Neugründung in der Corona-Krise: Warum dieser Hamburger Bäcker nur sechs Brote macht
Eimsbüttel –
Er ist vermutlich der einzige Bäcker in Hamburg, der nicht mitten in der Nacht aufstehen muss. Und noch etwas unterscheidet Sören Korte (34) von seinen Kollegen: Er bietet nur sechs unterschiedliche Brote an. Sonst nichts. Brötchen, Kuchen, süße Teilchen – Fehlanzeige. Am Mittwoch feiert er die Eröffnung seiner „Sören Korte Brotmanufaktur“ in der Weidenallee 61. Die Existenzgründung mitten in der Corona-Krise – unglücklich, aber nicht zu ändern.
Seit 15 Jahren ist der Bäckermeister in seinem Job. „Ich habe schon in Betrieben in ganz Deutschland gearbeitet und bin dort immer wieder bei den Broten gelandet. Sie herzustellen, ist so schön vielfältig. Allein der Duft“, schwärmt er.
Warum ein Hamburger Bäcker nur sechs Brotsorten anbietet
Sein Laden wird dienstags bis sonnabends von 14 Uhr bis 18 Uhr geöffnet haben. „Ich habe einfach keine Lust mehr, so früh aufzustehen. Das Brotgeschäft fängt außerdem meist erst nach dem Mittag an, weil Kunden morgens eher Brötchen und belegte Teilchen kaufen“, sagt er.
Und warum ist die Auswahl so klein? „Mir ist Qualität sehr wichtig, deshalb biete ich nur wenige Sorten an“, sagt Sören Korte. Seine Sauerteig-Brote gibt es unter anderem in den Varianten Dinkelvollkorn, Roggendinkelvollkorn, eines ist mit Pistazien, Kürbiskernen, Walnüssen, Haselnüssen und Sonnenblumenkernen. Ein Weizenbrot ist mit Rotweinsauerteig hergestellt. „Das sorgt für eine süße Note“, so der Bäcker. Sein Rezept: Nur Mehl, Salz und Wasser. Und viel Zeit. Der Teig für seine Weißbrote etwa ruht ganze vier Tage.
Corona: Existenzgründung ist jetzt schwierig
Seit einem Jahr hat Sören Korte auf die Eröffnung des Ladens an der Weidenallee hingearbeitet. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie machen ihm große Sorgen. „Als Existenzgründer ist es natürlich mit der derzeit noch wenigen Laufkundschaft schwierig. Am liebsten hätte ich meine Eröffnung auch noch etwas verschoben, aber dies würde ich auch finanziell nicht mehr schaffen“, sagt er.
Unterstützung bekommt er von befreundeten Betrieben, es gab aber auch einmal etwas Ärger. „Als ich im Laden gerade etwas umbaute, beschimpften mich zwei vorbeigehende Frauen als Kapitalisten, der die aktuelle Situation ausnutzen würde, um sich zu bereichern. Das war skurril“, sagt er.
Sören Korte hat ein zweites Standbein bei „Bread“
Zum Glück hat er noch ein zweites Standbein. Sören Korte arbeitet nebenbei als Backstubenleiter bei „Bread“, wo es nur eine einzige Sorte zu kaufen gibt. Dafür steht er morgens um 5 Uhr auf – für Bäcker ist das richtig spät. Nach Feierabend backt er dort seine eigene Ware. Und wie isst er sein Produkt am liebsten? „Ich lasse frisches Brot noch eine Nacht liegen. Und dann stecke ich die Scheiben in den Toaster, um noch mehr Röstaromen zu erzeugen“, sagt der Brot-Gourmet. Beim Belag ist er weniger anspruchsvoll: Sein Brot isst er am liebsten mit Nuss-Nugat-Creme.