kaffeeröster Timm“ sind schon lange leer. Die Bergedorfer bedauern, dass neben dem Modehaus auch viele andere Läden schließen. Muss das historische Fachwerkhaus jetzt auch noch weichen?
Dem Bezirksamt liegt ein Abrissantrag vor
Dr. Sebastian Kloth, Pressesprecher des Bezirksamtes Bergedorf, bestätigt, dass ein Abrissantrag für das Denkmal Sachsentor 17 vorliegt: „Das Denkmalschutzamt und der Bezirk stehen dazu im Austausch. Ein Bescheid ist noch nicht erfolgt.“ Eine Tendenz könne er im laufenden Verfahren nicht geben. Da der Denkmalschutz involviert sei, müssten viele Gesichtspunkte abgewogen werden.
Prüfung nach Kriterien des Denkmalschutzgesetzes
Das Denkmalschutzamt bestätigte diese Aussagen. Der Antrag werde einer Prüfung nach Kriterien des Denkmalschutzgesetzes unterzogen. Geprüft werde beispielsweise, wie viel Originalsubstanz noch vorhanden sei beziehungsweise in welchem Zustand die Substanz sich befindet. Weiterhin wird bei dieser Prüfung hinterfragt, ob die Erhaltung unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten für den Eigentümer noch zumutbar ist. Die Bergedorfer Nachrichten hatten zuerst über den geplanten Abriss berichtet.
Fassade soll erhalten bleiben
Der Vorsitzende des Bergedorrfer Bauausschusses, Julian Emrich (CDU), findet hingegen deutliche Worte: „Unser Wunsch wäre natürlich, das Gebäude zu erhalten. Die Bausubstanz ist allerdings so schlecht, dass wir keine Handhabe habe, den Abriss trotz Erhaltensverordnung zu verweigern.“ Dennoch werden sie sich dafür einsetzen, die Fassade des Hauses zu erhalten. Die historischen Bauten machen die Einkaufsstraße schließlich aus, argumentiert der Politiker. Seinen Einschätzungen nach, wird das Genehmigungsverfahren noch vier Wochen andauern.
„Hier stirbt ein Stück Bergedorf“
Die Passanten bedauern die Entwicklungen. Harald (81) und Helga (79) Axt sind Urbergedorfer. Sie gehen bereits seit Jahrzehnten hier einkaufen. „Die teuren Ladenmieten schrecken ab. 15-20 Tausend Euro Miete muss man erst mal erwirtschaften“, erklären sie.
Auch Tanja Zanger (37) mit Tochter Liezel (5) ist erschüttert: „Wir kommen regelmäßig hier her zum Einkaufen. Heute zum Beispiel wollen wir Hausschuhe für die Tochter kaufen, doch Deichmann ist schon aufgegeben. Die hohen Mieten schrecken die Geschäftsleute ab. Schade, denn hier stirbt ein Stück Bergedorf.“