RTL statt Gruner + Jahr: Von der langen Geschichte des Hamburger Verlags ist am Baumwall nichts mehr zu sehen.
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  • Foto: dpa | Markus Scholz

Nur noch RTL-Tochter: Hat Gruner + Jahr eine Zukunft in Hamburg?

Einst ein stolzer Hamburger Traditionsverlag mit Titeln wie „Stern“, „Geo“ oder „Capital“, ist Gruner + Jahr (G + J) mittlerweile nur mehr eine Tochtergesellschaft der RTL-Gruppe. Seit einigen Tagen prangt nicht einmal mehr das bekannte Verlagslogo am Gebäude am Baumwall. Was heißt das für die Zukunft?

Die Frage, wie – und ob überhaupt – es mit G+J am Standort Hamburg weitergeht, ist nicht neu. Lange beschäftigte eine Debatte über den Standort den Verlag und seine Belegschaft. Aus dem Gebäude am Baumwall wollte man raus, dafür in der HafenCity am Lohsepark neu bauen – aber das Projekt platzte im Frühjahr 2021 endgültig.

Hamburg: Steht Gruner + Jahr vor schwierigen Zeiten?

Da schwelten bereits Gerüchte, dass eine Übernahme oder mindestens eine enge Verzahnung mit RTL bald anstehe. Neuer Gruner-Chef war damals gerade Stephan Schäfer geworden, zugleich Chef des Deutschland-Geschäfts von RTL. Schäfer ist mittlerweile wieder weg, seine Geschäfte hat Thomas Rabe, CEO von Bertelsmann und der RTL-Gruppe, übernommen. Und damit zuletzt erneut für Unruhe am Baumwall gesorgt. Nun ist Gruner + Jahr als Verlag auch nach außen nicht mehr sichtbar: Wer am Verlagshaus vorbeigeht, sieht nur noch das Logo von RTL am Gebäude.

Dort trat Rabe am Mittwoch auf dem Sommerfest auf – und gab zumindest für den Standort Hamburg Entwarnung. Der RTL-Boss erklärte, berichtet „Meedia“, dass G+J auch als Konzerntochter der Stadt erhalten bleibe. Damit führt Thomas Rabe den Kurs seiner Vorgänger fort: Im Mai 2021 hatte sich der Verlag fest zum Medienstandort Hamburg bekannt, auch gegenüber Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zugesichert, die Zelte an der Elbe nicht abbrechen zu wollen.

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Einige Unsicherheiten ließen sich dennoch nicht ausräumen. Äußere Umstände, die der Konzern nicht beeinflussen könne, träfen RTL hart, berichtet „Meedia“ weiter. Das seien Faktoren wie ausbleibende Werbebuchungen, der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine oder allgemein die steigende Inflation. Das wiederum habe „massive Auswirkungen“ auf das Kerngeschäft von Gruner+Jahr, sagte Rabe. Gut möglich, dass der Verlag über kurz oder lang drastische Sparmaßnahmen beschließen müsse.

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