Überraschende Planänderung: U5 bekommt neuen Streckenverlauf in der Innenstadt
Es ist die größte Investition, die Hamburg unter Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) bislang gemacht hat: Die neue U-Bahn-Linie U5, die einmal den vernachlässigten Osten der Stadt von Bramfeld aus mit dem Westen verbinden soll. Doch während im Osten bereits fleißig gebuddelt wird, war der genaue Verlauf der U-Bahn durch die Innenstadt noch immer nicht klar. Am Donnerstag hat die Senatskommission eine Entscheidung getroffen.
Die U5 wird nicht am Jungfernstieg halten, sondern direkt zwischen Hauptbahnhof und Stephansplatz fahren. Das teilte die Senatskommission am Donnerstag mit. Dadurch seien sowohl am Hauptbahnhof als auch am Stephansplatz bahnsteiggleiche Umstiege zu den Linien U1, U2 und U4 möglich. Aber nicht nur das: „Diese direkte Linienführung führt zu einem größeren Nutzen für die Fahrgäste und zu geringeren Baukosten von insgesamt 130 Millionen Euro“, heißt es in der Entscheidung.
U5 wird nicht am Jungfernstieg in der Innenstadt halten
Die Planer rechnen mit täglich rund 29.000 Umsteigern zwischen U1/U5 und dem Bahnhof Dammtor. Das bringe gleichzeitig eine Entlastung für den aus allen Nähten platzenden Hauptbahnhof. „Mit der Möglichkeit des U-, S- und Regional- und Fernverkehr-Umstiegs entsteht eine neue kleine Schwester des Hauptbahnhofs“, sagt Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne). Die U5 seit weiterhin im Zeit- und Kostenplan.
Ursprünglich war der Jungfernstieg im Jahr 2020 eingeplant worden, um die prognostizierten Mehr-Fahrgäste an der U2/U4-Haltestelle Hauptbahnhof-Nord abwickeln zu können. Das sei unter anderem aufgrund des künftigen halbautomatischen Betriebs dieser Linien jetzt nicht mehr nötig, heißt es jetzt. Bahnsteige und Zugangsanlagen am Hauptbahnhof würden zudem optimiert werden, um die Fahrgäste besser zu verteilen.
Hamburger Linken-Politikerin Heike Sudmann bleibt diesbezüglich skeptisch: „Mit dem Wegfall der U5-Haltestelle Jungfernstieg erreicht die Haltestelle am Hauptbahnhof ihre Kapazitätsgrenze. So sieht doch keine zukunftsfähige Planung aus“, kritisiert sie. „Es ist auch kaum zu glauben, dass sich bei der neuen Doppelhaltestelle am Stephansplatz alle bisherigen Probleme in Luft auflösen. Diese unterirdische Planung der U5 bringt eben doch viele Probleme mit sich, die bei einer oberirdischen Straßenbahn nicht anfallen.“
Eigentlich war die Haltestelle Jungfernstieg bislang fester Bestandteil der U5, seit einem Jahr gibt es bereits Probebohrungen auf der Binnenalster – diese Haltestelle hätte unter Wasser mithilfe einer wasserdichten Baugrube gebaut werden müssen. Diese Baugrube wird es jetzt zwar auch geben, um den Gleiswechsel der U5 unter der Alster zu bauen, aber diese wird deutlich kleiner und nicht so tief wie ursprünglich gedacht.
Hochbahn baute in den 20er Jahren die erste Unterwasser-Haltestelle
Übrigens: Mitte der 1920er-Jahre wagte sich die Hochbahn bereits das erste Mal unter die Alster, als die Pläne für eine neue U-Bahn-Strecke von der Kellinghusenstraße zum Jungfernstieg konkret wurden – die heutige U1. Auch damals musste das Wasser der Alster aus den Baugruben am Jungfernstieg und an der Reesendammbrücke herausgehalten werden. Dabei wurden zwar bereits Dampframmen und Greifbagger genutzt, zum Großteil wurde aber per Hand gearbeitet.
Mehrfach kam es während der Bauarbeiten zu Wassereinbrüchen: Im Januar 1933 lief die ganze Baugrube voll und fror anschließend zu. 1934 wurde die neue U-Bahn-Station dann feierlich eröffnet – die erste Unterwasser-Haltestelle Deutschlands.
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